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AV0329-04 "Das kann man nicht vergessen, aber niemand erinnert sich daran." - Ein Film von Mannheimer und Warschauer Jugendlichen über ehemalige polnische KZ-Häftlinge in Deutschland: Interview Edward Majewski, 2011 (Audiovisuelle Sammlung)
Title: | "Das kann man nicht vergessen, aber niemand erinnert sich daran." - Ein Film von Mannheimer und Warschauer Jugendlichen über ehemalige polnische KZ-Häftlinge in Deutschland: Interview Edward Majewski |
Ref. code: | AV0329-04 |
Ref. code AP: | AV0329-04 |
Originalmedium: | nur digital |
Datumsbemerkung: | Juni 2011 |
Creation date(s): | 2011 |
Rechte: | KZ-Gedenkstätte Sandhofen e.V. |
Inhalt_AV: | 00:00:00:00 00:00:06:20 Frage: Wie sah Ihr Leben aus, bevor Sie festgenommen wurden und ins Lager gekommen sind, 00:00:06:20 00:00:11:00 und wie ist es passiert? 00:00:13:16 00:00:19:23 Wie Sie wissen, brach im Jahre 1939 der Krieg aus. 00:00:20:24 00:00:27:01 Ich besuchte damals noch die Grundschule in Warszawa. 00:00:27:01 00:00:34:00 Während der Besatzungszeit bestand noch die Möglichkeit, die Grundschule abzuschließen, 00:00:34:00 00:00:37:19 während dies für die Oberschule leider nicht mehr möglich war. 00:00:37:19 00:00:42:21 Es waren jedoch noch einige Berufsschulen zugelassen. 00:00:42:21 00:00:51:19 Und so eine Binnenschifffahrtsschule hatte eine Genehmigung der deutschen Behörden bekommen, 00:00:51:19 00:00:55:04 damit sie geöffnet bleiben konnte. 00:00:55:04 00:00:57:23 Ich habe zufällig diese Schule besucht. 00:00:57:23 00:01:03:11 Im Übrigen habe ich hier die Unterlagen und zeige sie Ihnen gerne noch einmal. 00:01:08:13 00:01:18:12 Da war man so zwischen 14 und 17 Jahre alt. 00:01:18:12 00:01:22:11 Als ich 17 Jahre alt war, bin ich ins Lager gekommen. 00:01:22:11 00:01:30:05 Das war im Jahr 1944 während des Aufstandes in Warszawa. 00:01:32:11 00:01:34:20 Ich habe am Aufstand… 00:01:34:20 00:01:40:00 Ich hatte meine Eltern und meine Brüder, d.h. einen Bruder und eine Schwester. 00:01:41:18 00:01:45:19 Mein Bruder war in Deutschland zum Arbeiten, privat, 00:01:45:19 00:01:57:12 meine Schwester war in Warszawa und nahm am illegalen Unterricht teil. 00:02:56:21 00:03:07:14 In dieser Zeit – man muss das Ganze doch abkürzen – d.h. vor dem Aufstand, 00:03:07:14 00:03:20:21 im Juli 1944, habe ich ein Praktikum auf dem Schiff „Seweryn“ abgeleistet. 00:03:22:05 00:03:27:10 Wir haben unterschiedliche Waren auf der Weichsel transportiert. 00:03:29:07 00:03:42:13 Unter der Belegschaft unseres Schiffes befanden sich drei Kollegen, 00:03:42:13 00:03:54:19 die sich an der Arbeit der Untergrundorganisation AK beteiligten. 00:03:57:00 00:04:01:13 Als wir gerade bei Dęblin waren, 00:04:01:13 00:04:08:06 haben die Kollegen erfahren, dass der Aufstand just vor der Tür steht. 00:04:08:06 00:04:13:23 Da sie die ihnen zugewiesenen Stellungen einnehmen wollten, 00:04:13:23 00:04:19:22 haben sie den Kapitän dazu gezwungen bzw. bewogen, eine Kehrtwende zu machen 00:04:19:22 00:04:25:03 und nach Warszawa zurückzufahren. 00:04:25:03 00:04:29:11 So haben wir es auch gemacht, 00:04:32:16 00:04:44:11 und als wir zurückkamen, haben sie sich sofort an den Sammelplatz begeben. 00:04:45:23 00:04:50:23 Ich habe mich nicht an der Politik beteiligt, 00:04:50:23 00:04:55:21 weder an der Militärpolitik noch an einer anderen. 00:05:01:11 00:05:05:10 Die Situation sah folgendermaßen aus: 00:05:07:13 00:05:13:19 Die Deutschen hatten die „Puławski“ Werft und auch die andere, 00:05:13:19 00:05:21:14 höher gelegene, demontiert und die Maschinen auf Flusslastkähne verladen. 