Carl-Benz-Schule (Gewerbeschule I), 1889-1949 (Bestand)

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Title:Carl-Benz-Schule (Gewerbeschule I)
Geschichte der Institution mit Archivbeständen:1. Geschichte der Gewerbeschule I (Carl-Benz-Gewerbeschule)

Im Mai 1834 hatte die badische Regierung eine Verordnung erlassen, die allen gewerbereichen Städten des Großherzogtums die Einrichtung von Gewerbeschulen zur Pflicht machte. Damit hatten die in Mannheim schon zuvor angestellten Überlegungen eine landeseinheitliche Grundlage erhalten, auf der die Einrichtung einer Gewerbeschule in M 3, 5 in Angriff genommen werden konnte. Zwingend vorgeschrieben war der Besuch für Maurer, Steinhauer, Zimmerleute, Schreiner, Schlosser, Blechner, Glaser, Hafner und Tüncher; die Lehrlinge der übrigen Gewerbe konnten in dringenden Fällen vom Unterricht befreit werden.

Betrachtet man die Adressbücher der Stadt Mannheim, so kann man ihnen entnehmen, daß die Schule zunächst in ihren Schülerzahlen schwankend war (1836: 170 Schüler, 1840: 112, 1842: 156, 1846: 250, 1850: 150), im wilhelminischen Kaiserreich dann aber stetig wuchs. Folge davon waren wachsende Raumprobleme, die durch Umzüge und Teilunterbringungen, u. a. im rechten Flügel des großherzoglichen Schlosses, in N 6,4 (1893) und schließlich durch Einzug in die Kurfürst-Friedrich-Schule in C 6 (1896) immer nur vorübergehend gelöst werden konnten. Auch in der Weimarer Republik blieben die Raum- und Personalprobleme, noch verstärkt durch heimkehrende Soldaten, für die eigene Kurse anzubieten waren.

Bereits im Herbst 1898 wurde die Angliederung einer Maschinenbau-Abteilung eröffnet, die Werkführerschule. Zunächst als Jahreskurs organisiert, wurde sie 1923, wegen akuter Finanzprobleme, als Abendkurs angeboten, der sich finanziell selbst tragen sollte. Schon mit Beginn des Schuljahres 1926/27 wurde sie als Höhere Gewerbeschule eingerichtet. Ihr Zweck war, befähigte Mechaniker, Maschinenschlosser und verwandte Berufe zu Werksleitern fortzu-bilden. Auch die 1903 eingerichtete Heizerschule ist ein Beispiel, für die Auffächerung im Gewerbe- und Handwerkssektor. Die Vielzahl an Stiftungen und Stipendien, die aus Kreisen der Industrie und des Handwerks vergeben wurden, ist Ausdruck der Wertschätzung, die der Gewerbeschule vor allem im Kaiserreich entgegengebracht wurde.

Zu einer organisatorischen Aufgliederung in drei selbständige Zweige (Gewerbeschulen I, II u. III) kam es mit dem Schuljahr 1926/27, die dann 1935, nach vorübergehender Wiedervereinigung in der Zeit der Weltwirtschaftskrise, endgültig wurde.

In einem feierlichen Akt im Rosengarten am 30.3.1935 erhielten die Gewerbeschulen, in Gegenwart des badischen Kultusministers Wacker und der Witwe Bertha Benz, ihre Namen. Carl Benz galt im nationalsozialistischen Staat, wie die Neue Mannheimer Zeitung vom 16./17.2.1935 in ihrem Untertitel vermeldete, als das Vorbild eines werkmännisch fühlenden Führers. Auch nach dem 2. Weltkrieg blieb der Name, anders als bei den beiden anderen Gewerbeschulen, bestehen. Seit Februar 1978 ist die Carl-Benz-Schule am Neckarufer untergebracht - bis heute eines der größten Gewerbeschulzentren der Bundesrepublik.

