Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes VVN (Bestand)

Archive plan context


Title:Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes VVN
Geschichte der Institution mit Archivbeständen:Die Gründungskonferenz der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) Baden-Württemberg fand am 17. Mai 1947 in Stuttgart statt. Zweck und Aufgaben der Vereinigung sind in § 2 ihrer Satzung wie folgt festgelegt:
"Die Vereinigung ist der überparteiliche und gemeinützige Zusammenschluss aller Opfer des Naziregimes sowie aller Widerstandkämpfer gegen Krieg und Faschismus. Die Vereinigung verfolgt insbesondere die nachstehenden Ziele:
1. Bekämpfung des Faschismus ind Militarismus in allen seinen Erscheinugsformen.
2. Aktive Teilnahme an allen Bestrebungen zur Sicherung des Friedens und Herstellung einer einheitlichen deutschen demokratischen Repubik.
3. Entschiedenes Eintreten für Völkerverständigung und gegen jede Erscheinungsform der Rassenhetze.
4. Ehrung der Opfer des Faschismus und Aufzeigung des opferreichen Kampfes der deutschen Widerstandsbewegung.
5. Zusammenarbeit mit allen der FIR (Fédération Internationale des Résistants = Interantionale Föderation der Widerstandkämpfer) angeschlossenen Bruderorganisationen.
6. Vertretung der gemeinsamen ideellen und materiellen Interessen der aus politischen, rassischen, weltanschaulichen und religiösen Gründen durch das NS-Regime Verfolgten, insbesondere die Sicherung der rechtlichen Stellung und Besserung der sozialen Lage der Verfolgten und ihrer Hinterbliebenen.
7. Zusammenarbeit mit allen Organisationen, die sich gleichgeartete Aufgaben stellen."
Bereits wenige Jahre nach ihrer Entstehung distanzierten sich die SPD und die sog. Bürgerlichen Parteien von der VVN, da sie als kommunstisch dominiert galt. Tatsächlich gehörten viele der parteipolitisch organisierten Mitglieder der VVN der KPD, nach deren Verbot der DFU bzw. der DKP an. Dies resultiert aber aus der Tatsache, dass diejenigen, die den Nationalsozialisten politischen Widerstand geleistet hatten und dafür in Gefängnissen und Konzentrationslagern inhaftiert waren, in der Hauptsache Kommunisten und Sozialdemokraten waren. Der Unvereinbarkeitsbeschluss einer Doppelmitgliedschaft in SPD und VVN, gefasst auf dem SPD-Bundesparteitag 1952 in Dortmund, sowie die Gründung einer "Sozialdemokratischen Arbeitsgemeinschaft politisch Verfolgter" verfehlten ihre eigentliche Absicht. Viele Sozialdemokraten blieben weiterhin Mitglieder der VVN und riskierten somit den Parteiausschluss, da sie sich aufgrund ihrer Erfahrungen mit dem Nationalsozialismus aus innerer Überzeugung mit den satzungsmäßigen Zielen der VVN identifizierten.
Appraisal and destruction:Der Bestand VVN gelangte in insgesamt fünf Ablieferungen durch Frau Gertrud Weber und eine Ablieferung durch Frau Milli Breisch in den Jahren 1987 bis 1991 als Depositum ins Stadtarchiv und umfaßt 92 Positionen in fünf Normalpaketen. Die Position 1 bis 34 beinhalten vor allem Unterlagen über Wiedergutmachungsverfahren für im Nationalsozialismus verbüßte Haftstrafen. Neben einer Vielzahl von Orginaldokumenten darunter etwa Anklage- und Urteilschriften, u.a. des Volksgerichtshofs, setzt sich der Bestand aus Büchern und Zeitschriften zusammen.
Originaldokumente und Schriftwechsel dokumentieren auf eindrucksvolle Weise den Einsatz der VVN für ihre Mitglieder. Wiedergutmachungsverfahren für unter dem Nationalsozialismus erlittenes Unrecht wurden oft über Jahre hinweg geführt, die Anwälte größtenteils von der Vereinigung gestellt oder bezahlt. Auch Misserfolge werden hier sichtbar, ebenso die oft sehr unterschiedlichen Entscheidungen der Gerichte. Zeitungen der VVN geben einen Einblick in Aktivitäten und Arbeitsweise der Vereinigung.
Das gesamte Schriftgut stammt aus dem Privatbesitz von VVN-Mitgliedern, darunter der frühere Kreisvorsitzende Richard Stark, Gertrud Weber und Milli Breisch.

Eine erste chronologische Ordnung und Grobverzeichnung des Materials erfolgte 1992 durch Frau Susann Becker, wobei die bei der Übernahme bestehende Ordnung des Schriftguts beibehalten wurde. Ein Teil der im Bestand befindlichen Literatur wurde damals bereits der Bibliothek des Stadtarchivs überstellt, Doppelexemplare wurden über Herrn Michael Caroli an die KZ-Gedenkstätte weitergeleitet (Vermerk vom 14. Juli 1992 unter AZ 16.31.30 - VVN). Auf der Grundlage der Verzeichungsarbeiten Frau Beckers und unter Beibehaltung der von ihr vorgegebenen Numerierung erfolgte die vorliegende Verzeichung im November/Dezember 1996 durch Herrn Walter Spannagel.

Usage notes:Lt. § 10 des Depositalvertrags zwischen dem Stadtarchiv Mannheim und der "Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten" (VVN-BdA) ist eine Benutzung des Materials im Rahmen der Benutzungsordnung des Stadtarchivs möglich, bedarf aber grundsätzlich der Zustimmung des örtlichen Vorstands der VVN-BdA. Bei personenbezogenen Unterlagen ist besonders Augenmerk auf datenschutzrechtliche Bestimmungen zu legen.

Mannheim, im Dezember 1996
gez. Walter Spannagel
Comments:Literaturauswahl:

VVN Baden Württemberg. Festschrift zum 20jährigen Bestehen. Stuttgart 1967.
Joachim Irek, Mannheim in den Jahren 1945-1949. Geschichte einer Stadt zwischen Diktatur und Republik. Darstellung. Stuttgart 1983.
Der Anfang nach dem Ende 1945-49. Sonderveröffentlichung des
Stadtarchivs Nr. 12. Mannheim 1985
Bundesland:Baden-Württemberg
Art der Institution mit Archivbeständen:Kommunale Archive
 

Usage

Permission required:Keine
Physical Usability:Uneingeschränkt
Accessibility:Öffentlich
 

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URL: https://scope.mannheim.de/detail.aspx?ID=63180
 

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