00:05:21:14 00:05:26:11 Diese wurden zum „Czerniakowski“-Hafen gebracht, 00:05:26:11 00:05:31:11 wo sich auch der Anlegeplatz unseres Schiffes befand. 00:05:31:11 00:05:41:13 Man dachte so: Wir geben den Deutschen diese Maschinen nicht, 00:05:41:13 00:05:46:16 der Aufstand wird nicht lange dauern, 00:05:46:16 00:05:49:22 und wir können diese Maschinen doch gebrauchen. 00:05:49:22 00:06:00:01 Man befahl uns, diese Flusslastkähne zu den „główek“ (Furten) an der Weichsel zu bringen. 00:06:00:01 00:06:02:15 Wisst ihr, was „główka“ ist? 00:06:02:15 00:06:06:09 Darunter versteht man eine Stelle mit Schilfdickicht an der Weichsel, 00:06:06:09 00:06:09:00 wo das Wasser nicht so tief ist. 00:06:10:18 00:06:16:20 So haben wir das gemacht. 00:06:20:20 00:06:28:02 (Herr Majewski entschuldigt sich für seine Hustenanfälle und erklärt, dass er 7 Tage lang erkältet war). 00:07:55:19 00:08:01:03 Vielleicht können wir zu der Festnahme kommen… 00:08:01:24 00:08:06:12 Das waren Tage direkt vor Ausbruch des Aufstandes… 00:08:06:12 00:08:11:12 Es war der 29. bzw. der 30. Juli. 00:08:11:12 00:08:17:02 In Warszawa brodelte es. 00:08:17:02 00:08:21:22 Es gab nur eins: „Aufstand, Aufstand, Aufstand“. 00:08:21:22 00:08:26:11 Was mich betrifft, so wurde ich – nachdem wir unsere Arbeit ausgeführt hatten, 00:08:26:11 00:08:30:12 die Maschinenteile auf den Flößen zu den „główki“ gebracht hatten, 00:08:30:12 00:08:42:11 und unser Schiff an dem Liegeplatz in der Werft so versenkt hatten, 00:08:42:11 00:08:54:15 dass wir es zu jeder Zeit wieder rausholen konnten – 00:08:54:15 00:09:06:23 von zwei Kollegen mit einem Boot auf die andere Seite der Weichsel gebracht. 00:09:06:23 00:09:09:24 Ich bin nach Hause gegangen. 00:09:09:24 00:09:19:20 Wir haben in Ząbki gewohnt, das sich 7 km vom Zentrum von Warszawa befindet. 00:09:25:23 00:09:30:03 Von dort aus haben wir den Aufstand beobachtet, 00:09:30:03 00:09:33:14 die Brände und alles, alles. 00:09:33:14 00:09:41:04 In dem Augenblick, als sich die Sowjets Warszawa näherten, 00:09:43:00 00:09:50:11 haben die Deutschen damit angefangen, junge Leute, die in meinem Alter waren, 00:09:50:11 00:10:00:11 oder ungefähr in Ihrem Alter, wegzusperren, 00:10:00:11 00:10:07:20 d.h. sie festzunehmen und in Konzentrationslager zu schicken. 00:10:07:20 00:10:15:20 Als sie zu uns nach Hause kamen, nahmen sie nicht meine Eltern, sondern mich mit. 00:10:17:10 00:10:20:08 Entschuldigung. 00:11:27:22 00:11:34:12 Das war also die Festnahme. 00:11:34:12 00:11:37:01 Ich war nicht der Einzige, der festgenommen wurde. 00:11:37:01 00:11:43:18 Auch die Nachbarn, junge Leute aus der Nachbarschaft, wurden festgenommen. 00:11:43:18 00:11:49:15 Der Aufstand dauerte an. 00:11:49:15 00:11:56:00 Sie haben uns bis zum Zoologischen Garten in Praga, hier in der Nähe, getrieben. 00:11:56:09 00:12:06:14 Dort wurden wir umstellt, bewacht und letztendlich bis zu den Eisenbahngleisen geführt – 00:12:06:14 00:12:15:06 es gab dort auch eine Eisenbahnbrücke – und in Eisenbahnwaggons gesteckt. 00:12:15:06 00:12:21:13 Der Zug ist durch die vom Aufstand betroffenen Teile der Stadt gefahren, 00:12:21:13 00:12:27:13 da wir auf die andere Seite, nach Pruszków, transportiert werden sollten. 00:12:28:12 00:12:31:23 Sie haben uns nach Pruszków gebracht. 00:12:31:23 00:12:33:23 Was war Pruszków? 00:12:33:23 00:12:40:21 Das war eine Stadt, in der sie ein Durchgangslager für alle Leute, 00:12:40:21 00:12:47:01 die sie festgenommen, gesammelt und nach Deutschland transportiert haben, eingerichtet. 