GBG, 1904-2009 (Bestand)

Archive plan context


Title:GBG
Geschichte der Institution mit Archivbeständen:Mitte der Zwanziger Jahre verschärfte sich auch in Mannheim die Wohnungsnot drastisch, weil der privat finanzierte Mietwohnungsbau fast zum Erliegen gekommen war und sich die Schere zwischen Miethöhe und Einkommen immer weiter öffnete. Unter diesen Verhältnissen litt nicht allein die Arbeiterschaft, auch für kleine Angestellte wurde es immer schwerer, angemessenen Wohnraum zu finden.
In dieser Situation gründete die Stadt Mannheim 1926 die Gemeinnützige Baugesellschaft mit einem Grundkapital von RM 100.000, um durch großzügige Neubauten Wohnraum und im gleichen Moment Arbeitsplätze zu schaffen. Noch im selben Jahre begannen die Bauarbeiten am Erlenhof, einer großzügig geplanten Wohnanlage mit 51 Häusern und 393 Wohnungen, die schon im folgenden Frühjahr bezugsfertig waren. Die Anlage im Stil des Neuen Bauens wurde durch ihre rationale Grundrißgestaltung, den klar strukturierten Aufbau und die großzügig angelegten Innenhöfe zu einem auch heute noch sehenswerten und stadtteilprägenden Ensemble.
Es folgten in den Jahren bis zur Weltwirtschaftskrise noch eine Reihe weiterer Wohnblöcke, bis die Probleme der Finanzierung dieser Form der Wohnraumbeschaffung ein Ende setzten. Als Alternative bot sich die Idee der Siedlungsbauten am Stadtrand an. Die Gartenstadtbewegung hatte Mannheim schon vor dem ersten Weltkrieg erfaßt und mit den Bauten im Westteil der Gartenstadt einen architektonisch und sozial bemerkenswerten Anfang geschaffen: doch wurde auch diese Bauform zu kostenintensiv. In der Regie der Gemeinnützigen wurden in den Jahren bis zum Kriegsbeginn über eintausend Siedlerstellen errichtet: einfache, sehr schlicht ausgestattete Gebäude ohne Anschluß an die Kanalisation, umgeben von einem Grundstück, das zur Selbstversorgung genügen sollte. Im Dritten Reich trat neben die sozialpolitische Auswahl der Siedler, die primär arbeitslose, von Verelendung und Obdachlosigkeit bedrohte Familien für eine Siedlungsstelle vorsah, die rassenpolitische Auswahl.
Das Kriegsende 1945 erlebte Mannheim als eine Stadt mit großflächig zerstörten Wohngebieten und über 70.000 Menschen auf Wohnungssuche. Das Elend der Baracken- und Bunkerbewohner zwang zum sofortigen Handeln: noch vor der Währungsreform begann die Gemeinnützige mit dem Wiederaufbau. Oberbürgermeister Dr. Fritz Cahn-Garnier gelang es, durch eine umfassende Kapitalaufstockung noch vor der Währungsreform eine solide Grundlage für die kommenden Bauprojekte zu schaffen. Zwischen 1948 und dem 25. Jubiläum 1951 erbaute die Gemeinnützige mehr als 1.800 Wohnungen, darunter städtebaulich so bedeutende Objekte wie den Ludwig-Frank-Block zwischen der Melchior-, Geibel- und Fratelstraße. Für die Mannheimerinnen und Mannheimer war eine Wohnung in einem solchen Neubau, mit eigener Toilette und Bad, mit dichten Fenstern und schützendem Dach ein heiß begehrter Traum.
Es folgten noch zahlreiche Bauprojekte, die die Zahl der von der GBG vermieteten Wohnungen auf über 16.000 (1967) ansteigen ließ: die GBG wurde so nicht nur zum größten Vermieter auf dem Wohnungsmarkt der Stadt, sondern auch zu einem wichtigen Instrument der städtischen Sozial- und Wohnungspolitik. Sie stellte Wohnungen bereit für Bevölkerungsgruppen, für die auf dem „freien" Markt keine Wohnungen erstellt wurden und bot auch den Menschen eine Unterkunft, die wegen ihrer prekären persönlichen Lage bei privaten Vermietern keine Chancen hatten.
