Title: | NL Rosenthal, Berthold |
Geschichte der Institution mit Archivbeständen: | Berthold Rosenthal wurde am 17.01.1875 in Liedolsheim bei Karlsruhe geboren, seine Eltern waren der Viehhändler Emanuel Rosenthal und Babette Weil. Rosenthal war seit 1914 mit Johanna geb. Benzian verheiratet, aus der Ehe gingen ein Sohn und zwei Töchter hervor.
Rosenthal besuchte die Präparandenschule in Tauberbischofsheim von 1889-1891 und bis 1894 das evangelische Lehrerseminar in Karlsruhe. In den Schuldienst kam er in Kirchen bei Lörrach, wurde dann nach Friesenheim bei Lahr und 1900 nach Mannheim versetzt. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs wurde er, der schon 1897 in einer Lehrerkompanie in Kehl ausgebildet worden war, eingezogen und nahm im Winter 1914/15 an den Stellungskämpfen am Hartmannsweiler Kopf teil. Wegen eines Augenleidens wurde er im Februar 1916 entlassen und konnte seine berufliche Arbeit in Mannheim wiederaufnehmen; dazu gehörte auch seine Tätigkeit im jüdischen Knabenhort, den er mehrere Nachmittage in der Woche betreute. Rosenthal war Mitglied des "Israelitischen Lehrervereins in Baden" und im Vorstand des "Naphtali Epstein Vereins", der kranken jüdischen Kollegen Unterstützungen und israelitischen Zöglingen der Lehrerbildungsanstalten Studienbeihilfen gewährte. Rosenthal war auch Mitglied der "August-Lamey-Loge", und seine Frau gehörte dem jüdischen Schwesternbund "Caritas" an.
In der Nachkriegszeit beschäftigte sich Rosenthal intensiv mit der Geschichte der badischen Juden, besonders auch in den Kleingemeinden, die ihm von seiner Herkunft her vertraut waren. Er schrieb historische Abhandlungen im "Israelitischen Gemeindeblatt" und veröffentlichte 1927 die "Heimatgeschichte der badischen Juden", in der zum ersten Mal die gesamte Zeit von den Anfängen im Mittelalter bis zur Gegenwart dargestellt wurde. Das Werk ist heute auch als Quellenwerk unersetzlich, nachdem die Akten des Oberrats der Israeliten Badens und fast aller jüdischen Gemeinden verlorengegangen sind. Aus einem Satz des Schlußkapitels ersehen wir, daß Rosenthal in der einmaligen Symbiose von Deutschtum und Judentum gelebt hat: "Und dieser Wille zur Erhaltung der Eigenart wird den jüdischen Deutschen befähigen, jederzeit in dem Lande, wo seit Jahrhunderten die Gebeine seiner Väter ruhen und mit dessen Geschichte er mit allen Fasern seines Seins sich verwurzelt fühlt, als treuer Bürger seine Pflicht zu erfüllen und am geistigen und wirtschaftlichen Streben seiner Heimat fördernden Anteil zu nehmen."
Aber auch Rosenthal mußte sich von seinen Wurzeln losreißen. Nach seiner vorzeitigen Pensionierung zum 1. Oktober 1933 befaßte er sich mit historischen Forschungen und legte für viele Familien Stamm- und Ahnentafeln an. Als er aber bei den Pogromen vom November 1938 verhaftet wurde, mußte er schweren Herzens seine Auswanderung vorbereiten. Obwohl seine beiden Töchter schon in den USA lebten, dauerte es zwei Jahre, bis er die Einreisegenehmigung erhielt und am 10. November 1940 mit seiner Frau über Portugal in Amerika anlangte. Nur dadurch entging er der Deportation nach Gurs, daß er schon am 19. September 1940 nach Berlin abgereist war. In den USA trieb er weiterhin historische Studien und erlebte 1955 noch die Freude der Gründung des Leo Baeck Instituts in New York, an dem er noch zwei Jahre bis zu seinem Tode im Dezember 1957 mitarbeiten konnte.
Berthold Rosenthal verstarb am 16.12.1957.
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Classification: | Der Nachlass Berthold Rosenthal umfaßt 20 Manuskripte und über 80 veröffentlichte Artikel, die sich im wesentlichen mit der Geschichte der jüdischen Gemeinden in Baden und der Pfalz beschäftigen. Darüberhinaus liegt im Nachlass eine Sammlung von über 8000 Seiten von Abschriften vor, die Berthold Rosenthal anhand von Originalquellen angefertigt hat, die in der Zwischenzeit verlorengegangen sind oder vernichtet wurden. So liegt zum Beispiel "Das grüne Buch von Worms" vollständig in einer Abschrift von Rosenthal vor, auf ca. 350 Seiten gibt es auch einen Überblick über die Familiengeschichte der jüdischen Bürger der Stadt Worms für die Zeit von 1560 bis 1812.