00:12:47:01 00:12:50:24 Sie sagten, dass alle zur Arbeit nach Deutschland fahren, 00:12:50:24 00:12:53:14 mir haben sie das auch so gesagt. 00:12:53:14 00:12:57:08 Zur Arbeit… Es war also alles in Ordnung. 00:12:58:24 00:13:01:09 Wissen Sie… 00:13:01:09 00:13:07:01 Es muss noch erwähnt werden, dass wir in Pruszków in den Eisenbahnwerken untergebracht wurden, 00:13:07:01 00:13:11:09 wo es gar keine sanitären Anlagen und sonst auch gar nichts gab, 00:13:11:09 00:13:20:01 nur… wie sagt man … Gleise, Bahnsteige. 00:13:20:01 00:13:22:22 Dort wurden wir alle untergebracht, und dort schliefen wir. 00:13:22:22 00:13:25:11 In dem Alter, in dem ich damals war, 00:13:25:11 00:13:29:02 konnte man so etwas machen, nämlich 2-3 Tage dort schlafen. 00:13:29:02 00:13:32:09 Man hatte jedoch weder Mahlzeiten, 00:13:32:09 00:13:37:03 oder Wasser noch Toiletten für uns organisiert, gar nichts. 00:13:37:18 00:13:41:03 Sie haben uns wieder in die Züge gepfercht, 00:13:41:03 00:13:47:03 und wir sind 3 Tage, d.h. 3 Tage und 3 Nächte transportiert worden. 00:13:47:03 00:13:53:06 Als wir ankamen, schauten wir raus und sahen ein Schild: „Dachau“. 00:13:53:06 00:13:59:18 Wir haben uns sehr gefreut, dass es „Dachau“ ist. 00:14:02:08 00:14:05:23 Frage: Warum haben Sie sich gefreut? 00:14:05:23 00:14:10:20 Das war doch ironisch gemeint. 00:14:10:20 00:14:13:03 Ganz im Gegenteil. 00:14:13:03 00:14:17:05 Das war keine Freude, sondern unsere große Sorge. 00:14:17:05 00:14:24:02 Sie hatten uns doch versprochen, dass wir zur Arbeit fahren. 00:14:24:02 00:14:28:08 Niemand von uns hatte Angst vor dem Arbeiten. 00:14:28:08 00:14:31:09 Und da sehen wir, dass wir in ein Lager kommen. 00:14:31:09 00:14:35:00 Na gut, was soll´s, man musste sich auch damit abfinden. 00:14:35:00 00:14:40:22 Was war dann in Dachau? 00:14:40:22 00:14:48:02 Zuerst kamen wir auf den Appellplatz. 00:14:48:02 00:14:55:14 Ausziehen und zum Duschen gehen. 00:14:55:14 00:15:03:07 Man befahl uns, unser Gepäck, unsere Habseligkeiten 00:15:03:07 00:15:08:00 auf dem Appellplatz liegen zu lassen und dann zum Duschen zu gehen. 00:16:49:16 00:16:54:22 Ich muss noch etwas erwähnen, das ich jedoch vorhin vergessen habe zu sagen. 00:16:54:22 00:16:58:20 Während des Transports bekamen wir auch gar nichts zu Essen. 00:16:58:20 00:17:03:12 Man hat uns nur Fässer hingestellt, in denen früher Karbid war, 00:17:03:12 00:17:09:00 und die uns jetzt als WC dienen sollten. 00:17:09:00 00:17:14:07 Man konnte da rein pinkeln und auch alles andere. 00:17:14:07 00:17:18:19 Mit diesen Fässern fuhren wir die ganze Zeit, ohne dass sie geleert wurden. 00:17:18:19 00:17:21:18 In Bayern haben wir eine Unterbrechung gehabt und man hat uns – 00:17:21:18 00:17:28:08 ich glaube, dass es das Deutsche oder Bayerische Rote Kreuz war 00:17:28:08 00:17:41:11 – eine Suppe, eine dickflüssige, vielleicht war das eine Brotsuppe, gegeben. 00:17:41:11 00:17:43:20 Na ja, diese Mahlzeit… 00:17:43:20 00:17:46:14 Es war für uns aber gut, dass sie uns irgendetwas gegeben haben, 00:17:46:14 00:17:49:23 dass man etwas zu Trinken bekam. 00:17:59:24 00:18:04:15 Und so sind wir in die Duschräume gegangen. 00:18:04:15 00:18:08:10 Wir waren nackig und… wie viele mochten wir dort gewesen sein? 00:18:08:10 00:18:17:15 60 bis 80 Leute, mehr hätten sie doch nicht auf einmal reinkriegen können. 00:18:17:15 00:18:27:19 Wir schauen nach oben und sehen, verdammt noch mal, die Duschköpfe. 00:18:27:19 00:18:33:10 Da haben wir uns überlegt – weil bei uns Gerüchte die Runde machten, 00:18:33:10 00:18:44:13 dass man die Menschen in den Konzentrationslagern damit vergast und liquidiert – 00:18:44:13 00:18:52:12 ob aus den Duschköpfen wohl Gas oder Wasser kommen würde. 