NL Ratzel, Ludwig, 1919-1998 (Bestand)

Archive plan context


Title:NL Ratzel, Ludwig
Geschichte der Institution mit Archivbeständen:Ludwig Ratzel wurde am 13. Februar 1915 im damals noch selbständigen Friedrichsfeld bei Mannheim geboren. Nach dem Abitur am Lessing-Gymnasium entschied er sich für ein Studium der Physik, Mathematik und physikalischen Chemie an der Universität Freiburg. Nach zweijähriger Doktorandenzeit am Heidelberger Kaiser-Wilhelm-Institut für medizinische Forschung erfolgte 1940 die Promotion zum Dr. rer. nat. mit einem Thema aus der Kern-physik. Nach Rückkehr aus Mecklenburg, wo er die Kriegszeit und die ersten Nachkriegsjahre verbracht hatte, erhielt der Naturwissenschaftler in Mannheim sehr schnell eine Anstellung als Dozent der städtischen Ingenieurschule, deren Direktor er 1952 wurde, und wo er 1957 zum Professor ernannt wurde.
Neben seiner wissenschaftlichen Laufbahn stand für Ludwig Ratzel das parteipolitische Engagement im Vordergrund. So rückte er 1955 für die Sozialdemokratische Partei in den Bundestag, ein Jahr später in das Europäische Parlament ein. Hier machte er sich als Verfasser des sog. Euratom-Berichts einen Namen.
Nachdem Ratzel Jakob Trumpfheller 1956 als Mannheimer SPD-Kreisvorsitzender, 1959 als Erster Bürgermeister beerbt hatte, legte er seine Parlamentsmandate nieder, gab somit der lokalpolitischen Aufgabe im Dienste seiner Heimatstadt gegenüber bundespolitischen Ambitionen den Vorzug. Zu den großen Leistungen Ludwig Ratzels gehören hier der Ausbau der umweltschonenden Fernwärmeversorgung, die heute große Teile des Mannheimer Stadtgebiets umfaßt - damit verbunden die Erweiterung des Großkraftwerks und der Bau des Doppelheizkraftwerks Friesenheimer Insel -, sowie die Linderung der Wohnungsnot durch Intensivierung des sozialen Wohnungsbaus. Ergebnisse sind die Wohnbebauung Herzogenried, die Neckarufer-Nord-Bebauung und die Entstehung des völlig neuen Stadtteils Vogelstang. Die genannten Projekte fielen in die Amtszeit Ratzels als Erster Bürgermeister und wurden in enger Zusammenarbeit mit dem damaligen Oberbürgermeister Dr. Hans Reschke vollendet, dessen Amtsnachfolger er 1972 wurde. Ebenfalls in die Aera Reschke/Ratzel fielen die Erweiterungsbauten von Rosengarten und Kunsthalle sowie der Ausbau der Wirtschaftshochschule zur Universität.
Städtebauliche Akzente setzte Ratzel mit dem Bau von Collini-Center und Fernmeldeturm. Untrennbar verbunden ist der Name Ludwig Ratzel mit der Bundesgartenschau 1975, der bis heute meistbesuchten Gartenbauausstellung Deutschlands.
Ludwig Ratzel verstarb am 5. Februar 1996.
Classification:Der schriftliche Nachlaß Ludwig Ratzels (verstorben am 5. Februar 1996) wurde am 16. und 18. April 1996 durch Herrn Dr. Schadt, Herrn Thomas Müller und den Bearbeiter Walter Spannagel von der Witwe Grete Ratzel im Wohnhaus Strahlenburgstr. 6 übernommen. Dabei handelte es sich größtenteils um Aktenbände mit badischer Oberrand- bzw. Zippelheftung. Ordnung, Verzeichnung und Verpackung des Bestands erfolgten durch den Bearbeiter von April bis Juni 1996. Beim Entmetallisieren war Thomas Müller behilflich. Der ursprüngliche Umfang betrug 48 NP und zwei Großformate.
Der Nachlaß Ludwig Ratzels enthält in der Hauptsache Unterlagen zur Oberbürgermeisterwahl 1972, persönlichen Schriftverkehr, Redetexte, Bücher aus der Privatbibliothek Ratzels sowie vier Aktenbände zum SPD-Kreisverband Mannheim, die bereits am 1. Dezember 1995 ins Stadtarchiv gelangten (Zug. 43/1995) und nun dem Nachlaß zugeordnet wurden.
Vor allem der Verlauf des OB-Wahlkampfs des Jahres 1972 von der Kandidatur bis zur Wahl zum Oberbürgermeister ist sehr ausführlich dokumentiert. Die Glückwünsche zur Wahl zeigen ebenso wie der persönliche Schriftwechsel die mannigfaltigen Kontakte, oft auch freundschaftlichen Beziehungen zu prominenten Vertretern aus Politik und Wirtschaft von der regionalen bis zur Bundesebene. Die Handakten zur SPD gewähren ansatzweise Einblick in die innere Struktur des SPD-Kreisverbands Mannheim.
Usage notes:Der Bestand unterliegt bei der Benutzung den einschlägigen rechtlichen und gesetzlichen Bestimmungen
Comments:Literaturauswahl:

Ludwig Ratzel. Erinnerungen. Bearbeitet von Walter Spannagel. Sigmaringen 1993.
Ein Mannheimer für Mannheim. Oberbürgermeister Prof. Dr. Ludwig Ratzel zum 65. Geburts-tag. Bearbeitet von Felix F. Voigt. Mannheim 1980
Der Mannheimer Gemeinderat 1945 - 1984. Biographisches Handbuch. Bearbeitet von Wolfgang Brach. Sonderveröffentlichung des Stadtarchivs Nr. 8. Mannheim 1984
Ludwig Ratzel. Wir wollen Realisten werden. Beitrag zu Aufsatzwettbewerb des "Mannheimer Morgen". In: "Mannheimer Morgen" vom 5. April 1947
Ludwig Ratzel. Bericht über die wissenschaftliche und technische Forschung im Rahmen der Europäischen Atomgemeinschaft. Europäisches Parlament, Dokument Nr. 42/1958
Ludwig Ratzel/Otto Dietrich/Walter Weick. Die Gestaltung des Mannheimer Brückenkopfes der Nordbrücke: Beurteilung der vorgeschlagenen Lösungen unter Zugrundelegung der Gesamtverkehrssituation der Stadt Mannheim hinsichtlich Sicherheit, Leistung und Wirtschaftlichkeit. Mannheim 1968
Ludwig Ratzel. Analyse der derzeitigen Wohnraumversorgung und Grundsätze eines Mehrjahresprogramms für den Wohnungsbau in Mannheim. Mannheim 1971.
Ludwig Ratzel. Sozialer Wohnungsbau für Mannheim. Mannheim 1972

Weitere Quellen im Stadtarchiv:

ZGS, S1/624
Ratsprotokolle
Bestand Dezernatsregistratur
Bestand OB und Beigeordnete
Bestand Lessing-Gymnasium
Bundesland:Baden-Württemberg
Art der Institution mit Archivbeständen:Kommunale Archive
 

Usage

Permission required:Keine
Physical Usability:Uneingeschränkt
Accessibility:Öffentlich
 

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URL: https://scope.mannheim.de/detail.aspx?ID=1268562
 

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