Title: | Bermudafunk GRENZENLOS: Sendung Zug der Erinnerung |
Ref. code: | AV1878 |
Ref. code AP: | AV1878 |
Originalmedium: | nur digital vorhanden |
Datumsbemerkung: | 24.03.2008 |
Creation date(s): | 2008 |
Inhalt_AV: | Jingel Kennung
(abfahrender Zug unterlegen) Der „Zug der Erinnerung“ und seine Geschichte.
Angefangen hat es mit Beate Klarsfeld 2004 in Frankreich. Ein Jahr später wollte Beate Klarsfeld auch in unseren Bahnhöfen eine Ausstellung ausrichten. Eine Ausstellung zum Gedenken an 11000 jüdische Kinder. Kinder, die ab dem 1. November 1943 von der Deutschen Reichsbahn nach Auschwitz deportiert wurden. Bahnchef Mehdorn weigerte sich diese Ausstellung auf den Bahnhöfen zu zeigen. Sein rüpelhaftes Verhalten gipfelte zum Beispiel darin, dass er ein gemeinsam anberaumtes Treffen platzen ließ. Beate Klarsfeld war extra aus Paris angereist, Herr Mehdorn erschien einfach nicht zum Treffen! Um den öffentlichen Druck auf die Bahn zu erhöhen, machte der Mannheimer Arbeitskreis Justiz am 9. November 2005 eine Veranstaltung vor dem Hauptbahnhof. Es wurden Bildtafeln gezeigt mit den Gesichtern verschleppter jüdischer Kinder. Diese Kinder waren alle aus Mannheim. Ältere Mannheimer erinnerten sich sogar noch daran. Diese Veranstaltung vor dem Mannheimer Hauptbahnhof wurde vom SWR 3 in der Landesschau dokumentiert.
Pause : Einspielung der Sendung vom SDR
Der Sender n-tv titelte am 16. Januar 2008: „Cholerisches Rumpelstilzchen“ Mehdorn bekommt Feuer. Wer ist dieser Herr Mehdorn, der sich gern aufführt als gehöre ihm die Bahn allein? Dem Herrn Mehdorn gehört gar nichts von der Bahn. Er ist nur ein Angestellter und bekommt sein Gehalt dafür die Bahn zu leiten. Wer ist der Vorgesetzte von Herrn Mehdorn? Der disziplinarische Vorgesetzte ist der Verkehrsminister Tiefensee als Teil der Regierung. Und wem ist die Regierung verpflichtet? Sie ist dem Souverän verpflichtet, der sie wählt. Der Souverän sind wir das Volk, die Bürgerinnen und Bürger dieses Landes. Wir müssen uns also nicht damit abfinden, dass der Angestellte Mehdorn die Ausstellung blockiert.
Wenn Herr Mehdorn die Bahnhöfe blockiert, dann stellen wir doch die Ausstellung einfach vor dem Bahnhof aus. Ausgestellt in einem historischen Waggon der damaligen Zeit. So dachte sich das der Mannheimer Arbeitskreis Justiz. Es zeigte sich jedoch schnell, dass dieses Unterfangen für den kleinen Verein allein zu teuer werden würde und er suchte Verbündete. So entstand daraus das Projekt „Zug der Erinnerung“. Ein paar Tage bevor der Zug der Erinnerung in Mannheim eintreffen sollte, lud der Arbeitskreis Justiz zur „Kofferaktion“ vor dem Hauptbahnhof ein. Es wurden alte Koffer mit dem Namen und der Anschrift derjenigen Kinder versehen, die aus Mannheim stammten. Alle Namen wurden laut verlesen und der jeweilige Koffer dazu unter das GURS-Schild abgestellt. Der DGB war dabei, der Stadtjugendring, die Vertretung der Roma und Sinti sowie alle antifaschistischen Gruppen Mannheims.
Hören wir Barbara Ritter die Vorsitzende des Arbeitskreises Justiz in einem Interview vom Bermudafunk:
Pause: Einspielung Interview Barbara mit Julia.
Am 14. November 2007 ist es soweit. Der Zug der Erinnerung trifft in Mannheim ein. Oberbürgermeister Kurz begrüßte den Zug auf Gleis 1. Dieses Gleis 1 wurde extra für eine halbe Stunde für die Feierlichkeiten freigehalten. Leider wurde es vergessen die Lautsprecheranlage in dieser Zeit abzuschalten. Vieles von den Reden ging im Lärm der Lautsprecher einfach unter. Julia vom Bermudafunk versucht es dennoch die Ansprachen als Collage wiederzugeben.
Pause: Einspielung Collage der Ansprachen.
