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AV1875 Bermudafunk GRENZENLOS: Sendung Täglicher Rassismus, 2013 (Audiovisuelle Sammlung)
Title: | Bermudafunk GRENZENLOS: Sendung Täglicher Rassismus |
Ref. code: | AV1875 |
Ref. code AP: | AV1875 |
Originalmedium: | nur digital vorhanden |
Datumsbemerkung: | 15.09.2013 |
Creation date(s): | 2013 |
Inhalt_AV: | Vorspann
Täglicher Rassismus
Mit täglichem Rassismus meine ich einen Rassismus, der nicht immer offen zu Tage tritt. Er ist unterschwellig vorhanden und viele der Täter würden sich selber nie als Rassisten einstufen. Sie sind es aber. Das Erschreckendste aber sind die Zuschauer. Die Zuschauer, die sich drücken, die wegschauen, wenn Menschenrechte mit Füßen getreten werden. Martin Niemöller hat einmal gesagt, wie es ihm in der Nazizeit ergangen war.
Zuerst haben sie die Kommunisten verhaftet und ich habe geschwiegen. Dann haben sie die Sozialdemokraten verhaftet und ich habe geschwiegen. Als sie schließlich auch mich verhafteten, war keiner mehr da, der mir hätte helfen können.
Bei dieser Sendung möchte ich auch wieder passende Musik einblenden. In den Vereinigten Staaten von Amerika war in den 50ger Jahren das Bluesgefühl immer noch der Schwarzen Bevölkerung vorbehalten. Die Plattenfirmen mussten immer wieder Schwarze unter Vertrag nehmen um die vom Publikum gewünschte Musik zu produzieren. Erst Elvis Presley war der erste weiße Musiker mit dem Bluesgefühl eines Schwarzen. Für die amerikanischen Rassisten war das ein Glücksfall. Von Stund' an wurde Elvis unterstützt und in den Vordergrund gestellt. Man war jetzt nicht mehr von den schwarzen Künstler abhängig. Sein legendärer Aufstieg begann mit seinem Trio in der Louisiana Hayride Show, aus der wir einzelne Titel hören werden. Elvis war damals 19 Jahre alt und verdiente pro Auftritt gerade mal 18,- Dollar.
Musik: Introduction Thats all Right
Ein Beispiel:
"Wir sitzen in einem Flugzeug auf dem Fluge von Paris nach Johannisburg. Die Passagiere sitzen gerade auf ihren Plätzen, als eine weiße Frau die Stewardess ruft und sie laut bittet ihr einen anderen Platz anzuweisen. Sie könne es nicht hinnehmen neben einem Schwarzen zu sitzen, wie sie sich ausdrückte. Die Stewardess bedauerte ihr keinen anderen Platz anweisen zu können, da die Maschine ausgebucht sei. Die Frau zeterte weiter und wurde immer unangenehmer. Letztlich weist der Flugkapitän, da sonst alles besetzt ist, ihr einen leeren Platz in der 1. Klasse an. Die Frau steht auf und geht zu dem neu angewiesenen Platz. Im Flugzeug applaudieren die anderen Fluggäste."
Ein Einzelfall? Nein, es ist leider kein Einzelfall.
Neuer Tatort:
In einem Mannheimer Restaurant, es war das Palms, wurde ein Tisch vorbestellt. Als die Gäste eintrafen und sich setzten, geschah etwas Merkwürdiges. Sie wurden nicht bedient. Nach etwa 30 Minuten des Wartens kam der Geschäftsführer vorbei und verwies die wartenden Gäste seines Lokals.
Zigeuner werden hier nicht bedient. Zigeuner sind hier unerwünscht. Bitte verlassen sie das Lokal.
Wieder nur eine Einzelfall oder nur eine Behauptung?
Der Verband der Roma und Sinti in Mannheim wollte es genau wissen.
