Title: | NL Panther, Albert |
Name of the creator / provenance: | Der Bestand wurde im Juni 2003 von Herrn Eckhart Röders, Soltau, an das Stadtarchiv abgegeben. |
Geschichte der Institution mit Archivbeständen: | Biographie Albert Panther Albert Panther wurde am 15.09.1870 in Neubrandenburg als Sohn des Zigarrenfabrikanten Karl Ernst August Panther geboren 1887 Umzug nach Mannheim 1891-1894 Jura-Studium in Berlin und Heidelberg 22.7.1894 Verlobung mit Elisabeth Pohly 1895-1896 Referendariat beim Bezirksamt in Wolfach 1896-1897 Referendariat am Zivilgericht in Mannheim Mai 1897 schriftliches Assessorexamen und mündliches Abschlußexamen in Karlsruhe Ab 1.9.1897 Niederlassung als Rechtsanwalt in Mannheim Okt. 1898 Eintritt in die Freimaurerloge "Wilhelm zur Dankbarkeit" 2.06.1900 Heirat in Hamburg-Altona mit Elisabeth Pohly (geb. 25.12.1871 in Mannheim, gest. 19.05.1964 in Mannheim) 1900 Einzug in Wohnung "Friedrichsring 4" in Mannheim 1901-1908 Geburt der 5 Kinder 1914-1918 Hauptmann der Reserve und Battaillonskommandeur zunächst in Reservestellung in Frankreich und Belgien, später an der Front in Frankreich und Rußland Januar 1916 Ritterkreuz vom Zähringer Löwen 2. Klasse mit Eichenlaub und Eisernes Kreuz 1. Klasse Sozietät mit Rechtsanwälten Dr. Gerhardt, Dr. Ludwigs und Hartmann Am 24.01.1953 verstarb Dr. Albert Panther in Mannheim
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Classification: | Der Nachlass umfaßt 6 Aktenordner mit Korrespondenzen, in der Regel zwischen Albert Panther und seiner späteren Ehefrau Elisabeth geb. Pohly. Die überwiegende Zahl der überlieferten Briefe wurden von Herrn Röders transkribiert. DieTranskriptionen liegen dem jeweiligen Aktenband als Anhang zu den Originalen bei. Nach Angaben von Herrn Röders wurden "unwesentliche" Briefe in der Transkription nur auszugsweise wiedergegeben und vernichtet. Mit Schreiben vom 27.08.03 wurden drei weitere Aktenordner an das Stadtarchiv abgegeben. Sie beinhalten Kriegsbriefe Albert Panthers während des 1. Weltkriegs aus Flandern und Rußland. In dem dritten Ordner sind Familienbriefe von 1919-1949 verwahrt. Am 21.09.03 wurden des weiteren von Herrn Röders 2 Kassenbücher der Kanzlei Albert Panther aus den Jahren 1897-1902 überlassen. Der Nachlass Albert Panter gibt über Jahre hinweg Einblick in das Leben der beiden Familien Panther und Pohly . Ist der umfangreiche Schriftwechsel zunächst bedingt durch die berufliche Trennung Albert Panthers von seiner Verlobten (Kriegsdienst, Studium, Referendariat), so ist die weitere Trennung der beiden auf den Wegzug der Familie Elisabeth Pohlys nach Hamburg und der Etablierung des Rechtsanwalts Albert Panther in Mannheim zurückzuführen. |
Appraisal and destruction: | Im Schriftwechsel schlägt sich vor allem nach dem Wegzug der Familie Elisabeth Pohlys nach Hamburg ein reges Interesse am gesellschaftlichen Leben in Mannheim nieder. Albert informiert seine Braut regelmäßig von familiären Veränderungen im großen Kreis der Bekanntschaft (Verlobungen, Hochzeiten u. a.). Auch Kontakte zu jüdischen Kreisen (Hochzeit Victor Darmstädter mit Alice Leoni; Nr. 1, S. 35 ) wurden gepflegt. Mit fortschreitender Zeit zeichnet sich jedoch eine immer stärkere Distanz zum Judentum ab (Nr. 6, S. 77: Brief Elsas an Albert "trotzdem Du als solch Antisemit verschrien bist").
Interessant erscheint die Person Elisabeth Pohlys für die Frauengeschichte. Neben ihrem Talent zur Malerei (zahlreiche Bleistiftzeichnungen) geht aus dem Schriftwechsel auch ihre Begabung im schriftstellerischen Bereich hervor. Ihre bei der Schriftstellerin Bertha von Suttner eingereichte Novelle zur Veröffentlichung in der Zeitschrift "Legt die Waffen nieder" wird im Schreiben Suttners vom 17.4.1897 hochgelobt. Die Veröffentlichung scheitert jedoch an der fehlenden Zahlung eines Honorars. Bertha von Suttner empfiehlt Elisabeth Pohly darüber hinaus weitere Veröffentlichungen unter männlichem Pseudonym, was sie auch befolgt. (Erich Warnegg).