2. Überblick zu Bedeutung und Geschichte des Bestands

Der hier vorliegende Bestand (Zug. 56/1975) gelangte im Dezember 1974 über die Carl-Benz-Schule ins Stadtarchiv. Trotz dieser Ursprungsprovenienz sind aber auch Sachakten der Werner-Siemens-Gewerbeschule (Gewerbeschule II) im Bestand zu finden, u. a. zur Malerfachschule. Der Bestand umfasst rund 25 Normalpakete und reicht zeitlich von 1889 bis 1946, wobei der überwiegende Teil aus der Zeit nach 1900 stammt. Schüler- und Notenlisten sind nicht vorhanden.

Von Archivanwärter Berger wurde 1978 eine Verzeichnung auf Karteikarten erstellt, die auch die Grundlage für das hier vorliegende Findmittel bildet. Die Beibehaltung einer reinen Karteikartensammlung schien wegen möglicher Verlustgefahr bei einem relativ häufig benutzten Bestand auf Dauer zu riskant. Die Titelabgleichung und -erfassung fertigte Frau Praktikantin Petra Bergmann im Januar 1995 unter Anleitung des Unterzeichners. Dabei wurde die von Herrn Berger angestrebte Wiederherstellung der alten Registraturordnung beibehalten. Allerdings gelang es nicht, einen Akten-/Registraturplan für die Gewerbeschulen vor 1939 zu eruieren. Die Titelrubriken sind daher von Frau Bergmann nach Befund der Einzeltitel ausgewählt worden und müssen nicht dem Authentikum entsprechen.

Der Bestand befindet sich teilweise in einem wenig befriedigenden Erhaltungszustand, einzelne Akten weisen deutliche Papier- und mechanische Schäden auf. Insofern bestehen Beschränkungen bei Kopierwünschen, die im Einzelfall allein von der Benutzeraufsicht entschieden werden, wie es die Archivsatzung der Stadt Mannheim auch vorsieht.

Kassationen wurden keine vorgenommen. Bücher bzw. die Jahresberichte wurden der Bibliothek einverleibt.


3. Benutzungsauflagen


Bei der Benutzung sind die einschlägigen rechtlichen und gesetzlichen Bestimmungen zu beachten, d. h. das Landesarchivgesetz von Baden-Württemberg vom 27. Juli 1987 und die Archivordnung der Stadt Mannheim vom 10. Juli 1992. Bei Einsichtnahme in die Personalakten, die für wissenschaftliche Forschungszwecke eingesehen werden können, ist die Unterzeichnung einer entsprechenden Verpflichtungserklärung erforderlich, der u. a. die Anonymisierungspflicht bei Veröffentlichung beinhaltet.



Mannheim, im März 1995

gez. Dr. Ulrich Nieß
Stadtarchivassessor


Literaturauswahl:
Jahresberichte der Gewerbeschule Mannheim (ab 1910/11 in unvollständiger Serie in der Bibiothek unter Sign. A 14/61, vgl. hier Nr. 216)
Jahresbericht der Werkführerschule 1926/27, 1927/28 (Sign. A 14/285)
Hensle, Robert: 25 Jahre Berufsfachschule des Kraftfahrzeughandwerks Mannheim, Mannheim o.J. (1959)
Walter, Friedrich: Mannheim in Vergangenheit und Gegenwart, Bd 2.: Geschichte Badens vom Übergang an Baden bis zur Gründung des Reiches, Mannheim 1907
Mannheim in Vergangenheit und Gegenwart, Bd. 3.: Mannheim seit der Gründung des Reiches 1871-1907, hrsg. vom Statistischen Amt, Mannheim 1907
Verwaltungsbericht der Stadt Mannheim, ab Jg. 1895

Weiterführende Quellenauswahl im Stadtarchiv Mannheim:

Hochbauamt
Ratsprotokolle
S 2/644-1
S 2/767
Bundesland:Baden-Württemberg
Art der Institution mit Archivbeständen:Kommunale Archive
 

Usage

End of term of protection:12/31/1979
Permission required:Keine
Physical Usability:Uneingeschränkt
Accessibility:Öffentlich
 

URL for this unit of description

URL: https://scope.mannheim.de/detail.aspx?ID=395437
 

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