Wieder wurde ein Tisch bestellt. Ein weiterer Tisch war schon kurz vorher bestellt worden. An diesem Tisch nahmen Tarngäste mit einer versteckten Kamera Platz. Wieder das gleiche Spiel, nur wurde es diesmal mit der Videokamera festgehalten. Die Gäste an dem anderen Tisch trafen ein. Es waren Roma und Sinti. Wieder versuchten die Roma und Sinti vergebens bedient zu werden. Nach einer halben Stunde kam der Geschäftsführer und wollte die so genannte Zigeunergruppe des Lokals verweisen. Darauf schalteten sich die deutsche Kontrollgruppe ein und wies darauf hin, dass diese Diskriminierung als Rassismus wider europäischem Recht stünde. Natürlich gab es dabei das eine oder andere laute Wort, d.h. die übrigen Gäste bekamen alles mit. Hatten Sie Verständnis für die diskriminierten Roma und Sinti? Weit gefehlt. Die Gäste am Nebentisch beschwerten sich laut was das für ein Lärm sei. Sie wollten hier in Ruhe essen.
Die Kontrollgruppe legte dem Geschäftsführer des Palms die Videobilder vor. Er knickte unter der Beweislast ein. Seit diesem Vorfall blieb das Palms sauber, es gab definitiv keine weiteren Diskriminierungen mehr.
Das wäre auch nur ein Einzelfall? Weit gefehlt auch das Havanna und andere Etablissement dieser Art diskriminierten aus rassischen Gründen und tun es noch heute.
Musik: Love me tender
Zwischentext
Ein eklatantes Beispiel für täglichen Rassismus zeigte das traurige Geschehen im Dresdner Gerichtssaal vor drei Jahren. Eine junge Ägypterin wird im Gerichtssaal von dem 27 jährigen Russlanddeutschen Rassisten Alexander W. mit mehreren Messerstichen getötet. Hintergrund war ein Streit um eine Kinderschaukel auf dem Spielplatz. Ein Wort gab das andere. Der Spätaussiedler Alexander W. wurde ausfällig und beschimpfte die Ägypterin Schirbini als Terroristin, da sie ein Kopftuch trug. Es wurde lauter und Zeugen riefen schließlich die Polizei. Es gab eine Anzeige wegen Beleidigung.
Der SPIEGEL vom 31.8.09 fasste das weitere Geschehen zusammen.
Zitat
„Eine Routinesache für Polizisten und Staatsanwälte. Unschön, aber nicht selten. Im Oktober 2008 kam ein Strafbefehl über 330,- Euro. Alexander W. legte Einspruch ein. Er hatte keinen Anwalt und sagte, er verstehe nicht, was daran strafbar sein solle. Der Russlanddeutsche verlangte ein so genanntes „Geschworenengericht“. Er schimpfte auf das Kopftuch. Islamisten seien seine Feinde, er fühle sich schikaniert. In seinen Briefen ist von Schirbiri nur als „diese Frau“ die Rede. In Anführungszeichen.
Das Landgericht setzte eine Hauptverhandlung an. Im November verdoppelte der Richter in der Sitzung die Geldstrafe. Alexander W. verstand die Welt nicht mehr, legte Berufung ein, die Staatanwaltschaft auch. Der Spätaussiedler fühlte sich in die Enge getrieben. Er forderte einen Verteidiger, der ihm nach langem Hin und Her zugebilligt wurde. Es gab nun einen Termin am Landgericht. Am 1. Juli. Dem Tag, an dem Marva al-Schirbiri sterben sollte.“
Im weiteren Verlauf der Verhandlung drehte Alexander W. auf. Er bedauerte, dass die NPD in Sachsen nicht an der Regierung sei. Der Richter fragte, ob er schon mal in einem KZ gewesen sei. Dafür sei die NSDAP verantwortlich gewesen, nicht die NPD, konterte W.
Marva al-Schirbini wollte gerade mit ihrem dreijährigen Sohn den Verhandlungsraum verlassen als Alexander W. plötzlich aufsprang und mit einem 18 cm langen Küchenmesser auf die junge Frau, die im dritten Monat schwanger war, mehrfach einstach.
Hören wir wieder den Originalton des SPIEGELS.
