NL Schattschneider, Arnold, 1898-1920 (Bestand)

Archive plan context


Title:NL Schattschneider, Arnold
Name of the creator / provenance:Der Nachlaß Arnold Schattschneider wurde dem Stadtarchiv am 12.2.1990 von Waltraud Urlau (Tochter Schattschneiders) als Depositum überlassen.

Nachtrag vom 12.12.2013:
Am 1.1.2011 ging das Depositum in das Eigentum der Stadt Mannheim über (siehe DOMEA 16.30.30/9/2013)
Dr. Schlösser
Geschichte der Institution mit Archivbeständen:Arnold Heinrich Schattschneider ist am 26. August 1869 zu Gorcyn (Provinz Posen) als Sohn des Hauplehrers Heinrich Schattschneider geboren. Nach dem Besuch des Realgymnasiums zu Bromberg widmete er sich dem Studium der Musik an der Hochschule für Musik in Berlin, war Meisterschüler von Professor D. Dr. Max Bruch, hörte die Vorlesungen über Musikgeschichte an der Friedrich-Wilhelm-Universität Berlin, besuchte das musikwissenschaftliche Seminar des Universtitätsprofessors Geh. Reg. Rat Dr. Max Friedländer, der ihn auch im Sologesang unterwies. Bei Professor Th. Krause hörte er Vorlesungen über Kirchenmusik und nahm an einem Kursus für Schulgesang teil.

Nach absolviertem Studium gründete er in Bromberg ein Konservatorium und die Bromberger Singakademie. Im Jahre 1907 erhielt er den Titel eines Kgl. Musikdirektors, im Jahre 1913 in Görlitz, wohin er ein Jahr zuvor als städtischer Musikdirektor berufen wurde und wo ihm die Leitung der Symphoniekonzerte oblag, den des Kgl. preußischen Professors der Musik. Auch hier gründete er ein Konservatorium und einen Volkschor und leitete zugleich den Görlitzer Lehrergesangverein, dessen Ehrenchormeister er wurde. Seit 1920 war er in Mannheim tätig. In mehr als fünfzig Städten Deutschlands - auch in Stockholm - wurde er als Ratgeber bei Gründung von Volkschören herangezogen.

In der Gedenkschrift, die die von ihm geleitete Volksakademie Mannheim zum Tode Schattschneiders herausgab, bezeichneten sich die Chormitglieder selber als "musikalische Analphabeten", denen Schattschneider durch intensiven persönlichen Einsatz zu musikalischer Bildung verhalf. Neben täglichen Übungsstunden, die er für einzelne Chormitglieder in seiner Wohnung abhielt, erweiterte er durch literarische, mythologische und musikwissenschaftliche Einführungsvorträge die Kenntnisse seines Chores. Vor allem der Chorliteratur seines Lehrers Max Bruch fühlte er sich verpflichtet: Bruchs Werke "Das Lied von der Glocke" und "Frithjof" wurden unter Schattschneiders Leitung zehnmal durch die Volkssingakademie aufgeführt.

Schattschneider starb am 16. Juni 1930 nach nur 10 Jahren Tätigkeit für die Volkssingakademie in Mannheim.

z.T. zitiert aus der Festschrift 10 Jahre Volks-Singakademie Mannheim 1920-1930

2. Biographie Max Bruch
Max Bruch (7.1.1838-2.10.1920) zählt zu jenen Komponisten, die dem heutigen Publikum nur aufgrund weniger Werke bekannt sind; dem breiten Publikum sogar nur aufgrund eines einzigen Werkes, nämlich seines g-Moll-Violinkkonzertes. Schon zu Lebzeiten hatte Bruch die Dominanz dieses Konzertes über alle seine anderen Werke erkannt. Max Bruch war ein wichtiger Repräsentant der Gesellschaft der Gründerjahre, dessen Tragik wohl darin lag, daß er Musikentwicklungen bekämpfte, die schon zu Lebzeiten Bruchs dominant wurden - Liszt, Wagner - , deren musikdramatischen Werken er nichts entgegenzusetzen hatte, wie etwa ein Verdi in Italien. Und auch mit der nächsten Komponistengeneration - Max Reger, Richard Strauss, Hans Pfitzner - konnte er sich nicht wirklich auseinandersetzen, sondern sie wurden von ihm nur als eine Gefahr für die Musikentwicklung gesehen und mit Begriffen wie "Kunstverderber" belegt. Dabei empfand ein Mann wie Hans Pfitzner durchaus eine große Hochachtung vor Max Bruch. Brachte er doch 1916 Bruchs in Mannheim uraufgeführte Oper "Loreley" neu heraus, und der daraus resultierende Briefwechsel belegt die Hochachtung.

Als Lehrer an der Hochschule für Musik in Berlin sollte Bruch später eine Stellung erlangen, die es ihm erlaubte, seine konservativ traditionsgebundene Haltung auch als Lehrer weiterzugeben und gegen progressive Strömungen zu verteidigen. Erst nach dem Tod von Joseph Joachim sollte ihm dieses immer schwerer werden, da nun auch die anderen Strömungen Eingang in die Hochschule fanden. Schon zuvor hatte die Hochschule und die Akademie der Künste in Berlin ihren weitgehenden Einfluß auf das Konzertleben der Stadt verloren. Die aufgebrochenen Gräben zwischen Bruch und anderen Strömungen der Musik machten es für den Komponisten unmöglich, seine Ämter weiter zu bekleiden. So zog er sich von all seinen Ämtern zurück. Die letzten Jahre seines Lebens sollten dann bestimmt sein von Isolation und Vereinsamung, da er einer der letzten Überlebenden der Gründerzeit war.

z.T. zitiert nach Hans Joseph Vieth, Erinnerungen an Max Bruch in: "Das Orchester" 4/1988, Schott-Verlag, Mainz



Zur Erinnerung an den 60. Todestag Schattschneiders fand im Juni/Juli 1990 eine Ausstellung im Rathaus E 5 statt.
Classification:Er besteht fast ausschließlich aus Briefen des Komponisten Max Bruch, dessen Schüler Schattschneider war.

Das Material ist chronologisch geordnet.
Pro Jahr wurde eine Verzeichnungsnummer vergeben. Das Druckgut und das durch die Ausstellung hinzugekommene Material erhielten eigene Positionen.
Die Photos wurden in der Bildsammlung als Album Nr. 414 formiert.
Appraisal and destruction:Der Nachlass gibt Einblick in die Musikgeschichte Anfang dieses Jahrhunderts und auch besonders in die Persönlichkeit des Komponisten Max Bruch.
Usage notes:Benutzungsbeschränkungen bestehen keine.

Mannheim, Dezember 1993

gez. Zerfaß
Bundesland:Baden-Württemberg
Art der Institution mit Archivbeständen:Kommunale Archive
 

Usage

Permission required:Keine
Physical Usability:Uneingeschränkt
Accessibility:Öffentlich
 

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URL: https://scope.mannheim.de/detail.aspx?ID=1268548
 

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