Title: | NL Schmitthenner, Wilhelm |
Name of the creator / provenance: | Der Nachlaß wurde am 7.11.1994 durch den Sohn Dr. Dr. Walter Schmitthenner, em. Professor für Alte Geschichte an der Universität Freiburg i. Br. , in das Stadtarchiv Mannheim gegeben. Ein weiterer Zugang wurde im Jahr 1995 abgeliefert. Professor Schmitthenner führte auch die Vorordnung durch, die von den Verzeichnern übernommen wurde.
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Geschichte der Institution mit Archivbeständen: | Professor Wilhelm Schmitthenner wurde am 18. November 1870 in Mühlhausen bei Pforzheim als fünftes von insgesamt sieben Kindern des Pfarrers Karl Philipp Schmitthenner und seiner Frau Elise Friederike, geb. Engelmann geboren.
Nach zwei Jahren wurde der Vater nach Dürrn bei Pforzheim versetzt, wo Wilhelm aufwuchs und enge Bindungen an diesen Ort entwickelte. Der Vater unterrichtete ihn 7uhause und, nach einem kurzen Schulbesuch im Pforzheimer Gymnasium, war Wilhelm ab 1883 Schüler der Lateinschule Kornthal/Stuttgart. Nach der Versetzung seines Vaters nach Feudenheim besuchte Wilhelm ab der Obersekunda das Gymnasium in Mannheim. Nach erfolgreich absolviertem Abitur begann Wilhelm 1889 das Theologiestudium in Erlangen. 1893 beendete er das Studium - nach weiteren Semestern in Basel, Heidelberg und Leipzig - und wurde in den badischen Kirchendienst aufgenommen. Als Vikar war er u.a. bei seinem Vater in Feudenheim, in Oberkirch und Lichtenau/Kehl tätig. 1899 wurde ihm die erste eigene Stelle als Pastorationsgeistlicher in Achern übertragen. Schon während des Theologiestudiums hatte er sich dem Erlernen von Sprachen (u.a. italienisch, ungarisch und isländisch) zugewandt, und so beschloß er 1903 ein weiteres Studium zu beginnen. Er trat aus dem Kirchendienst aus, allerdings mit der Option jederzeit wieder eintreten zu können, und begann das Studium der Neueren Philologie mit den Stationen Genf, Lausame, Stuttgart, Heidelberg und London. Außerdem unterrichtete er an Volks- und Mittelschulen in Deutschland und der französischen Schweiz. Dabei entwickelte er die "einsprachige" Methode um Sprachen zu erlernen und zu unterrichten. Im Frühjahr 1908 bestand er die Staatsprüfung mit gutem Erfolg. Während seiner thelologischen Studienzeit schloß er sich dem "Wingolf" an und verkehrte im Schweizer "Schwizerhüsli". Außerdem wurde er während des Philogiestudiums aktiv in der Wandervogelbewegung tätig und leitete zahlreiche Fahrten. Von 1908 bis 1909 unterrichtete er in Tauberbischofsheim, anschließend war er ein Jahr Hauslehrer der Kinder des Fürsten von Leiningen-Amorbach. Im Jahr 1910 wurde ihm eine Lehrerprofessur in Freiburg/Brg. verliehen und im gleichen Jahr nahm er in Mannheim eine Professur an. Er unterrichtet von 1910 bis 1930/31 an der Höheren Mädchenschule (Elisabethschule). Auch während dieser Zeit unternahm er immer wieder Reisen mit dem Wandervogel, u.a. nach Schweden, Norwegen etc. Am 23. September 1915 heiratete er seine 22 Jahre jüngere Schülerin und jetzige Unterlehrerin Karoline Friederike Merk und wurde am 11. Juli des folgenden Jahres Vater des einzigen Sohnes Walter.
Schon vor der Hochzeit hatte er sich für den freiwilligen Kriegsdienst gemeldet, dies wurde aber abgelehnt , statt dessen diente er in der Mannheimer Bürgerwehr, u.a. als Dolmetscher für nordische Sprachen. Nach 1918 war Schmitthenner ein entschiedener Kriegsgegner und arbeitete in mehreren Friedensorganisationen. Er war auch Mitglied der SPD und engagierte sich im Reichsbanner und im Bund Religiöser Sozialisten, die ihn auch zum Kirchengemeinderatsmitglied wählten. Er war als treuer Anhänger der Weimarer Republik bekannt.