Zitat
„Der Ehemann stellte sich dazwischen, der Verteidiger warf mit Stühlen, versuchte einen Tisch zwischen seinen Mandanten und die Zeugin zu schieben. Um 10:23 Uhr drückte der Richter den Alarmknopf. Justizbedienstete eilten herbei und ein Bundespolizist, der zufällig in der Nähe war. In dem Tumult verwechselte er Täter und Opfer. Er schoss Okaz, dem helfenden Ehemann in den Oberschenkel, der sofort zusammenbrach.“
Man muss sich die Situation vorstellen. Der Bundespolizist kommt herein, sieht das Handgemenge und schießt auf den vermeintlichen Täter. Auf wen schießt er? Auf den, den er sofort als Täter erkennt. Weil er dunkelhäutig ist?
Täglicher Rassismus ist mein Thema. Was tun wir dagegen? Ist es uns schon wieder gleichgültig wie Menschen bei uns behandelt werden? Vielleicht haben wir uns schon zu sehr daran gewöhnt und sehen lieber weg.
Im Ausland hat das Verbrechen von Dresden das Ansehen von Deutschland gründlich ramponiert. Die islamische Welt geriet in Aufruhr. Es gab antideutsche Demonstrationen. Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad nutzte die Tat als Steilvorlage. Er schrieb an Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon „Die Tat sei ein Anzeichen von radikalem Rassismus innerhalb Teilen der Bundesregierung und der deutschen Justiz“.
Der SPIEGEL schreibt dazu.
Zitat
„In Teheran, Kairo, Alexandria und Karatschi reckten Demonstranten Plakate („Nieder mit Deutschland“) in die Luft. Und das Bündnis der Islamischen Gemeinden in Norddeutschland beklagte ein „Islam – Bashing“, dass hier immer mehr an Beliebtheit gewinne.“
Warum lassen wir es zu, dass Nestbeschmutzer bei uns den Fremdenhass schüren und unser Ansehen in der Welt herabsetzen? Sind wir Deutschen ein zweites Mal in unserer Geschichte unfähig Rassisten gegenüber unmissverständlich zu reagieren?
Musik: Dont be cruel
Zwischentext
Zuerst noch ein weiteres Beispiel des latenten täglichen Rassismus .
In der SAP-Arena tritt ein Popstar auf. Einige Zuhörer randalieren. Der Ordnungsdienst wird schnell Herr der Lage und expediert die Unruhestifter nach draußen. Der Ordnungsdienst ruft die Polizei, da die Randalierer den Ordnungsdienstleuten androhten sie nach Feierabend auflauern zu wollen.
Die Polizisten kamen mit Hund und griffen sich zuerst einmal zwei Roma, die mit Schwester und Freundin in dem Konzert waren. Die Roma, die nachweislich nicht zu den Randalierern gehörten, wehrten sich als Unschuldige naturgemäß bei der Festnahme. Am Ende lagen beide Roma gefesselt bäuchlings am Boden. Einer von den beiden hatte eine klaffende Bisswunde von dem Polizeihund erhalten. Während der rund 1 ½ Stunden in Polizeigewahrsam wurde dem Verletzten eine ärztliche Betreuung versagt.
Von der Polizei in L6 wurde weder nach den Papieren noch nach den Namen der beiden Roma gefragt. Sie wurden nach 1 1/2 Stunden einfach wieder fortgeschickt um sich im Klinikum behandeln zu lassen.
Der Verband der Roma und Sinti in Mannheim zeigte die Polizeibeamten an. Eine Pressekonferenz wurde einberufen. Vom Mannheimer Morgen und der Rheinpfalz waren Journalisten gekommen, hörten sich die Geschehnisse an und hielten des Weiteren den Mund. Kein Wort von diesem rassistisch bedingten Vorfall wurde in den Zeitungen gemeldet. Hatten die Zeitungen Angst das Verhalten der Polizei infrage zu stellen? Woher ich das weiß? Ich war als Bermudafunk mit dabei.
Und was war die einzige Reaktion der Polizei? Sie stellte Strafantrag wegen Widerstrand gegen die Staatsgewalt. Die beiden anderen Polizisten hätten das als Zeugen bestätigt.