Daneben finden sich im Nachlass die sogenannten "Namensgebungsverzeichnisse", ein Verzeichnis der von badischen Juden 1809 angenommenen Familiennamen (ca. 500 Seiten). Gliederung des Nachlasses im Leo-Baeck-Institute, New York Gruppe I. Schriften (Manuscripts) A. Manuskripte B. Zeitschriften- und Zeitungsartikel
GruppeII. Gemeindegeschichte (Community Histories) Quellenmaterial und Abschriften
Gruppe III. Originalpapiere (Original Papers) A. Urkunden B. Bilder, Fotos C. Naphtali-Epstein-Verein
Gruppe IV. Stammbäume (Family trees)
Gruppe V. Korrespondenz (Correspondence)
Gruppe VI. Diverse (Diversa)
Gruppe VII. Persönliches (Personal records and papers)
Gruppe VIII. Nachtrag (Addendum)
Verteilung der Rollen auf die Lesefilme (Rolle 1-14)
Rolle 1 Gruppe I A Manuskripts - I B 8 Periodical Articles
Rolle 2 Gruppe I B B9 Periodical Articles - Gruppe II Community Histories Baden
Rolle 3 Gruppe II Community Histories (Baden-Abschriften GLA) - Gruppe II/2 (Baden-Baden)
Rolle 4 Gruppe II Community Histories 7 3 - II Community Histories 7
Rolle 5 Gruppe II Community Histories /8 (Mannheim-Auszüge aus den Ratsprotokollen 1661-1672) - II Community Histories/8 (Mannheim Auszüge aus den Ratsprotokollen 1705-1713)
Rolle 6 Gruppe II Community Histories /8 (Mannheim-auszüge aus den Ratsprotokollen 1714-1719) - II Community Histories /8 (Mannheim-auszüge aus den Ratsprotokollen 1751-1763)
Rolle 7 Gruppe II Community Histories / 8 (MannheimAuszüge aus den Ratsprotokollen 1764-1773) - II Community Histories / 9 (Obergrombach bis Worms)
Rolle 8 Gruppe II Community Histories / 10 - II Community Histories 12
Rolle 9 Gruppe II Community Histories / 13 - IV Family Trees A/1
Rolle 10 Gruppe IV Family Trees A/2 - IV Family Trees B 34
Rolle 11 Gruppe IV Family Trees B 35 - IV Family Trees C/6
Rolle 12 Gruppe IV C 7 Correspondence with family-tree material A-Z - VI A 8 Diversa
Rolle 13 Gruppe VI A 9 - VIIPersonal records and papers / III / 1-9
Rolle 14 Gruppe VII Personal records and papers / IV - VIII Addendum/VII
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Appraisal and destruction: | Die Bedeutung des Bestandes als umfangreiche Sammlung zur Geschichte der Juden im deutschen Südwesten wurde von verschiedenen Wissenschaftlern, die mit den Quellen gearbeitet haben, immer wieder betont. Zuletzt ging Uri Kaufmann in seinem Artikel "Quellen zur badischen Geschichte in Jerusalem und Berlin" auf Wert und Bedeutung des Nachlasses von Berthold Rosenthal ein. |
Usage notes: | Die 14 Lesefilme, die das Leo-Baeck-Institute im Auftrag des Stadtarchivs anfertigen ließ, gelangten im November 1996 in das Stadtarchiv Mannheim. Für die Einsichtnahme in die Filmrollen und die Anfertigung von Arbeitskopien im Rahmen von wissenschaftlichen und genealogischen Benutzungen gelten die Benutzungsbedingungen des Stadtarchivs; bei der Zitierung sollten sowohl Stadtarchiv als Lagerort der Filme und Leo-Baeck-Institute als Lagerort der Originale genannt werden. Im Hinblick auf etwaige Veröffentlichungen teilte das Leo-Baeck-Institute dem Stadtarchiv Mannheim in einem Schreiben vom 17.4.1997 folgendes mit:
"Die von uns gewünschten Einschränkungen beziehen sich auf Fragen der Veröffentlichung von Materialien. Wir sind die Inhaber der Rechte an der Sammlung Berthold Rosenthal und werden uns diese auch weiterhin vorbehalten. Das bedeutet, daß wir uns das Veröffentlichungsrecht bzw. -zustimmung vorbehalten. Die von Rosenthal zusammengetragenen Informationen und Aufzeichnungen sind, zumindest nach amerikanischem Copyright, ebenfalls geschützt, also nicht nur die von Rosenthal selbst verfassten Schriften und Manuskripte. Zusätzlich bitte ich Sie auch die Unterscheidung zwischen Copyright und Literary Rights wahrzunehmen d. h. Copyright erlischt nach einer gewissen Zeitspanne und die Sachen sind dann frei. Für bis dato unveröffentlichtes Material gilt dies nicht."
Daneben gelten für die Benutzung der Lesefilme die derzeit einschlägigen gesetzlichen Bestimmungen d. h. zur Zeit das Landesarchivgesetz des Landes Baden-Württemberg vom 27. Juli 1987 und die Archivordnung der Stadt Mannheim vom 10. Juli 1992.
Bei der Erschließung wurde im wesentlichen die Titelaufnahme des Leo-Baeck-Institutes übernommen. Die Erfassung erfolgte durch den Praktikanten Oliver Falkenberg im April 1998.
Mannheim, im Mai 1998 gez. Barbara Becker
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Comments: | Im Stadtarchiv Mannheim liegen neben den Veröffentlichungen Rosenthals noch folgende archivalische Quellen zu seiner Person vor: Personengeschichtliche Sammlung S1/2433 (Zeitungsausschnittsammlung), Dokumentation zur Geschichte der Juden Mannheims (D2), Nachtrag 63: Johanna Rosenthal: "Einiges aus unserem gemeinsamen Leben", Dayton 1959. |
Bundesland: | Baden-Württemberg |
Art der Institution mit Archivbeständen: | Kommunale Archive |
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Usage |
Permission required: | Keine |
Physical Usability: | Uneingeschränkt |
Accessibility: | Öffentlich |
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URL: | https://scope.mannheim.de/detail.aspx?ID=1268552 |
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