00:18:52:12 00:18:57:07 Und was waren wir erleichtert, als Wasser kam. 00:18:57:07 00:18:59:23 Erst in dem Augenblick als wir es auf der Haut spürten, 00:18:59:23 00:19:02:16 glaubten wir, dass es kein Gas ist, sondern Wasser. 00:19:02:16 00:19:05:15 Wir haben uns gewaschen und sind rausgegangen. 00:19:05:15 00:19:08:24 Sie haben uns nicht auf dem gleichen Weg rausgehen lassen, 00:19:08:24 00:19:12:06 auf dem wir gekommen waren, sondern auf der anderen Seite. 00:19:12:06 00:19:15:04 Dort haben wir unsere Zebraanzüge erhalten. 00:19:15:04 00:19:19:20 Die waren so dick wie diese Mütze, die ich auf dem Kopf trage. 00:19:19:20 00:19:33:20 Wie diese Mütze. Diese „Schlafanzüge“ dienten uns bis Ende November. 00:21:14:21 00:21:19:16 Als wir also die Duschräume verlassen und die Zebrakleidung erhalten hatten, 00:21:19:16 00:21:23:24 wurden wir in die Baracken geführt. 00:21:23:24 00:21:27:16 Zuerst hat man uns einer Quarantäne unterzogen. 00:21:27:16 00:21:37:15 Das waren der Block, nein, nein, die Baracken 19 und 25 in Dachau. 00:21:37:15 00:21:41:24 Es wurden ungefähr 1000 Mann auf jede Baracke verteilt. 00:21:41:24 00:21:54:11 Aus Warszawa kamen 3050 Menschen mit dem Zug, in diesen überfüllten Viehwaggons. 00:21:54:11 00:21:59:02 Da gab es keine Personenwaggons. 00:22:00:05 00:22:06:00 Verdammt noch mal, wenn man sich jetzt daran erinnert … 00:22:06:00 00:22:10:24 Nach der Quarantänezeit bzw. noch während dieser Zeit, 00:22:10:24 00:22:16:22 hat Daimler-Benz seine Vertreter geschickt, 00:22:16:22 00:22:23:22 die Metallarbeiter für die Arbeit in den Daimler-Werken aussuchen sollten. 00:22:25:03 00:22:27:14 So war das. 00:22:27:14 00:22:35:22 Es kamen zwei oder drei Direktoren oder irgendwelche Personalreferenten 00:22:35:22 00:22:40:09 und suchten sich die Leute aus. 00:22:40:09 00:22:45:21 Da ich in meiner Binnenschifffahrtsschule die Fachrichtung „Mechanik“ belegt hatte, 00:22:45:21 00:22:50:07 hielt ich mich für einen Metallarbeiter und gab an, 00:22:50:07 00:22:56:02 was ich gemacht hatte und dass ich ein Metallarbeiter sei. 00:22:56:02 00:23:00:05 Sie haben mich der Gruppe, die sie ausgesucht hatten, zugeteilt. 00:23:00:05 00:23:08:22 Sie haben ungefähr, d.h. nicht ungefähr, sondern mit Sicherheit 1060 Leute ausgesucht. 00:23:08:22 00:23:14:23 An dieser Stelle fängt es mit Sandhofen an. 00:23:17:12 00:23:26:06 Wir haben ein Laib Brot bekommen und irgendwelche Konserven, 00:23:26:06 00:23:32:01 aber welche das waren, daran kann ich mich nicht mehr erinnern, 00:23:32:01 00:23:35:17 und sind auf die Art und Weise nach 2 Tagen – 00:23:35:17 00:23:40:11 die Fahrt von Dachau nach Sandhofen hat zwei Tage bzw. zwei Tage und zwei Nächte gedauert – 00:23:40:11 00:23:43:00 in Sandhofen angekommen. 00:23:43:00 00:23:46:10 Unterwegs passierte es, dass wir während der Luftangriffe 00:23:46:10 00:23:53:17 in unseren Waggons eingeschlossen blieben, und sie sich entfernt und versteckt haben. 00:23:53:17 00:24:00:01 Ich meine die Posten, diese Leute, die uns bewacht haben. 00:24:06:08 00:24:14:23 Wir haben Sandhofen erreicht, d.h. eigentlich Mannheim, 00:24:14:23 00:24:20:20 und von dort sind wir zu Fuß nach Sandhofen gelaufen. 00:24:20:20 00:24:23:02 Und was sahen wir dort? 00:24:23:02 00:24:26:03 Wir haben eine wunderschöne Schule gesehen, 00:24:26:03 00:24:34:12 und auf dem Platz vor der Schule, der uns später als Appellplatz diente, 00:24:37:03 00:24:47:01 lagen verschiedene Bretter und überhaupt Holz in unterschiedlichen Formen, 00:24:47:01 00:24:56:11 das uns als sowas wie Pritschen oder Kojen dienen sollte. 