Title: | D 01 Jüdische Geschichte |
Name of the creator / provenance: | Die Materialsammlung Fliedner (erster Teil des Bestandes) wurde Schriftgut von verschiedenen Archiven und von Privatpersonen kopiert und gesammelt. Die einzelnen Aktenmappen wurden weitgehend nach Sachgruppen (z.B. Jüdische Gemeinde, Warenhäuser, Schule etc.) angelegt. Akten über die „Arisierung“ zahlreicher Mannheimer Betriebe wurden beim Regierungspräsidium Nordbaden verwahrt. Die Generalia Akten des Badischen Finanz- und Wirtschaftsministeriums enthalten meist nur Durchführungserlasse der im Reichsgesetzblatt veröffentlichten Gesetze zur Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben. Die Akten des Mannheimer Rechtsanwalts Joseph Gentil spiegeln die Rechtssituation und die Lebenswirklichkeit während des Nationalsozialismus wider. Gentil hatte eine große Zahl jüdischer Mandanten, nach 1933 wuchs diese sogar sprunghaft an. Korrespondenz mit den Verfolgten, Beratung bei der Vorbereitung einer geplanten Auswanderung und dergleichen mehr finden sich in den Akten. Zu berücksichtigen ist, daß aber nur ein Teil von Gentils Akten – meist zu bestimmten Betreffen und teilweise aus dem Zusammenhang gerissen – in den D1 Bestand integriert wurde. Die Akten der Staatsanwaltschaft beim Landgericht Mannheim konnten in großem Umfang gerettet werden. Es entstanden aber Auslagerungsverluste, da sie während des Krieges teilweise nach Heidelberg ausgelagert wurden. Die Akten sind auch nicht mehr vollständig, da bei politischen und rassischen Delikten stets nur die Anklage und das Urteil aufbewahrt wurden. Verhandlungsgang und Methoden lassen sich daher in den meisten Fällen nicht mehr rekonstruieren. Desweiteren ergeben Akten des Oberrats der Israeliten in Mannheim, ergänzt durch private Aufzeichnungen, ein Bild über die oft nur Einzelpersonen erfassenden Deportationen nach 1940. |
Geschichte der Institution mit Archivbeständen: | Aus der Erstverzeichnung in den sechziger/siebziger Jahren stammen das in gedruckter Form vorliegende alte Findmittel und der angelegte Karteikasten. Die Hauptregistratur der städtischen Verwaltung verbrannte bei dem Bombenangriff am 5./6. September 1943. Das Schriftgut der israelitischen Gemeinde wurde im „Dritten Reich“ vernichtet. Es wurde daher versucht, die Judenverfolgung betreffendes Schriftgut aus nicht zerstörten Amtsregistraturen zu rekonstruieren. Beispielsweise konnten in den Akten der städtischen Krankenanstalten zahlreiche Erlasse und Verfügungen über den Umgang mit „Nichtariern“ gefunden werden. Die Akten des Badischen Innenministeriums – mit ihrem Bezug auf Mannheim – sind nicht erhalten. Auch die entsprechenden Unterlagen des Mannheimer Polizeipräsidiums wurden durch die NS-Behörden gezielt vernichtet. |
Classification: | Im Dokumentationsbestand D1 verwahrt das Stadtarchiv Mannheim Schriftstücke zur Jüdischen Geschichte (derzeitiger Umfang: 322 Archiveinheiten in 25 Normalpaketen). Den Schwerpunkt des Bestandes bildet die Zeit von 1933 bis 1945, insbesondere die Themen Judenverfolgung in Mannheim sowie die Familiengeschichte. Die zunehmende Entrechtung der jüdischen Bürgerinnen und Bürger, der Antisemitismus in seinen vielen Facetten – die „Arisierung“ von Unternehmen, die Flucht ins Ausland, die Deportation der badischen und pfälzischen Juden am 22./23.10.1940 nach Südfrankreich und schließlich deren Ermordung – wird im Bestand dokumentiert. Unter der Anleitung von Dr. Christoph Popp wurde der Bestand von Mischa Warner im April/Mai 2001 und von Helmut Landerer im September/Oktober 2001, März/April 2002 und von Oktober 2002 bis Mai 2003 verzeichnet. Ausschnitte und Kopien aus Zeitungen komplementieren diesen Bestand. Die Einzelblattverzeichnung der Materialsammlung Fliedner mit - soweit möglich - genauer Ergänzung der Provenienz einzelner Kopien wurde 2014 unter Anleitung von Dr. Susanne Schlösser von Alexander Hahn, Isabelle Hofmann, Max Piechotta und Andreas Schneider durchgeführt. |
Usage notes: | Die Einsichtnahme in den Bestand in generell möglich, allerdings gibt es Einschränkungen bei den aus anderen Archiven stammenden Kopien. Die Entscheidung trifft im Einzelfall die für die Benutzerberatung zuständige Person. |
Comments: | Durch die Volltextsuche in der Datenbank können die Vornamen mittels der Einzelblattverzeichnung recherchiert werden. Die ab September 1939 eingeführten Namenszusätze Sara und Israel sind nicht in der Datenbank verzeichnet. Aus der Erstverzeichnung in den sechziger/siebziger Jahren stammen das in gedruckter Form vorliegende alte Findmittel und der angelegte Karteikasten. Die alte Zugangsnummer 16/1967 und die entsprechende Nummer der Mappe sind im Feld Bemerkungen notiert, so dass auch Verweise aus älteren Publikationen rekonstruiert werden können. |
Bundesland: | Baden-Württemberg |
Art der Institution mit Archivbeständen: | Kommunale Archive |
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Usage |
End of term of protection: | 12/31/2039 |
Permission required: | Keine |
Physical Usability: | Uneingeschränkt |
Accessibility: | Öffentlich |
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URL for this unit of description |
URL: | https://scope.mannheim.de/detail.aspx?ID=87427 |
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