Zur Abrundung der Feierlichkeiten hatte der Arbeitskreis Justiz Winfried Wolf eingeladen. Er sprach im Schulungsraum des Mannheimer Hauptbahnhofs. Winfried Wolf ist kritischer Journalist mit Schwerpunkt Verkehrspolitik. Sein neuestes Buch „Verkehr, Umwelt, Klima – Die Globalisierung des Tempowahns“ behandelt auch das Thema Reichsbahn und den Holocaust. Sogar ein Verweis auf das schäbige Verhalten des Top-Managements der DB - AG in der aktuellen Debatte 11000 Kinder findet sich in diesem Buch.
Einspielung Hauptvortrag Winfried Wolf.
Damals ließ sich die Deutsche Reichsbahn die Deportation, dem Tode geweihter Menschen, bezahlen. Heute, bei der Erinnerung an die damaligen Züge, lässt sich die DB - AG nicht nur die Nutzungsrechte wie Gleisbelegung oder Stromzufuhr bezahlen. Sie fordert sogar Geld für die Öffnungszeiten der Ausstellung. Abgerechnet wird pro Stunde. Man kann also sagen, die Bahn lasse sich das Gedenken an die NS-Opfer im Stundentakt bezahlen. Es stellt sich wirklich die Frage, wie lange sich Herr Mehdorn noch halten kann. Ein sauberer Rücktritt ist von ihm ja nicht zu erwarten, denn bei ihm mangelt es an Unrechtsempfinden.
(vorbeifahrender Zug unterlegen) Seitdem rollt der „Zug der Erinnerung“ von Stadt zu Stadt. Immer mehr Menschen besuchen die Ausstellung, immer mehr Schulklassen interessieren sich. Ende Februar waren es bereits 85000 Menschen. Abschließend ein Interview mit Barbara Ritter vom Arbeitskreis Justiz:
Pause: Einspielung Barbara und Anne
Absage Jingel |
Ton: | nur |
Comments: | Das von der Lfk geförderte Projekt „Grenzenlos“ startete im Dezember 2006 und vereint im Freien Radio die Zusammenarbeit von Jung und Alt mit dem Engagement gegen Rassismus und Faschismus. Ein Team aus Menschen unterschiedlicher Generationen trifft sich seither regelmäßig um die Durchführung der geplanten Sendungen zu besprechen und diese zu realisieren. Das Radioprojekt Grenzenlos konnte die grundlegenden Projektziele – die generationsübergreifende Zusammenarbeit und die inhaltliche Arbeit innerhalb des Themenkomplexes Antirassismus / Antifaschismus – erreichen: Verschiedene Generationen waren sowohl innerhalb der Arbeitsgruppen als auch innerhalb des Kreises der ProjektbetreuerInnen vertreten. Die Zusammenarbeit innerhalb intergenerativer Arbeitsgruppen hat sich sowohl als spannende Grundbedingung gemeinsamer Arbeit herausgestellt als auch als Bereicherung was die Erfahrungshorizonte, die subjektive Sichtweise auf die gemeinsam zu erarbeitenden Themen und inhaltliche Kenntnisse angeht. Das Themenspektrum der bis April 2008 sechzehn produzierten Grenzenlos-Sendungen entspricht mit der Beschäftigung mit Fragen der Migration und Integration, mit der neuen Bleiberechtsregelung für AsylbewerberInnen oder mit der Aufarbeitung regionaler nationalsozialistischer Geschichte den Vorgaben des Rahmens „Antirassismus / Antifaschismus“. Aber auch die Projektziele der Vermittlung von Wissen über das „Radiomachen“ und die Vernetzung und Multiplikation in der Region konnten erreicht werden: Die Projektteilnehmenden wurden in alle Phasen der Sendungsgestaltung mit einbezogen, so konnten alle Einblick in die vielfältigen Vorgänge erhalten, die für die Produktion einer Radiosendung notwendig sind. Von redaktionellen Tätigkeiten über Audioschnitt bis hin zur Studiotechnik konnten die TeilnehmerInnen somit Neues lernen. Grenzenlos konnte aber nicht nur verschiedene Generationen in einem Projekt vereinen, sondern auch verschiedenste regionale, ehrenamtliche und professionelle Initiativen und Gruppen, die in einen aktiven Prozess des inhaltlichen Austausches integriert werden konnten! |
Zugehörige Versionen: | 1:00:26 |
Conditions of access and use: | GEMA Einschränkungen, dazu Aktenvermerk einsehen unter 16.41.06/1/2016 |
Aktenzeichen1: | 16.41.06/1/2016 |
Angaben zum Erwerb: | Schenkung Klaus Penner, 2016 |
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Usage |
Permission required: | Keine |
Physical Usability: | Uneingeschränkt |
Accessibility: | Öffentlich |
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URL: | https://scope.mannheim.de/detail.aspx?ID=1334519 |
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