Man muss sich das einmal vorstellen: Wahrscheinlich hätte auch noch ein dritter Polizist, der nichts gesehen haben konnte, aussagen können, er habe seine Kollegen „Aua“ schreien hören als sie angegriffen wurden. So etwas nennt man Chorgeist oder Kameradschaftliches Unterstützen. Auf den möglichen Tatbestand des „Verleitens von Kameraden zu Falschaussagen“ ist wohl noch niemand gekommen. Bei uns wird das jedenfalls nicht hinterfragt und auf keinen Fall bestraft. Das ist auch einer der möglichen Gründe weshalb die Mannheimer Polizei von den Bürgern Mannheims oftmals in Gesprächen abgelehnt wird. Man hat hier schon zuviel erlebt!
Woran mich all das erinnert? Gehen wir ein paar Jahrzehnte zurück in unserer Geschichte und zwar in die Mitte der Dreißiger Jahre .
Bei einer Fahrt als Dritter-Klasse-Passagier im Expresszug von Halle nach Karlsruhe am 22. Oktober 1935 war SS-Offizier Hermann Florstedt, wie er später aussagte, sehr müde. Da ihm die Fahrkarte keinen Zutritt zum Schlafwagen ermöglichte, ging er auf der Suche nach einem freien Platz durch die zweite Klasse. Alle Abteile waren voll besetzt, mit Ausnahme von zweien, in denen, so Florstedt, jeweils ein Jude saß. „Ich befand mich in Uniform“, schrieb Florstedt in seinem Beschwerdebrief an die Reichsbahndirektion in Berlin, und hatte kein Verlangen, diese lange Fahrt in einem Abteil mit einem Juden zusammen zu verbringen.“ Florstedt fand den Schaffner und verlangte einen Platz in der zweiten Klasse. Der Schaffner führte ihn zu den freien Plätzen in den Abteilen, in denen auch jeweils ein Jude saß. Florstedt protestierte. „Der Schaffner“, schrieb Forstedt „betrug sich mehr als merkwürdig, er sagte unter anderem, ich hätte ja den Taufschein dieser Herren nicht gesehen, und im übrigen seien für ihn Juden auch Reisende…
In seiner Beschwerde an die Reichsbahndirektion verlangte Florstedt den Namen des Schaffners, da er die Absicht hatte, sich mit ihm „im STÜRMER zu unterhalten.“ Der Brief landete auf dem Schreibtisch von Gruppenführer Heißmeyer, dem Leiter des SS-Hauptamtes, der das Verhalten des Bahnbeamten in Schutz nahm und sich für Florstedts Drohung, im STÜRMER an die Öffentlichkeit zu gehen, nicht erwärmen konnte.
Flostedt wurde bald in die Verwaltung der Konzentrationslager versetzt. In den ersten Kriegsjahren war er stellvertretender Kommandeur von Buchenwald, und im März 1943, wurde er Kommandant des Vernichtungslagers Lublin.
Es ging also auch so. Der Bahnbedienstete zeigte Rückgrat. Er widersetzte sich in der damaligen Zeit, von der viele behaupten sie hätten es auch getan, wenn es möglich gewesen wäre. Nun, es war möglich!
Ist es nicht sonderbar? In der Nazizeit gab es also Menschen, die nicht wegblickten, wenn rassistische Ausbrüche auftraten. Bei den zuvor von mir geschilderten Vorkommnissen hat niemand das Rückgrat gehabt einzugreifen um für den Schwächeren Partei zu ergreifen.
Musik: Maybellene
Zwischentext
Aus dem Kommunal-Info vom 1.10.2009 stammt folgendes Ereignis . Es zeigt wie gedankenlos hier bei uns in Mannheim gedacht wird.
Mannheimer Oktobermess ohne „Eisneger“, auf ins Vergnügen – aber bitte ohne Kolonialsprache lautet die Überschrift.
