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NL Heß, Fritz, 1616 (ca.)-1991 (Bestand)
Title: | NL Heß, Fritz |
Geschichte der Institution mit Archivbeständen: | Die Familie Heß läßt sich in männlicher Linie bis ins frühe 17. Jh. ins elsässische Weißenburg zurückverfolgen. Der um 1661 geborene Küfer Johann Jakob Heß gilt als der eigentliche Stammvater der Familie, die im frühen 18. Jahrhundert in die Pfalz übersiedelte. Ein Zweig der Familie (Melchior-Linie) ließ sich in Speyer nieder, einzelne Mitglieder erlangten hier hohe gesellschaftliche Positionen bis in unsere Tage. Es nimmt nicht wunder, daß für viele wirtschaftlich erfolgreiche Familienmitglieder im 19. Jahrhundert Mannheim zum Lebensmittelpunkt wurde, auch sind in der Familie sowohl erfolgreiche Unternehmer wie politisch engagierte Mitglieder zu finden.
Politisch hervorgetreten ist beispielsweise Jean Heß, der in die Schweiz auswanderte und sich als Buchdrucker und Verleger engagierte. Auch wenn er zum Zeitpunkt seiner Auswanderung 1827 noch keine diesbezüglichen Neigungen erkennen ließ, so betätigte er sich doch später durch seine verlegerisches Programm (u.a. Freiheitsdichter Herwegh) und Herausgeber von Zeitungen in Mönchaltorf und Neumünster b. Zürich als Aktivposten bei der Verbreitung politischer Ideale im Vormärz. Seine zahlreichen Söhne führten zum Teil ein unruhiges Wanderleben. Der Sohn Karl Jakob, 1837 geboren, beispielsweise war in Paris Pastetenbäcker, fuhr dann als Schiffskoch über die Meere, gelangte nach China und Japan. Als Junggeselle ist er 1897 in Tokio gestorben. Als Soldat in holländischen Diensten lernte sein jüngerer Bruder Georg Daniel (1843 - 1913 für verschollen erklärt) die holländischen Kolonialbesitzungen kennen, u.a. Sorabaya auf Java. Mit seiner dort geborenen Tochter Nanny, die als Halbasiatin in der Schweiz später ein sehr bescheidenes Leben führte, war er 1881 nach Mannheim zurückgekehrt, hatte bei der Maschinenfabrik Lanz eine Stellung gefunden, um dann im Januar 1884 auf Nimmerwiedersehen zu verschwinden. Tochter Nanny, 1878 geboren, wuchs in Mannheim beim Onkel Friedrich Heß auf. Im 1. Weltkrieg hat sie in Mannheimer Kriegslazaretten als Pflegerin gearbeitet. Unter den Söhnen von Jean Heß verdient - aus Mannheimer Sicht - der eben erwähnte, 1845 im schweizerischen Neumünster geborenen Friedrich besondere Hervorhebung. Friedrich war viel gereist, u.a. nach Paris, London und Dublin, um das Hotelgewerbe zu erlernen. 1880 machte er sich in Mannheim selbständig und eröffnete das Hôtel zum Neckarthal in der Breiten Straße T 1,5. Material zur Geschichte dieses Hauses ist im Nachlaß ebenso zu finden wie über seine Frau Anna Bühler, die aus einer alteingesessenen Ilvesheim-Feudenheimer Bierbrauerfamilie entstammte. Anna und Friedrich Heß waren die Eltern von Dr. Fritz Heß, der in T 1,5 auch das Licht der Welt erblickte. Erst zu Beginn des 1. Weltkriegs entschied er sich zur Aufgabe der schweizerischen Staatsangehörigkeit und nahm dann, wie eingangs vermerkt, am 1. Weltkrieg teil. |
Classification: | Inhaltsübersicht Vorwort 2
1. Geschichte des Nachlasses von Dr. Fritz Heß (1882-1950) 2
2. Bedeutung des Bestandes 3
3. Benutzungsauflagen 4
4. Nachtrag im September 1996 5
I. Familiengeschichtliche Sammlung und persönliche Dokumente 6
II. Schul-, Studenten- und Kriegszeit 10
III. Bibliotheksgut 11
IV. Sammlungsgut (Bildslg., Medaillenslg.) 11
V. Nachtrag: Zugang 16/1996 13
Der Nachlaß umfaßt im wesentlichen eine familiengeschichtliche Sammlung und private Aufzeichnungen von Dr. Fritz Heß, der am 10.12.1882 in Mannheim geboren wurde und die Oberrealschule, das spätere Tulla-Gymnasium, besuchte. Fritz, eigentlich Jacob Friedrich Heß, studierte an den Universitäten Heidelberg (1901-1903) und München (1903-1908), promovierte im Fach Chemie 1908 und trat 1911 in die Dienste der Farbenindustrie ein, u.a. 1927 bei der IG Farben AG in Frankfurt-Höchst, wo er sich auch ein Haus (Peter-Bied-Str. 32) erbaute. 1943 frühzeitig pensioniert, mußte Dr. Heß die Beschlagnahme seines Hauses durch die amerikanische Besatzungsmacht erfahren. Die Rückgabe erlebte er nicht mehr, da er schon am 9.3.1950 starb. |