Als ehrgeiziges Großprojekt „Wohnen im Grünen" realisierte die GBG die Bebauung des Herzogenried im Vorfeld der Bundesgartenschau 1975. Direkt im Anschluß an die Parkanlagen der Gartenschau entstand ein Wohngebiet mit über 2.000 Wohnungen, bewußt geplant als Gebiet mit verschiedenen Gebäudetypen, vom Hochhaus bis zur Einfamilienwohnung für eine durchmischte und integrationsfähige Wohnbevölkerung. Allerdings zeigten sich bald auch die Nachteile einer zu dichten Bebauung, die noch dazu schon nach wenigen Jahren sanierungsbedürftige Stellen aufwies. Hohe Mietsteigerungen durch das Auslaufen der staatlichen Zinsverbilligung von 1977 an sowie die Neubelegung von Wohnungen durch das Sozialamt schufen einen jahrelangen Krisenherd.
Das Ende der Förderung des Sozialen Wohnungsbaus und die Finanzierungsprobleme für sozial gebundenen Wohnraum verwies die GBG seit den 80er Jahren auf neue Geschäftsfelder: Maßnahmen zur Reduzierung der Baukosten, zur energiesparenden Modernisierung und die Förderung des Erwerbs von Wohneigentum nahmen einen immer größeren Stellenwert ein. Dabei griff die GBG auch auf Ideen der Zwanziger Jahren zurück, als Erwerbslose beim Bau ihrer Wohnungen und Häuser beteiligt wurden: im modernen Gewand erbauten im Rahmen der „Organisierten Gruppenselbsthilfe" seitdem die künftigen Besitzer ihre Eigenheime mit gegenseitiger Unterstützung unter Anleitung der Gesellschaft, die auch Planung, Finanzierung und die Ausführung komplizierter Gewerke übernimmt.
1994 überstieg die Bilanzsumme erstmals die Grenze von 1 Milliarde DM, derzeit betreuen 236 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des größten kommunalen Wohnungsbauunternehmens in Baden-Württemberg 21.445 Wohnungen.
Classification:Der Bestand "GBG - Mannheimer Wohnungsbaugesellschaft mbH" im Stadtarchiv wird gebildet von sieben verschiedenen Zugängen (mit unterschiedlicher Rechtsform) sowie Beständen in den Sammlungen des Stadtarchivs (in dieser Datenbank integriert unter der Klassifikation 6.0 Bildsammlung - Alben, 7.0 Bildsammlung Dias und 8.0 Plansammlung).
Die Zugänge 15/1981 und 58/1982 enthalten die Hausakten ehemals städtischer Häuser, die von der GBG verwaltet worden waren und nach Beendigung der Verwaltung dem Stadtarchiv übergeben worden waren. Die Zugänge 22/1998, 23/1998, 24/1998 und 25/1998 sowie der Zugang 55/1999 entstanden im Rahmen des Aufbaus eines GBG - Archivs zur Vorbereitung der Festschrift für das 75. Jubiläum 2001 und wurden dem Stadtarchiv als Depositum übergeben.
Daneben übergab die GBG dem Mannheimer Architektur- und Bauarchiv im Stadtarchiv Planunterlagen im Original, das in die Plansammlung aufgenommen wurde.
Die Unterlagen des Betriebsrates, die von diesem selbst aufbewahrt wurden und als Unterlagen sui generis zu gelten haben, wurden dem Stadtarchiv übergeben mit der Maßgabe, sie zu verwalten wie die Unterlagen der GBG. Sie sind unter der Klassifikationsstufe 2.3 integriert.
Folge der mangelnden Sorgfalt bei der Schriftgutverwaltung waren gravierende Verluste, in der Regel bei Sachbearbeiterwechsel, internen Umzügen und Pensionierungen. Bedeutsam ist der Verlust der gesamten Hausakten 1968 (durch Kellerräumung), der Verlust der Aufsichtsratsprotokolle 1926 - 1943 (durch unkontrollierte Entnahme in den 70er Jahren) und der Zeitungsausschnittssammlungen (nach 1980 aus der Zentralregistratur).