00:25:00:17 00:25:07:17 Es kam also diese Gruppe von 1060 Leuten an, 00:25:07:17 00:25:11:17 und es gab eigentlich keine Möglichkeit der Verständigung untereinander, 00:25:11:17 00:25:15:13 d.h. weder konnten sich die Deutschen mit uns noch wir uns mit den Deutschen verständigen. 00:25:15:13 00:25:19:02 Sie sagten also: „Dolmetscher vortreten“; 00:25:19:02 00:25:23:07 diejenigen, die Deutsch konnten, sollten aus der Reihe vortreten, 00:25:23:07 00:25:31:09 um dann irgendwelche Funktionen zu übernehmen und das entsprechend zu organisieren. 00:25:31:09 00:25:36:14 Es sind einige Kollegen, die Deutsch konnten, obwohl es nicht ist richtig zu sagen, 00:25:36:14 00:25:42:23 dass es Kollegen waren, also es sind einige aus der Gruppe hervorgetreten, 00:25:42:23 00:25:45:20 und sofort haben sie eine Funktion bekommen. 00:25:45:20 00:25:52:21 Darunter waren Drewi.. (nicht verständlich), Kostrzeński und noch … 00:25:52:21 00:25:56:17 Ah ja, man musste auch die Küche organisieren. 00:25:56:17 00:26:00:02 In erster Linie musste man eine Küche bauen, 00:26:00:02 00:26:12:06 und es entstand schnell so ein Holzschuppen, in dem sie drei Kessel untergebracht haben. 00:26:12:06 00:26:19:21 Diese drei Kessel mussten uns die Ernährung sichern. 00:29:03:10 00:29:15:14 Frage: Hat man weiterhin behauptet, dass Sie zur Arbeit fahren? 00:29:15:14 00:29:21:04 Nein, nein, dieser Wunschtraum war bereits geplatzt, 00:29:21:04 00:29:25:14 als wir die Nummern erhalten hatten. 00:29:25:14 00:29:32:13 Da hat man keine Namen mehr verwendet, und wir waren nichts. 00:29:32:13 00:29:39:07 Es ist schwer zu sagen, dass das Zwangsarbeit war. 00:29:39:07 00:29:45:06 Die Deutschen haben eine unglaubliche Scheu vor dem Wort „Sklavenarbeit“. 00:29:45:06 00:29:47:12 So sieht die Wahrheit aus. 00:29:47:12 00:29:50:07 Wenn wir anfangen würden … Aber dazu vielleicht später. 00:29:50:07 00:29:52:06 Obwohl, ah, ich sage es jetzt. 00:29:52:06 00:29:54:18 Bezüglich dieser Tafel an der Schule, die angebracht wurde, 00:29:54:18 00:30:03:21 musste man mit dem Stadtrat und – glaube ich – mit Leuten aus dem Archiv reden, 00:30:03:21 00:30:06:05 und man konnte mit ihnen nicht übereinkommen. 00:30:06:05 00:30:08:16 Wir wollten, dass es dort deutlich steht, 00:30:08:16 00:30:16:22 dass Daimler „Sklaven“ beschäftigte und nicht „Zwangsarbeiter“. 00:30:16:22 00:30:21:24 Aber das wollte man nicht. Alles, nur nicht Sklaven. 00:30:21:24 00:30:24:13 Wir konnten uns nicht einigen. 00:30:24:13 00:30:31:06 Da wir aber unbedingt wollten, dass die Tafel angebracht wird, mussten wir nachgeben. 00:30:31:06 00:30:38:04 Frage: Wie lief es weiter ab dem Tag,als Sie in Sandhofen angekommen sind? 00:30:41:00 00:30:45:22 Man musste etwa – da kann ich mich nicht so genau dran erinnern, wie viele es waren – 00:30:45:22 00:30:57:00 3, 4, 5 Klassenräume einrichten, 00:30:57:00 00:31:01:08 um die über 1000 angekommene Personen mehr als dort unterzubringen. 00:31:01:08 00:31:04:19 Können Sie sich vorstellen, wie man so etwas machen konnte? 00:31:04:19 00:31:08:05 Man musste Etagenpritschen bauen. 00:31:08:05 00:31:11:04 Obwohl das eigentlich keine Pritschen, sondern Kojen waren. 00:31:11:04 00:31:14:14 Das Wort ist wohl eine bessere Bezeichnung dafür. 00:31:14:14 00:31:16:24 Da man in einer Koje … 00:31:16:24 00:31:26:24 Ich z.B. habe ganz oben geschlafen mit einem anderen jungen Mann. 00:31:26:24 00:31:35:00 Wir schliefen auf Brettern und hatten eine Decke für uns beide. 00:31:35:00 00:31:37:18 Und das war alles. 00:31:37:18 00:31:45:08 Das war aber ganz gut, dass wir die Sache mit der Übernachtung geregelt hatten. 