Die Grünen kritisierten den Sprachgebrauch und die Ästhetik an einem Verkaufsstand auf der Mannheimer Messe und forderten die Großmarkt-Gesellschaft zum Handeln auf. Wenn derzeit das größte Volksfest der Region auf dem Mannheimer Messplatz gefeiert wird, dann darf – auch und gerade beim Feiern – kein Platz für Rassismus und Kolonialsprache sein. Wenn dort so genannte „Eisneger“ verkauft werden und ein Werbeschild eine rassistische Karikatur, mit einem schwarzen Männchen und Bananen-Röckchen zeigt, dann kann dies, nach Meinung von Stadtrat Gerhard Fontagnier, Sprecher der Grünen-Gemeinderatsfraktion gegen Rassismus, nicht geduldet werden:
Zitat:
„Gerade dieser Rassismus im Alltag ist es, der diskriminierend und beleidigend wirkt. Derartige Begriffe und Darstellungen haben heutzutage weder im Sprachgebrauch noch in Darstellungen etwas verloren. Sie stammen aus einer Zeit, als der weiße Mensch sich als Herrenmensch aufspielte. Solche rassistischen Ausdrücke müssen sofort von unserer Monnenmer Mess verschwinden. Wir fordern auch den Mannheimer Großmarkt als Organisator auf, dafür Sorge zu tragen, dass derartige Dinge entfernt und zukünftig gar nicht erst freigegeben werden.“
13.Juni 2009 wurde folgende Meldung über das Internet gemeldet:
"Amazon die rote Karte zeigen! Jetzt bei Amazon beschweren und die Nazis rauskicken!
Amazon unterstützt direkt die rechtsextreme NPD
Traurig aber wahr: Amazon-Deutschland zahlt der NPD jeden Monat viel Geld. Wie jetzt bekannt wurde, hat Amazon die NPD in ihr Partner- Programm aufgenommen und zahlt der Nazi-Partei für jedes über deren Webseite verkaufte Buch eine dicke Provision. Schlimmer noch: Amazon bietet sogar einige Neonazi-Bücher aus dem NPD-Verlag auf seiner Webseite zum Kauf an. Auf Nachfrage eines Journalisten hieß es lediglich: "Es gibt eine Nachfrage dafür, die wollen wir befriedigen."
Heute wissen wir, dass Amazon nicht nur rechtem Gedankengut gegenüber offen ist, sondern auch seine Beschäftigten miserabel behandelt. Man sollte sich wirklich überlegen, ob man Amazon in Zukunft unbedingt braucht.
Musik: Paralysed
Zwischentext
Brauchen wir in Mannheim eine Antidiskriminierungsrichtlinie? Diese Frage stellte sich der Soziologe Egon Schweiger am 3.6.2009.
"Im August 2006 ist das vom Bundestag beschlossene Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG),manchmal auch „Antidiskriminierungsgesetz“ genannt, in Kraft getreten. Es soll dazu beitragen, Benachteiligungen auf Grund der ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der Religion, der Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Orientierung zu verhindern oder zu beseitigen."
Wie aber die Praxis zeigte, ist dieses Gesetz zahnlos geblieben.
Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass der unterschwellige Rassismus in unserem Lande, den Boden für die NSU bereitete. Aus rein rassistischen Gründen mordeten sie ohne staatlich verfolgt zu werden. Die zuständigen Stellen zeigten operative Hektik und suchten überall Schuldige, nur nicht bei den wahren Tätern. Die zuständigen Stellen waren auf dem rechten Auge blind.
Als unter Konrad Adenauer 1949 die staatlichen Stellen wieder aufgebaut werden sollten, griff Adenauer auch auf belastete Nazis zurück, die auf dem rechten Auge blind waren. Diese Nazis wurden meist mit der Leitung der Dienststellen beauftragt. Die Denke der Altnazis übertrug sich auf ihre Untergebenen. Dies ist meiner Meinung nach auch der Grund warum die NSU so lange unbehelligt morden konnte.