Verzeichnungsgrundsätze und Klassifikation der Aktenbestände
Die Erschließung der Unterlagen stand vor dem Problem, daß von seiten der abliefernden Abteilungen in der Regel keine Akten gebildet worden waren. Die Titelbildung bei abgegebenen Ordnern bezeichnete zumeist nur im Groben den Inhalt, so daß sie nicht als Titelaufnahmen verwendet werden konnten. Da die Inhalte der Ordner zudem aus einer Mischung von federführend bearbeiteten Vorgängen (oft unvollständig), Kopien und Kenntnisnahmen sowie den Sachverhalt betreffenden Materialien bestanden, war eine dynamische Titelbildung oft nicht möglich.
Auch wurden zu den einzelnen Vorgängen Parallelakten bei verschiedenen Abteilungen gebildet, so daß bei der Recherche neben dem Aktentitel auch die Klassifikationsstufe beachtet werden muß.
Die Verzeichnung erfolgte via GBGSTAR, einer Probefassung der Findmittel - Datenbank des Stadtarchivs. Nach Abschluß wurden die Datensätze in die Datenbank des Stadtarchivs übernommen; der GBG wurde die hier vorliegende separate Datenbank zur eigenständigen Recherche übergeben - Ergänzungen, Korrekturen und Aktualisierungen werden der GBG regelmäßig übermittelt.
Die Klassifikation erfolgte in Anlehnung an den Aktenplan der GBG, der zu diesem Zeitpunkt allerdings faktisch nicht beachtet wurde. Deshalb wurde die Klassifikation in Anlehnung an das real gebildetet Schriftgut dahingehend modifiziert, daß sie in der Regel nach den Sachbearbeiterregistraturen aufgebaut ist. Am deutlichsten ist dies in der Gruppe 1.2 "Führung des Unternehmens" zu erkennen: hier sind die Unterlagen, die von den Geschäftsführern, Direktionsassistenten etc. oft als Handakten oder als persönliche Unterlagen gebildet wurden. Deshalb wurde in dieser Gruppe auch die zweistufige Klassifikation durch eine dritte, stärker inhaltsbezogene Ebene ergänzt.