00:31:45:08 00:31:51:11 Die Küche fing auch schon zu arbeiten an, eben diese auf die Schnelle gebaute Küche, 00:31:51:11 00:31:56:12 und wir bekamen wahrscheinlich bereits am nächsten Tag nach unserer Ankunft 00:31:56:12 00:32:01:17 irgendeine Suppe aus diesen Kesseln. 00:32:01:17 00:32:04:11 Und selbstverständlich diese Schöpfkelle … 00:32:04:11 00:32:07:02 Das war nämlich so: Man hat uns mit Schüsseln ausgerüstet, 00:32:07:02 00:32:13:01 d.h. jeder bekam eine Blechschüssel, die ihm für alle Zwecke dienen sollte. 00:32:13:01 00:32:18:20 Und diese Schüssel musste man hier am Gesäß tragen, 00:32:18:20 00:32:26:05 und aus dieser Schüssel musste man trinken, essen und ansonsten auch alles andere machen. 00:32:26:05 00:32:29:20 Man hat sie aber gehabt. 00:32:29:20 00:32:32:16 Und jetzt kommen wir zu unserer Ernährung. 00:32:32:16 00:32:38:16 Die sah wie folgt aus:… Das ist eine wesentliche Angelegenheit. 00:32:38:16 00:32:45:20 Wenn man ein Laib Brot nahm - 00:32:45:20 00:32:54:17 ich weiß nicht, ob es 1 kg oder ein bisschen mehr wog, aber nicht mehr als 1,5 kg – 00:32:54:17 00:33:01:12 so wurde es in 4 Stücke aufgeteilt, und jeder bekam einen Teil davon, 00:33:01:12 00:33:05:10 d.h. es gab für jeden ¼ vom Brotlaib. 00:33:05:10 00:33:11:19 Und dieses Brot, das man am Abend nach der Rückkehr von der Arbeit bekam, 00:33:11:19 00:33:21:13 musste einem für einen ganzen Tag reichen, d.h. als Abendessen und als Frühstück. 00:33:21:13 00:33:28:24 Wenn jemand sehr sparsam war und sich nach diesen Regeln verhalten wollte, 00:33:28:24 00:33:35:22 dann hatte er verloren, weil ihm ein anderer das Brot gestohlen und aufgegessen hatte. 00:33:35:22 00:33:38:12 Ich hatte folgende Devise: Sie haben mir etwas gegeben, 00:33:38:12 00:33:43:06 und ich habe das sofort aufgegessen, und so konnte mir niemand etwas wegnehmen. 00:33:54:23 00:33:57:06 Was war da noch? 00:33:57:06 00:34:03:18 Einmal in der Woche haben sie uns eine dickflüssigere Suppe gegeben. 00:34:03:18 00:34:10:17 Normalerweise gab es eine Suppe aus Kohlrüben- oder Rübenblättern bzw. aus Kohlrüben. 00:34:10:17 00:34:14:09 Ja, Kohlrüben. 00:34:14:09 00:34:17:07 Ich weiß nicht, ob ihr diese Pflanze kennt? 00:34:17:07 00:34:30:12 Das war also die Kohlrübensuppe, die aus geraspelten Kohlrüben gekocht wurde. 00:34:30:12 00:34:33:22 Aber Hauptsache heiß. 00:34:39:04 00:34:42:11 Mit einer Schöpfkelle haben sie etwas in die Schüssel hineingegossen, 00:34:42:11 00:34:45:08 und dann war der nächste Kollege dran. 00:34:45:08 00:34:47:12 Und auf diese Art und Weise … 00:34:47:12 00:35:00:18 Das war eben diese Suppe zum Mittagessen, die wir bekamen, und ¼ Brot zum Abendessen. 00:35:00:18 00:35:07:22 Zum Frühstück gab es nur eine Plörre, einen Kaffeeersatz. 00:35:07:22 00:35:13:09 Was das genau war, weiß ich nicht, es war auf jeden Fall schwarz. 00:35:13:09 00:35:18:12 Kaffee war es mit Sicherheit nicht, was es war, weiß ich nicht. 00:35:18:12 00:35:20:19 Das war alles. Obwohl… 00:35:20:19 00:35:27:24 Manchmal haben sie uns zum Brot ein Stückchen Margarine 00:35:27:24 00:35:35:09 oder einen Löffel Schmalz oder so was Ähnliches gegeben. 00:35:35:09 00:35:41:12 Das geschah aber nur ein Mal in der Woche oder ein Mal in zwei Wochen. 00:39:21:12 00:39:32:05 Frage: Gibt es ein Ereignis aus dieser Zeit, das Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben ist? 00:39:32:05 00:39:34:05 Das wollte ich hier erzählen. 