Title: | NL Fraenkel, Albert |
Name of the creator / provenance: | Vorprovenienz: Fraenkel Das Stadtarchiv Mannheim übernahm den Nachlaß am 15. August 1995 von dem pharmazeutischen Unternehmen Boehringer Mannheim, das als Hersteller des von Professor Fraenkel benutzten Strophanthins mit diesem seit der Entwicklung seiner Therapie in geschäftlichen Verbindungen gestanden hatte. |
Geschichte der Institution mit Archivbeständen: | Professor Dr. Albert Fraenkel wurde am 3. Juni 1864 in Mußbach an der Weinstraße geboren. Nach dem Abitur in Landau (1883) studierte er in München und Straßburg Medizin. 1889 trat er als Volontär in die Münchener Frauenklinik ein mit der Absicht, Gynäkologe zu werden; eine Tuberkuloseerkrankung vereitelte jedoch diesen Plan. Nach seiner Genesung ließ Fraenkel sich in Badenweiler nieder. Die beiden Privatsanatorien, die er dort begründete, gewannen bald internationalen Ruf und trugen erheblich zur Blüte des Kurortes am Anfang unseres Jahrhunderts bei; 1920 zeichnete die Stadt Badenweiler Fraenkel deshalb mit der Würde eines Ehrenbürgers aus. Aus der Ehe mit Erna Thorade, die der junge Arzt 1896 geheiratet hatte, gingen zwei Töchter hervor, deren eine, Liselotte, später die Gemahlin des Mannheimer Landgerichtspräsidenten Dr. Hans Anschütz wurde. Als Arztpersönlichkeit von Hermann Hesse, Karl Jaspers - beide selbst Patienten Fraenkels - und Albert Schweitzer hoch geschätzt, ging Fraenkel neben seiner Praxis auch weiterhin seinen wissenschaftlichen Neigungen nach, in deren Zentrum die Verbesserung der Behandlungsmethoden bei Herzschwäche stand. Seine Untersuchungen gipfelten 1906 in der Entwicklung der intravenösen Strophanthintherapie, die er dank des Entgegenkommens von Ludolf von Krehl in der - damals deutschen - Straßburger Universitätsklinik erproben konnte und die bald darauf ihren Siegeszug durch ganz Deutschland antrat. 1914 wurde ihm der Professorentitel verliehen. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges übersiedelte Fraenkel von Badenweiler nach Heidelberg, wo er unter anderem als leitender Arzt des Beobachtungslazaretts tätig war. Nach dem Ende des Krieges betrieb Fraenkel in Heidelberg die Gründung zweier Krankenanstalten: des Tuberkulose-Krankenhauses Rohrbach und des „Mittelstandssanatoriums" Speyerershof, einer sozialen Krankenanstalt, die von den Städten Mannheim, Heidelberg und Karlsruhe, von den Kreisen Mannheim, Heidelberg, Karlsruhe und Mosbach und von der Pfalz getragen wurde. Während Rohrbach dem Ausbau der Tuberkulosefürsorge in Nordbaden wesentliche Impulse gab, entwickelte sich der Speyerershof zu einem Zentrum ärztlicher Fortbildung auf hohem wissenschaftlichen Niveau. Fraenkels Forschertätigkeit fand 1933 in den Werken „Strophanthintherapie" und „Der Weg zur rationellen Therapie" ihre Krönung. Im selben Jahr mußte er als Jude die Leitung seiner beiden Krankenanstalten und die Honorarprofessur aufgeben, die er seit 1928 an der Universität Heidelberg innegehabt hatte. In den letzten Jahren seines Lebens bemühte er sich, der von ihm entwickelten Behandlungsmethode in der ganzen Welt Geltung zu verschaffen. Am 22.Dezember 1938 starb Albert Fraenkel in Heidelberg.