Am 27. Juni 2013 schrieb die taz:
Zitat:
"Teile des deutschen Polizeigesetzes verstoßen gegen elementare Grund- und Menschenrechte. Zu dieser Einschätzung kommt zumindest eine am Mittwoch in Berlin vorgestellte Studie des Deutschen Instituts für Menschenrechte zum Thema "Racial Profiling". Darin fordert der Autor Hendrik Cremer eine Überarbeitung des Gesetzes. Von "Racial Profiling" spricht man, wenn die Polizei allein aufgrund von Gesichtszügen, Haut- oder Haarfarbe Personenkontrollen durchführt und Ausweise kontrolliert. Cremer, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Menschenrechte, beschreibt dies als eine "etablierte Praxis" in der Polizeiarbeit.... und weiter.... Cremers Fazit: Nicht das falsche Handeln einzelner Beamten, sondern der Paragraf 22 Absatz 1 im Bundespolizeigesetz sei die wesentliche Grundlage für die rassistische Kontrolle....und weiter....Das der Vorwurf rassistischen Handelns von der Polizei oft zurückgewiesen wird, kann man verstehen sagt Cremer. Schließlich wird nach Gesetz gehandelt. Eine Streichung des Paragrafen sei deshalb auch im Sinne der Polizei....und weiter....und weiter....Cremers Studie kommt zu dem Schluss, dass sämtliche Gesetze mit ähnlichen Bestimmungen daraufhin überprüft werden müssten, ob sie mit Grund- und Menschenrechten in Einklang zu bringen sind. Ein weiteres Fazit: Bei der Polizei müsse Diskriminierung stärker thematisiert werden. So fordert die Untersuchung, in der Aus- und Fortbildung von Polizisten das Wissen über rassistische Denkstrukturen besser zu vermitteln."
Im letzten Jahr hatte ein Gerichtsverfahren in Koblenz wegen "Racial Profiling" zu einer öffentlichen Entschuldigung der Bundespolizei geführt.
Sie halten das für übertrieben?
"Heidelberg: Hat die Bundespolizei einen afrikastämmigen Doktoranden rechtswidrig verletzt?*
In Heidelberg soll ein Doktorand aus Schwarzafrika mehr oder weniger von der Bundespolizei zusammengeschlagen worden sein und eine Fraktur des Mittelgesichts-Knochens davongetragen haben. Die Bundespolizei/ Zentrale Stuttgart bestreitet alle Vorwürfe, dreht den Spieß um und hat den betreffenden Studenten ihrerseits angezeigt wegen "Wisterstands gegen die Staatsgewalt".
Laut SPIEGEL-online , die den Betroffenen nur unter der Initiale B. benannt hat, ging es zunächst um eine Routine-Frage nach dem Ausweis, die- offenbar durch andere Hautfarbe bei Polizisten besonders angeregt wird. Der Befragte hatte zwar alle möglichen Ausweise dabei, nur gerade seinen Pass nicht.
Darauf- halbwegs friedliche- Abführung ins Revier am Bahnhof. Nach Auskunft über das Polizeisystem , waren die Auskünfte voll in Ordnung. Zum Krach kam es im Revier erst in dem Augenblick, als die Ausweise auf dem Rucksack des Inquirierten niedergelegt wurden und dieser daraufhin annahm, er könne jetzt endlich gehen und noch seinen Zug nach Mannheim erreichen. Den letzten an diesem Abend.
In diesem Augenblick wurden ihm Handschellen angelegt. Bei den Abwehrhandlungen dagegen muss es zu den Verletzungen des inzwischen zum Beschuldigten beförderten Afrikaners gekommen sein.
Um es kurz zu machen: er wurde von seinem inzwischen eingetroffenen Bruder in die Notaufnahme der Kopfklinik gebracht, dort mit Schmerzmitteln versehen und fuhr per Taxi nach Mannheim zurück. In der Nacht Blutspucken, Nasenbluten. Erst beim wiederholten Besuch in der Klinik wurde der Bruch festgestellt und der Verletzte für vier Tage in der Klinik bettlägrig behandelt.
Soweit das objektiv Feststellbare. Einigkeit besteht in Heidelberg sowohl im Stadtrat wie unter der Studentenschaft, dass körperliche Verletzung Andersfarbiger bisher nicht vorgekommen sei, andere Diskriminierungen vor allem bei der Wohnungssuche schon.