00:39:36:09 00:39:44:04 Ich hatte das Glück, dass mein Meister ein sehr anständiger Mensch war. 00:39:45:23 00:39:53:14 Er hat einen nicht ausgepresst, nicht gewürgt, keine Schweinereien veranstaltet, 00:39:53:14 00:40:02:03 und wenn er konnte, hat er auch sein Butterbrot mit einem geteilt. 00:40:02:03 00:40:06:03 Das Teilen ging nicht so vonstatten wie das zwischen Kollegen der Fall ist. 00:40:06:03 00:40:08:19 Er machte das wie folgt: 00:40:08:19 00:40:15:24 Man muss wissen, dass wir von bewaffneten SS-Leuten bewacht wurden. 00:40:15:24 00:40:19:11 Und man sagt, dass wir Zwangsarbeit verrichteten. 00:40:19:11 00:40:23:16 Ob Zwangsarbeit oder Sklavenarbeit, das macht keinen Unterschied. 00:40:23:16 00:40:27:24 Aber wenn man eine Arbeit macht und die ganze Zeit mit einem Gewehr bedroht wird, 00:40:27:24 00:40:31:14 dann kann man schlecht von „Zwangsarbeit“ sprechen. 00:40:34:10 00:40:41:08 Ich kehre aber zum Thema des Meisters zurück. 00:40:42:20 00:40:49:02 Ich habe in der Fabrik am Band gearbeitet. 00:41:00:01 00:41:03:07 Der Wind weht zu stark. 00:41:03:07 00:41:10:04 Sprichwort: Dem Armen weht der Wind immer ins Gesicht (Armen Mannes Glück ist dünn gesät). 00:41:14:08 00:41:27:17 Das war wirklich ein Mensch, der wusste, dass wir aus Warszawa kommen, 00:41:27:17 00:41:32:00 dass wir am Aufstand in Warszawa teilgenommen hatten… 00:41:32:00 00:41:37:14 Die anderen wussten gar nicht, dass ein solcher Aufstand stattgefunden hatte 00:41:37:14 00:41:42:09 und welche Zerstörung und welche Verluste es gab … 00:41:42:09 00:41:47:23 Wenn wir davon erzählten, schüttelten sie nur die Köpfe. 00:41:47:23 00:41:52:20 Ob das dazu geführt hat, dass menschliche Gefühle in ihm erwacht sind? 00:41:52:20 00:41:57:01 Aber er war einfach ein guter Mensch, 00:41:57:01 00:42:03:01 und er hat diese Äpfel oder Birnen oder etwas anderes mitgebracht … 00:42:03:01 00:42:07:23 Ich kann nicht sagen, dass dies jeden Tag geschah, aber es war ziemlich oft während der Zeit, 00:42:07:23 00:42:20:07 als ich dort war und von ihm diese zusätzlichen Gaben bekam. 00:42:20:07 00:42:26:02 Ich habe nach dem Krieg gedacht, dass ich ihn finden könne, 00:42:26:02 00:42:28:11 ich habe ihn jedoch nicht gefunden. 00:42:28:11 00:42:38:06 Gefunden habe ich einen anderen Deutschen, dem ich ähnliche Gefälligkeiten verdanke. 00:42:38:06 00:42:47:07 Da war ich aber nicht mehr in der Fabrik, sondern in Dachau oder nein, das war Buchenwald 00:43:13:00 00:43:27:13 Ich wog 78 kg als ich festgenommen wurde und 34 kg nach der Befreiung d.h. im Augenblick der Befreiung. 00:45:08:00 00:45:14:05 Frage: Der Tag fing um 5 Uhr morgens mit dem Wecken an, 00:45:14:05 00:45:25:18 danach gab es diese Plörre für die Häftlinge und sie gingen alle zu Arbeit in der Fabrik. 00:45:25:18 00:45:29:17 Wie lange dauerte so ein Arbeitstag? 00:45:29:17 00:45:32:09 Das war sehr unterschiedlich. 00:45:32:09 00:45:36:18 Man kann nicht sagen, dass wir 8 Stunden gearbeitet hätten und Schluss. 00:45:36:18 00:45:39:05 Wir haben viel länger gearbeitet. 00:45:39:05 00:45:41:11 Mal waren es 10 Stunden, mal 12 Stunden. 00:45:41:11 00:45:47:10 Das war abhängig davon, wie viele Autos vom Band gehen sollten 00:45:47:10 00:45:54:02 und wie der Bedarf an der Front aussah. 00:45:54:02 00:45:59:07 Man hat sich offensichtlich den Bedürfnissen angepasst. 00:45:59:07 00:46:03:06 Es waren noch die Sachen … 00:46:03:06 00:46:05:06 Das war auch… 00:46:05:06 00:46:13:14 Man muss vor allem wissen, dass wir eine Gruppe von ganz unterschiedlichen Menschen waren. 00:46:13:14 00:46:17:10 Es ist doch so, dass der Eine ein Schmutzfink ist und der Andere das nicht ist, 00:46:17:10 00:46:19:22 aber gar keine Möglichkeit hat, sich zu waschen. 