1930 kam es zu einem aufsehenerregenden Prozeß, in dem ihm unzüchtige Berührungen an seinen minderjährigen Schülerinnen vorgeworfen wurden. Der Prozeß endete mit einem Freispruch, in dem darauf folgenden Disziplinarverfahren wurde eine Ordnungsstrafe verhängt. Er wurde nach Schwetzingen und wenig später nach Pforzheim an eine Jungenschule (humanistisches Gymnasium) versetzt. Nach diesem Verfahren nahm er auch an keiner Großen Wandervogelfahrt mehr teil. Im Winter 1932/33 wurde aufgrund der Brüning'schen Notverordnung in den vorläufigen Ruhestand versetzt und 1935 endgültig pensioniert. Nach seinem Ausscheiden aus dem Lehrerberuf lebte er in Heidelberg und widmete sich erneuten Sprachstudien und seiner zahlreichen Korrespondenz. Außerdem hielt er gelegentlich als Vertreter Gottesdienste in der Umgebung. Im September 1939 wollte er wieder in den Schuldienst zurückkehren, sein Gesuch wurde aber abgelehnt. Am 13. August 1942 starb seine Frau Karoline. Im folgendem Jahr hielt er den Traugottesdienst für seinen Sohn Walter und dessen Frau, Dr. Eva Schmitthenner, geb. Wolf, ab. Die junge Braut führte auch den gemeinsamen Haushalt. Auch nach Kriegsende unternahm er noch Reisen , doch meist alleine. Nach dem Krieg erhielt er die Genehmigung zur Eröffnung einer privaten Sprachschule in Heidelberg. Im Dezember 1950 erkrankte er schwer und verstarb am 18. Januar 1951 im Alter von 80 Jahren.
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Classification: | Der Nachlaß enthält viele Briefe, Predigten, Predigtenentwürfe, Fahrtenberichte und Reiseunterlagen, aber auch ausführliches Material zu den Wandervögeln, sowie die Prozeßunterlagen. Der Neuzugang beinhaltet viele Reiseaufzeichnungen, Tagebücher, Notizkalender, Ausgabenbücher und sogenannte Nestbücher des Schwedenhäuschens in Schönau in Heidelberg. Der Sohn fügte einige Dinge hinzu, so etwa den Wingolfschriftwechsel (1969-1984) und die zahlreichen Kondolenzschreiben, außerdem die Personalakten seines Vaters von 1889 bis 1951 in Kopie. Am 30.08.1995 erfolgte eine zweite Nachlaßlieferung. Dieser Teil enthält hauptsächlich Fotografien, viele mit handschriftlichen Erläuterungen, die teilweise von Wilhelm, aber auch von Walter stammen. Auch hier wurde die Vorordnung von Prof. Dr. Walter Schmitthenner beibehalten. Ein weiterer Teil des Nachlasses befindet sich noch bei Prof. Dr. Schmitthenner, dabei handelt es sich um Korrespondenz des Ehepaars Schmitthenner untereinander. Eine weitere Nachlieferung erfolgte am 12.12.1995. Dieser Teil beinhaltet ein Ringbuch, biographische Angaben und mehrere lose Blattsammlungen mit Gedanken von Wilhelm Schmitthenner.
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Appraisal and destruction: | Analyse und Wert im Blick auf die Überlieferung des Stadtarchivs: Neu für Stadtarchiv Wandervogel und Religiöse Sozialisten. |
Usage notes: | Vorläufig gesperrt sind die Nummern 10 und 13b. |
Comments: | Ordnung und Verzeichnung führte Frau Praktikantin Bergmann unter Anleitung von Dr. Nieß von November 1994 bis Januar 1995 durch. |
Bundesland: | Baden-Württemberg |
Art der Institution mit Archivbeständen: | Kommunale Archive |
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Usage |
Permission required: | Keine |
Physical Usability: | Uneingeschränkt |
Accessibility: | Öffentlich |
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URL for this unit of description |
URL: | https://scope.mannheim.de/detail.aspx?ID=1268540 |
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