Appraisal and destruction: | Neben den familiengeschichtlich breit angelegten Sammlungen über verschiedene Feudenheimer Familien verdeutlichen gerade die wenigen, kursorisch aufgeführten Biographien, daß die Familie Heß ein Stück des Bürgertums des 19. Jahrhunderts widerspiegelt, wie es in Mannheim gemeinhin mit den Namen Reinhardt, Bassermann, Lanz oder Reiß verbunden wird. Hier liegt der historische Wert der Familienpapiere, der durch die persönliche Korrespondenz noch bereichert wird. Viele alltagsgeschichtliche Facetten der Quadratestadt in wilhelminischer Zeit treten uns plastisch vor Augen, wenn z.B. über das Mannheimer Nationaltheater berichtet wird. Von einigem Wert ist auch das zahlreiche Bildmaterial, das neben vielen Familienporträts auch die Studientage und Frontstationen von Dr. Heß im 1. Weltkrieg breit dokumentiert. Seine Kriegsaufzeichnungen lassen die allgemeine Kriegsbegeisterung jener Sommertage 1914 spüren: Jeder hatte es geahnt, jeder hatte wohl, nun da es Gewißheit geworden, das Gefühl: Gott sei Dank, so ist es gut. Doch ebenso finden die zerstörten Hoffnungen, die Enttäuschung über die Niederlage und das Parteiengezänk der Weimarer Republik im Nachwort ihren Niederschlag. Der Bestand kam durch das Entgegenkommen von Frau Anna Maria Scharp, Tochter von Dr. Fritz Heß, ins Stadtarchiv. Schon seit 1990 bestand ein Kontakt zwischen Frau Scharp und dem Stadtarchiv, der schließlich 1994/95 dazu führte, daß in zwei großen Übergaben an den Unterzeichner und Bearbeiter des vorliegenden Findbuches der wertvolle Nachlaß nach Mannheim gelangte. Dort, wo Frau Scharp das Material noch im Familienbesitz behalten wollte, wurde es dem Stadtarchiv erlaubt, Fotokopien zu fertigen. Bewußt wurde die Ordnung bei der Verzeichnung völlig unberührt gelassen. Insgesamt umfaßt der Nachlaß 7 Normalpakete, 4 Bilderalben, Druckgut und zwei Einzelmedaillen. Die Titelerschließung ist in der Regel eher summarisch. Dies schien auch deshalb vertretbar, weil fast jeder größeren Mappe von Frau Scharp bereits ein Inhaltsverzeichnis beigegeben wurde und sie sich auch der Mühe unterzog, für die meisten Briefe Transkriptionen beizulegen. Einen besonderen Dank gilt Frau Scharp auch für ihre Großzügigkeit, dem Stadtarchiv einen Stich von Klauber (1752) zu schenken , der das Gelände der Jesuiten mit Kirche und Gymnasium darstellt.
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Usage notes: | Der Nachlaß kam zum Teil als Schenkung, zum Teil als Depositum gemäß Vertrag vom 28.2./7.3.94 an das Stadtarchiv. Alle Teile bzw. Nummern, die dem Depositalvertrag unterliegen, sind eigens ausgewiesen. Auch sind die früheren Signaturen nach Mappen stets angegeben. Benutzungsauflagen wurden nicht gestellt. |
Comments: | Dr. Fritz Heß war ein leidenschaftlicher Sammler der eigenen Familiengeschichte, die er in einer breit angelegten Chronik der Familie Hess - nach jahrelangen Studien und Recherchen in den verschiedensten Archiven und Bibliotheken - sehr sorgsam niederschrieb. Eine kürzere Fassung Aufzeichnungen zur Geschichte der Familie Heß. Weißenburg i.E. - Annweiler - Speyer wurde 1938 als kleiner Privatdruck in Frankfurt für die Familienmitglieder aufgelegt. Gesammelt hat er auch wichtige Familiendokumente - Auszüge aus Kirchenbüchern, Verlassenschaftsakten u.ä.m. - zu angeheirateten Linien, vorzugsweise aus dem Raum Ilvesheim-Feudenheim: Berger, Bohrmann, Bühler, Ruf, Hill, Karg, Portené u.a. Aus den umfangreichen Sammlungen von Dr. Fritz Heß sind auch seine Aufzeichnungen aus Studententagen und aus der Zeit des 1. Weltkriegs erhalten, den er als Kriegsfreiwilliger an der Westfront (Flandern, Verdun, Somme) und in Italien bis zum Ende miterlebte. Im Nachlaß findet sich schließlich ein umfangreicher Briefwechsel mit seiner Mutter Anna Heß, geb. Bühler. |
Bundesland: | Baden-Württemberg |
Art der Institution mit Archivbeständen: | Kommunale Archive |
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Usage |
Permission required: | Keine |
Physical Usability: | Uneingeschränkt |
Accessibility: | Öffentlich |
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URL for this unit of description |
URL: | https://scope.mannheim.de/detail.aspx?ID=1268633 |
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