Elisabeth Pohly war eine glühende Bismarck-Verehrerin, was auch ihre begeisterte Teilnahme an einem Fackelzug zu dessen Ehren am 10.5.1897 in Hamburg zeigt. Elisabeth bezeichnet ihre politische Richtung als deutsch-monarchisch-sozialistisch (Nr. 6, S. 7). Sie schätzte ihre "beruflichen" Chancen als Frau im Schreiben vom 1.3.1898 realistisch ein. "...Mädchenerziehung von heute. Als besseres Dienstmädchen, das man Fräulein tituliert käme sie unter. Mir ginge es ganz ebenso....weil man als Mädel zu keinem bestimmten Beruf sich ausbildet ... außer zu dem der Hausfrau. Es ist der reine Hohn." Ihre Möglichkeiten zur Weiterbildung ausschöpfend, besuchte Elsa in Hamburg regelmäßig Vorlesungen im Johanneum über Deutsche Geschichte, Philosophie und Literatur. Als älteste Tochter eines Haushalts mit 6 Kindern blieb ihr jedoch oft nur das Management des Haushalts, da die Mutter häufig leidend war. Von Interesse dürfte auch die Bewerbung Albert Panthers um die vakante Stelle des 2. Bürgermeisters nach dem Ausscheiden von Bürgermeister Bräunig nach Rastatt sein. Panther machte sich darauf große Hoffnungen. In einem Gespräch mit Oberbürgermeister Otto Beck teilt ihm dieser letztendlich sein Bedauern über dessen Ablehnung mit. Die Demokraten hätten Panther als Kandidat nicht unterstützt (Nr. 6, 24.7.1898). Eduard von Hollander und Robert Ritter wurden für die beiden Posten ausgewählt. Ein weiteres Angebot, die Bürgermeisterstelle in Konstanz zu übernehmen, lehnte Albert Panther wegen des zu geringen Honorars kurzerhand ab.
Vom wirtschaftsgeschichtlichen Standpunkt aus gesehen sind die Kostenaufstellungen, die Albert Panther häufig für berufliche Ausgaben und Ausgaben des Lebensunterhalts anlegt, auch um seiner Braut den Aufschub der Hochzeit zu verdeutlichen, sehr interessant. Die fortwährenden finanziellen Probleme der Firma des Schwiegervaters Johannes Pohly wären Gegenstand einer eigenen Untersuchung.
Der gesamte Band Nr. 6, in dem das junge Paar den Aufbau seines eigenen Hausstandes plant, gibt Einblicke, die sicherlich einmalig in der Überlieferung sind, da Verhandlungen wie beispielsweise über die Einrichtung der Wohnung in der Regel mündlich stattfinden.
Erwähnenswert ist auch die gesangliche Begabung von Elisabeth Pohlys Schwester Johanna. Sie scheint eine Ausbildung erhalten zu haben und auch von Anna Reiß in Mannheim protegiert worden zu sein.(Nr. 5, S. 50: "Johanna hat das Interesse von Frl. Reis errungen)". Erfolge als "Ortrud" werden erwähnt. In späterer Zeit findet die weitere Entwicklung der künstlerischen Fähigkeiten Johannas keine Erwähnung mehr.
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| Einen weiterer Schwerpunkt innerhalb des Nachlasses bilden die Feldpostbriefe Albert Panthers während des 1. Weltkriegs (Nr. 7-9). Neben einer detaillierten Schilderung der Einsätze Albert Panthers auf den verschiedenen Kriegsschauspielplätzen ist die schlechte finanzielle Situation der siebenköpfigen Familie, angewiesen auf Rücklagen aus der Tätigkeit als Rechtsanwalt bzw. den geringen Sold Alberts, immer wieder Inhalt der Briefe. Auch die Eltern und Geschwister von Elisabeth und Albert Panther bedurften ständig der Unterstützung. Die schlechten schulischen Leistungen der Kinder sind häufig Gegenstand der Sorge in Albert Panthers Briefen. Erwähnenswert sind auch die den Briefen beigefügten Ansichtskarten bzw. Fotografien vom Soldatenleben. Albert Panther war offensichtlich von dem Medium Fotografie sehr angetan. Albert Panthers Absicht, die Briefe und Fotos als Erinnerungsstücke für die Zeit nach dem Krieg aufzubewahren, wird mehrfach deutlich.
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Usage notes: | Die Unterlagen wurden von Herrn Eckhart Röders ohne Auflagen an das Stadtarchiv abgegeben. |
Bundesland: | Baden-Württemberg |
Art der Institution mit Archivbeständen: | Kommunale Archive |
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Usage |
End of term of protection: | 12/31/2031 |
Permission required: | Keine |
Physical Usability: | Uneingeschränkt |
Accessibility: | Öffentlich |
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URL for this unit of description |
URL: | https://scope.mannheim.de/detail.aspx?ID=1268569 |
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