NL Lenel, Heinz Walter, 1883-1950 (Bestand)

Archive plan context


Title:NL Lenel, Heinz Walter
Name of the creator / provenance:Der Nachlass wurde 1968 von Herrn Heinz Walter Lenel, einem Sohn von Milly und Richard Lenel, dem ehemaligen Handelskammerpräsidenten und Ehrenbürger der Stadt Mannheim, an das Stadtarchiv abgegeben.
Geschichte der Institution mit Archivbeständen:Richard Lenel geb. 29.07.1869 Mannheim
seit 1897 Geschäftsführer der Fabrik wasserdichter Wäsche Lenel , Bensinger & Co.
1900 Heirat mit Milly Lenel geb. Maas geb. 4.02.1880 Mannheim gest. 17.07.1959
1902 Austritt aus der jüdischen Gemeinde
1908 Mitbegründer des allgemeinen Arbeiterverbandes Mannheim-Ludwigshafen
1911 Vorsitz im Fabrikantenverein
1909-1920 Handelsrichter
1920-1933 Präsident der Handelskammer
1922-1930 Mitglied der Deutschen Volkspartei im Bürgerausschuss
1930 Ehrendoktorwürde der Handelshochschule
August 1939 Auswanderung nach England bzw. Amerika
1949 Rückkehr nach Neckargemünd auf Einladung der Stadt Mannheim
Ernennung zum Ehrenbürger der Stadt Mannheim und Verleihung der Ehrenpräsidentschaft der Industrie- und Handelskammer
gest. 2.08.1950 Neckargemünd