1 Geschäftsführung
1.1 Gründung, Verträge, Gesellschafter
1.2 Führung des Unternehmens
1.2. Handakten der Geschäftsführung
1.2.2 Sitzungen und Besprechungen
1.2.3 Stadtverwaltung Mannheim
1.2.4 Vermietung / Allgemeines
1.2.5 Siedlungen und Volkswohnungen / Allgemeines
1.2.6 Sanierung und Modernisierung / Allgemeines
1.2.7 Bauvorhaben / Allgemeines
1.3 Beteiligungen und Mitgliedschaften
1.4 Geschäftsberichte
1.5 Aufsichtsrat

2 Allgemeine Verwaltungsangelegenheiten
2.1 Aufgaben und Gliederung
2.2. Öffentlichkeitsarbeit
2.3 Betriebsrat
2.3.1 Mitbestimmung und Mitwirkung
2.3.2 Betriebsausflüge
2.4 Personalwesen
2.4.1 Personalverwaltung / Allgemeines
2.4.2 Personalakten
2.5 Rechnungswesen
2.6 Prüfungsberichte

3 Liegenschaftsverwaltung
3.1 Liegenschaftsverwaltung

4 Bauerstellung
4.1 Baufinanzierung
4.2 Bauplanung
4.3 Bauausführung
4.4 Hausakten
4.5 Bauunterhaltung und Sanierung

5 Vermietung
5.1 Mieterakten
5.2 Mietenbuchhaltung
5.3 Siedlerakten

Appraisal and destruction:Während die Zugänge 15/1981 und 58/1982 unbewertet ins Stadtarchiv kamen, entstanden die Zugänge der Jahre 1998 und 1999 im Rahmen des Archivaufbaus durch den Unterzeichner. Die Unterlagen wurden in insgesamt 19 Einzelregistraturen und Abstellkammern gefunden, gesichtet und bewertet. Schriftgut vor 1945 wurde wegen der problematischen Überlieferung komplett übernommen. Die Bewertung des Schriftgutes von 1945 bis ca. 1980 erfolgte in den einzelnen Klassifikationsstufen; sie reichte von der relativ hohen Übernahmequote bei Akten der Geschäftsführung bis zu exemplarischer Auswahl bei den Massenakten der Bau- und Vermietungsabteilungen (siehe Dienstakten des Stadtarchivs 16.26.35 - GBG).
Von den 1998 ausgeschiedenen Mieterakten wurde eine repräsentative Auswahl übernommen, da diese Akten noch nicht eingescannt und damit "bereinigt" wurden. Auswahlkriterien waren: Buchstabe "G", Mietverträge und Objekte vor 1950, Mietverträge aus repräsentativen Objekten sowie Problemfälle. Es handelt sich um rund 900 Akten von 1926 bis Mitte der 90er Jahre. Nach ähnlichen Kriterien wurden auch rund 140 Siedlerakten (Reichsheimstätten) übernommen.
Die bei der GBG ermittelten archivreifen und archivwürdigen Unterlagen wurden in zusammen fünf Ablieferung übernommen, zunächst im Ulmenweg entmetallisiert, umgepackt und verzeichnet und ins Stadtarchiv überführt. Der Zugang 22/1998 enthält eine gewichtete Auswahl an Mieter- und Siedlerakten (Laufzeiten von 1921 - 2000, 1019 Faszikel, Umfang rund 10 lfd. m.; der Zugang 23/1998 enthält objektbezogene Akten (Laufzeit 1904 - 1996, Umfang 234 Faszikel, 3,5 lfd. m sowie 2,5 lfd m. Amtsbücher); der Zugang 24/1998 Akten der Geschäftsführung und der allgemeinen sowie der Personalverwaltung (Laufzeit 1918 - 1995, 1234 Faszikel, 18 lfd. m.); der Zugang 25/1998 umfaßt das Bildmaterial der GBG (124 Photoalben, 4 lfd. m sowie 43 Diakästen, rd. 2 lfd. m); er wurde unter Album Nr. 1001-1125 in die Bildsammlung integriert. Der Zugang 55/1999 umfaßt die Unterlagen, die dem Unterzeichner nach Abschluß der vier Ablieferung zugänglich gemacht wurden; das Material erstreckt sich über alle Klassifikationsstufen.
Planmaterial wurde in Kooperation mit dem MAB bewertet und in die Plansammlung übernommen, eine Liste der GBG - Planunterlagen ist im gedruckten Findmittel unter IV beigegeben (1.568 Nummern, entsprechend 44,9 lfd. m.), hier in der Datenbank unter der Klassifikationsstufe 8.0.
Parallel zum Aufbau des GBG - Archivs wurde ein Dokumentationsbestand im Stadtarchiv aufgebaut, der Unterlagen enthält, die die Bestände der GBG ergänzen. Z.T. handelt es sich dabei um Archivalien, die von Dritten (GBG - Mitarbeitern, Mieterinnen und Mietern, dem Verband baden-württembergischer Wohnungsunternehmen etc.) dem Stadtarchiv übergeben wurden, z.T. um Kopien von Unterlagen als Grundlage für die Erstellung der Festschrift.
Verschiedene archivwürdige Unterlagen wurden nach Absprache mit den jeweiligen Abteilungen in deren Registraturen belassen, da sie ständig benötigt werden. Es handelt sich dabei um:
1) Bilanzunterlagen von 1945 - 1980, Umfang rund 13 lfd. m. Sie werden aufbewahrt in der Zentralregistratur und betreut von der Hauptabteilung 4, Rechnungswesen.
2) die noch vorhandenen Hausakten von Gebäuden, die in Besitz oder Verwaltung der GBG sind. Sie werden aufbewahrt in der Zentralregistratur und betreut von den Hauptabteilungen 1 Bauvorbereitung und 2, Bauausführung.
3) Zwei Bücher mit Angaben zu sämtlichen von der GBG auf eigene oder fremde Rechnung erstellten Gebäuden (sog. Bauvorlagenbuch, begonnen von Hr. Lenz). Sie werden aufbewahrt und weitergeführt von der Abteilung Vermessung in der Hauptabteilung 1.
4) Rund fünf Meter Mietenbuchhaltungskartei (Fortsetzung der unter 5.2. archivierten Kartei), aufbewahrt und gepflegt im 2. OG, zuständig Hauptabteilung 4, Rechnungswesen.
5) Instandhaltungskartei (sog. I - Kartei) mit Einträgen ab 1921, rund 35 lfd. m. im 3. OG, aufbewahrt und gepflegt von Hauptabteilung 2, Bauausführung.
Usage notes:Die Benutzung unterliegt gemäß dem Depositalvertrag vom 27.01.1999 der Archivordnung der Stadt Mannheim vom 10.07.1992 (Dienstakten des Stadtarchivs 16.26.15 - GBG); abweichend davon wurde für personenbezogene Unterlagen, also auch die Mieter- und Siedlerakten, die Sperrfristregelung des Bundesarchivgesetzes (30 Jahre nach Tod bzw. 110 Jahre nach Geburt) vereinbart.

Abkürzungsverzeichnis

DA = Direktionsassistent
GEG = Großeinkaufsgenossenschaft Hamburg
GU = Abteilung Gebäudeunterhaltung
GWM = Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft Mannheim (nur geplant)
KSC = Kunden Service Center
MTA = Maschinen - Technik Abteilung
MWS = Mannheimer Gesellschaft für Wohnungs- und Städtebau
PES = Programm Einfache Stadterneuerung
SE = Stadterneuerung
WE = Wohneinheit/en
WEH = Wirtschaftseinheit (Einteilung der von der GBG errichteten bzw. verwalteten Objekte in Gruppen)
WHG = Wohnanlage Herzogenried Betreuungs- und Verwaltungs GmbH
WUP = Wohnumfeldprogramm des Landes Baden-Württemberg
ZVK = Zusatzversorgungskasse der Stadt Mannheim
Bundesland:Baden-Württemberg
Art der Institution mit Archivbeständen:Kommunale Archive
 

Usage

End of term of protection:12/31/2039
Permission required:Keine
Physical Usability:Uneingeschränkt
Accessibility:Öffentlich
 

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