Es kann sich durchaus um eine Verschärfung des Kurses bei der Bundespolizei- früher Bundesgrenzschutz handeln. Jedenfalls ist kaum vorstellbarer, dass ein gewöhnlich aussehender Heidelberger so behandelt worden wäre. Jedenfalls ist die Diskrepanz zwischen dem nichtssagenden Anlass und den darauf folgenden Maßnahmen der Polizei außerordentlich auffällig. Es scheint, dass auch die Heidelberger Staatsanwaltschaft geneigt ist, nicht nur -unvermeidlicherweise- der Anzeige der Bundespolizei nachzugehen, sondern auch einer -in Aussicht gestellten- des verletzten Doktoranden.
Musik: When my blue moon turns to golden again
Abspann.
Quellen: SIEHE TAZ-ARTIKEL vom 27.6.13: Das Bundespolizeigesetz ist rassistisch Geschichte von SAP Arena von der Sinusstudie und vom Vortrag Egon Schweiger vom 3.6.2009. Antiziganismus Hörbeispiele usw. benutzen. |
Playing time: | 1:00:00 |
Ton: | nur |
Comments: | Das von der Lfk geförderte Projekt „Grenzenlos“ startete im Dezember 2006 und vereint im Freien Radio die Zusammenarbeit von Jung und Alt mit dem Engagement gegen Rassismus und Faschismus. Ein Team aus Menschen unterschiedlicher Generationen trifft sich seither regelmäßig um die Durchführung der geplanten Sendungen zu besprechen und diese zu realisieren. Das Radioprojekt Grenzenlos konnte die grundlegenden Projektziele – die generationsübergreifende Zusammenarbeit und die inhaltliche Arbeit innerhalb des Themenkomplexes Antirassismus / Antifaschismus – erreichen: Verschiedene Generationen waren sowohl innerhalb der Arbeitsgruppen als auch innerhalb des Kreises der ProjektbetreuerInnen vertreten. Die Zusammenarbeit innerhalb intergenerativer Arbeitsgruppen hat sich sowohl als spannende Grundbedingung gemeinsamer Arbeit herausgestellt als auch als Bereicherung was die Erfahrungshorizonte, die subjektive Sichtweise auf die gemeinsam zu erarbeitenden Themen und inhaltliche Kenntnisse angeht. Das Themenspektrum der bis April 2008 sechzehn produzierten Grenzenlos-Sendungen entspricht mit der Beschäftigung mit Fragen der Migration und Integration, mit der neuen Bleiberechtsregelung für AsylbewerberInnen oder mit der Aufarbeitung regionaler nationalsozialistischer Geschichte den Vorgaben des Rahmens „Antirassismus / Antifaschismus“. Aber auch die Projektziele der Vermittlung von Wissen über das „Radiomachen“ und die Vernetzung und Multiplikation in der Region konnten erreicht werden: Die Projektteilnehmenden wurden in alle Phasen der Sendungsgestaltung mit einbezogen, so konnten alle Einblick in die vielfältigen Vorgänge erhalten, die für die Produktion einer Radiosendung notwendig sind. Von redaktionellen Tätigkeiten über Audioschnitt bis hin zur Studiotechnik konnten die TeilnehmerInnen somit Neues lernen. Grenzenlos konnte aber nicht nur verschiedene Generationen in einem Projekt vereinen, sondern auch verschiedenste regionale, ehrenamtliche und professionelle Initiativen und Gruppen, die in einen aktiven Prozess des inhaltlichen Austausches integriert werden konnten! |
Conditions of access and use: | GEMA Einschränkungen, dazu Aktenvermerk einsehen unter 16.41.06/1/2016 |
Aktenzeichen1: | 16.41.06/1/2016 |
Angaben zum Erwerb: | Schenkung Klaus Penner, 2016 |
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Usage |
Permission required: | Keine |
Physical Usability: | Uneingeschränkt |
Accessibility: | Öffentlich |
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