Kinder:
Irmgard geb. 1.07.1901
Ruth geb. 6.09.1902 gest. 19.10.1947
Klaus geb. 11.06.1904
Viktor geb. 8.6.1907
Adelheid geb. 29.09.1911
Heinz Walter geb. 3.8.1914
Rosmarie geb. 11.01.1916
und Renate geb. 11.1.1916
Ernst geb. 26.10.1918
Classification:Der Nachlass beinhaltet fast ausschließlich Briefe des Ehepaars Richard und Milly Lenel an ihren seit 1935 in der Schweiz zum Studium befindlichen Sohn über den Zeitraum von 1936-1950. Es läßt sich das Schicksal des zunächst eine Auswanderung nicht in Erwägung ziehenden Richard Lenel über die Zeit der Emigration nach England und Amerika bis zur Rückkehr in die Heimat nach Neckargemünd auf Anerbieten der Stadt Mannheim verfolgen. In den Briefen ist auch der Lebensweg der erwachsenen Kinder nachzuvollziehen, die nach Amerika, England oder in die Schweiz zur Auswanderung gezwungen wurden.
Nachfolgend Auszüge aus dem Manuskript von Max von der Kall (s. Aktenz. D103 Heinz Walter Lenel) als Analyse der Briefe Richard Lenels und seiner Frau Milly an den in der Schweiz lebenden Sohn Heinz Walter.
"Die Korrespondenz umfaßt den Zeitraum von Oktober 1936 bis Juli 1950; sie ist an den Sohn Heinz Walter Lenel gerichtet, der 1933 in Mannheim das Abitur machte, anschließend zum Studium der Naturwissenschaften (Chemie) in die Schweiz ging, dort unter wachsenden, durch den Krieg bedingten Schwierigkeiten seine Ausbildung vollendete, Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigungen erwirkte und sich nach dem Krieg zum endgültigen Verbleib in der Schweiz entschloss. Richard Lenel hatte neun Kinder. Allein die vorliegenden Briefe umfassen über 400 Mitteilungen, sodass man sich eine Vorstellung machen kann, wie intensiv der Gedankenaustausch der Eltern mit den Kindern war. Aus ihm schöpften sie, das betont der Vater immer wieder, Kraft und Ausdauer in schweren Stunden.
Im Vordergrund aller Mitteilungen steht nicht das Ergehen der Eltern, sondern die Teilnahme an den Freuden und Sorgen der Kinder.
Dem entspricht auch die Einteilung der Briefe. Sie weisen fast ausnahmslos das Schema auf, wie es als klassisches Vorbild eines Briefaufbaues überliefert ist: Am Anfang steht die Frage nach dem Ergehen des Sohnes, das Echo auf seine Berichte wie die Sorge über das Ausbleiben von Nachrichten. Der Vater läßt es an Mahnungen und Ratschlägen nicht fehlen, unablässig versucht er, den geliebten Sohn an seiner eigenen Lebenserfahrung teilnehmen zu lassen, ihm Mut zuzusprechen, sein Selbstbewußtsein zu stärken und ihm den Wert einer verpflichtenden Familientradition vor Augen zu halten. Die Mutter interessiert sich für alle Details im Leben des Sohnes.
Der zweite Abschnitt der elterlichen Briefe beschäftigt sich regelmäßig mit dem Ergehen der anderen Familienmitglieder, vor allem der übrigen Geschwister von Heinz Walter, gelegentlich berührt er auch das Schicksal von Freunden und sonstigen nahestehenden Personen.
Erst zum Schluss finden sich Bemerkungen über das eigene Ergehen. Dabei bemühen sich Vater wie Mutter nach Kräften, Sorgen der Kinder über das Befinden der Eltern zu zerstreuen. Sie sind betrübt, dem Sohn von Jahr zu Jahr weniger und schließlich gar nicht mehr helfen zu können. Bitterkeit klingt auf, als der 75jährige, in einem New Yorker Altersheim gelandet, die Kinder um materielle Unterstützung für sich und die Mutter bitten muß, wobei er es nicht unterläßt, über die Aufteilung der bescheidenen Ausgaben im einzelnen Rechenschaft abzulegen.
Dass, solange die Briefe aus dem nationalsozialistischen Deutschland nach der Schweiz gingen, Bemerkungen über die politische Lage vermieden wurden, ist verständlich. Nach der Auswanderung ändert sich das bis zu einem gewissen Grade , vollends als Nachrichten über das Schicksal von jüdischen Bekannten in Gurs und Theresienstadt durchsickern. Im ganzen aber beschäftigen sich auch die Berichte aus dem Exil nur am Rande mit Fragen, die außerhalb des Familiären liegen. Doch lassen sie erkennen, wie Richard Lenel sich in der für ihn chaotisch gewandelten Welt zurechtfand und warum er allen Enttäuschungen und Warnungen zum Trotz im Gedanken an die Rückkehr Ruhe suchte und fand."
Usage notes:Laut Schreiben von Herrn Dr. Heinz Walter Lenel vom 22.10.1976 überläßt dieser den Nachlass der Stadt Mannheim zu Eigentum. Bei der Auswertung der Briefe seiner Eltern wird die Einschränkung gemacht, dass dies nur mit seinem Einverständnis und/oder mit dem seiner Geschwister geschehen kann. Demnach ist der gesamte Bestand bis 2010 gesperrt. Nach dem Ableben von Dr. Heinz Walter Lenel und dem seiner Geschwister ist die Stadt Mannheim von jeglicher Auflage befreit.

Die Benutzung unterliegt zudem den einschlägigen rechtlichen und gesetzlichen Bestimmungen, d.h. insbesondere der Archivordnung der Stadt Mannheim vom 10. Juli 1992 und dem Landesarchivgesetz Baden-Württemberg vom 27. Juli 1987.
Comments:Quellen:
Max von der Kall "Richard Lenel 1869-1950" in: "Schriften der Gesellschaft der Freunde Mannheims und der ehemaligen Kurpfalz, Mannheimer Altertumsverein von 1859", Nr. 11, 1972
Karl Otto Watzinger "Geschichte der Juden in Mannheim 1650-1945", 1987
S1/1209
Bundesland:Baden-Württemberg
Art der Institution mit Archivbeständen:Kommunale Archive
 

Usage

Permission required:Keine
Physical Usability:Uneingeschränkt
Accessibility:Öffentlich
 

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URL: https://scope.mannheim.de/detail.aspx?ID=1268654
 

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