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Classification: | Inhaltsübersicht Vorwort 2
I. Berufliche und außerberufliche Tätigkeit Albert Fraenkels 5
1. Korrespondenz 5
2. Wissenschaftliche Publikationen und Manuskripte 8
3. Sanatorien Rohrbach und Speyerershof 15
II.Bemühungen um das Lebenswerk von Albert Fraenkel 17
1. Bemühungen der Firma Boehringer um die Würdigung Fraenkels 17
2. Erinnerungen und Gedenken an Fraenkel 20
3. Die Strophanthintherapie und ihre Förderung durch die Firma Boehringer 23
III. Bildsammlung 27
IV. Personenindex 28
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Appraisal and destruction: | Die Bedeutung des Bestandes liegt vor allem im Bereich der Medizingeschichte; der Kern des Nachlasses - Fraenkels Briefwechsel mit Schülern und Kollegen in den dreißiger Jahren - vermittelt ein anschauliches Bild des Forschers im Rahmen eines internationalen Netzes wissenschaftlicher Kontakte. Darüber hinaus dürfen jedoch Teile der Korrespondenz ein allgemeines historisches Interesse beanspruchen. Briefe jüdischer Ärzte, die vor dem nationalsozialistischen Terror emigriert waren, geben einen farbigen Eindruck von den Hemmnissen bei der Gründung einer neuen Existenz im jeweiligen Aufnahmeland, vor allem in den USA. Fraenkels eigene Schreiben indes lassen seine schwierige Lebenssituation erkennen, die zunehmende Isolation und die Enttäuschung durch den Rückzug von „Ungetreuen und Ängstlichen" unter Schülern und Bekannten. Andererseits bekundeten ihm ausländische Wissenschaftler ihre Sympathie; Fraenkel wird dabei als Repräsentant eines besseren, aufgeklärten und kultivierten Deutschland gewürdigt. |
Usage notes: | Der Nachlaß kam als Schenkung zu vollem Eigentum ins Stadtarchiv. Benutzungsauflagen wurden nicht gestellt. |
Comments: | Da der Nachlaß sich aus unterschiedlichen Provenienzen zusammensetzt, wurden diese, soweit möglich, stets vermerkt. Die zahlreichen Druckschriften wurden mit vollem Titel ausgewiesen. Der Bestand wurde im Oktober/November 1995 unter Anleitung von Stadtarchivdirektor Dr. Schadt durch den Praktikanten Dr. Müller geordnet und verzeichnet. Die endgültige Redigierung des vorliegenden Findmittels lag in den Händen des Unterzeichners.
Nachtrag im Febr. 2000:
Im Zuge der Umstellung auf EDV wurde der Bestand vom Unterzeichner in die vorliegende elektronische Form überführt. Mannheim, im Febr. 2000 gez. Dr. U. Nieß
Nachtrag im Februar 2015:
Im Juni 2014 übergab Frau Cornelia Köster, Berlin, dem Stadtarchiv Mannhei-ISG zwei Aktenordner mit Schriftgut und Fotos, die bis zum 1. Juli 2024 in der Rechtsform eines Depositums verwahrt werden sollen. Eine Genehmigung der Benutzung der Unterlagen durch Dritte behält sich die Eigentümerin vor. Das Schriftgut wurde als Nachtrag dem bereits bestehenden Nachlass beigefügt unter der Bezeichnung "Familiennachlass Fraenkel (Unterlagen Roland Köster)" und wird als solcher separat behandelt. Die Fotos wurden als Album in die Bildsammlung eingegliedert. Eine Bestemplung der Unterlagen soll auf Wunsch der Eigentümerin nicht erfolgen.
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Bundesland: | Baden-Württemberg |
Art der Institution mit Archivbeständen: | Kommunale Archive |
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Usage |
Permission required: | Keine |
Physical Usability: | Uneingeschränkt |
Accessibility: | Öffentlich |
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URL for this unit of description |
URL: | https://scope.mannheim.de/detail.aspx?ID=1268584 |
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