00:46:19:22 00:46:22:15 Es gibt da verschiedene Sachen. 00:46:22:15 00:46:31:07 Auf jeden Fall war es so, dass wir auf Läusen saßen, lagen und schliefen. 00:46:31:07 00:46:35:03 Diese Läuse haben uns fertig gemacht. 00:46:35:03 00:46:37:21 Das war schrecklich. Furchtbar. 00:46:37:21 00:46:43:05 Ich kann mich daran erinnern, verdammt noch mal, dass ich einmal 2 Steine genommen habe … 00:46:43:05 00:46:56:01 Also, da war es mir gelungen ¼ eines Schals mit Fransen zu retten, den ich trug, 00:46:56:01 00:47:01:12 und ich saß da und merkte, dass etwas nicht in Ordnung ist. 00:47:01:12 00:47:08:07 Ich sah, dass aus diesen Fransen nur die Hinterteile von Läusen zu sehen waren. 00:47:08:07 00:47:12:02 Wie ein Stern. 00:47:12:02 00:47:15:20 Ich habe diese Steine genommen und rums! 00:47:15:20 00:47:21:14 So war die Situation. 00:47:21:14 00:47:30:13 Das sind solche Sachen, die man schwer beschreiben kann. 00:47:30:13 00:47:35:03 … und die wir uns kaum vorstellen können. 00:47:35:03 00:47:37:13 Eine unglaubliche Geschichte. 00:47:37:13 00:47:47:08 Dort gab es Bemühungen, von wem auch immer, Entlausungen durchzuführen. 00:47:47:08 00:47:55:12 Sie haben unsere Klamotten genommen und haben die Läuse in einem Raum 00:47:55:12 00:48:04:16 bei hoher Temperatur oder unter Verwendung von chemischen Mitteln angeblich vernichtet. 00:48:04:16 00:48:08:18 Sie haben sie vernichtet, und am nächsten Tag waren sie wieder da. 00:48:08:18 00:48:14:18 Es war also wie ein Kampf gegen Windmühlen. 00:48:14:18 00:48:22:01 Ich wollte noch fragen, ob die Häftlinge untereinander solidarisch waren, oder ob... 00:48:22:01 00:48:25:15 In solchen Situationen gibt es keine Solidarität. 00:48:25:15 00:48:28:00 Ich glaube nicht daran. 00:48:28:00 00:48:32:23 Jeder war ein Egoist, jeder dachte nur an sich. 00:48:32:23 00:48:36:23 Und wenn er dem anderen etwas stehlen konnte, dann tat er das. 00:48:36:23 00:48:42:04 Deswegen habe ich selbst versucht, alles in meinem Magen aufzubewahren. 00:48:42:04 00:48:47:11 Was ich bekam, aß ich auf. Und niemand konnte es mir wegnehmen. 00:48:51:02 00:49:02:11 Manche haben das Brot abgewogen und aufgepasst, dass keiner einen Krümel mehr bekommt. 00:51:29:03 00:51:44:03 Frage: Haben Sie nach dem Krieg von dem Erlebten geträumt? 00:51:44:03 00:51:49:13 Ich verstehe die Frage nicht. Ob ich geträumt habe? 00:51:49:13 00:51:55:15 Ob Ihnen manche Gesichter oder Ähnliches im Traum erschienen sind? 00:51:55:15 00:52:00:00 Mit Sicherheit ja, aber ich gebe es nicht weiter, 00:52:00:00 00:52:08:02 ich erzähle davon meinen Kindern nicht, sie erfahren so etwas nur gelegentlich. 00:52:08:02 00:52:23:22 Als Ryszard, mein Enkel, das letzte Mal mit mir zusammen dort war … 00:52:26:12 00:52:35:07 Beschwert sich der Kollege nicht, dass ich etwas Falsches sage? 00:52:36:07 00:52:44:03 Man könnte das Ganze noch lange breit treten, 00:52:44:03 00:52:47:20 aber ich möchte Ihre Aufmerksamkeit nur auf eine Sache lenken. 00:52:47:20 00:52:58:15 Es kam der Augenblick, da – wenn ich summa summarum den Aufenthalt in Sandhofen 00:52:58:15 00:53:05:17 mit dem Aufenthalt in Buchenwald vergleiche, dann stelle ich fest, dass es gar nicht vergleichbar ist. 00:53:05:17 00:53:07:18 War es dort besser? 00:53:07:18 00:53:09:24 Dort war es viel schlimmer. 00:53:09:24 00:53:13:14 In Buchenwald war es viel schlimmer. 00:53:13:14 00:53:16:05 Ich war dort… 00:53:16:05 00:53:19:08 Ach, was soll´s… 00:53:19:08 00:53:29:07 Es kam ein Augenblick, als das Gebäude bombardiert wurde. 00:53:29:07 00:53:38:06 Ich habe damals gerade in der Fabrik gearbeitet und war deshalb nicht betroffen. 00:53:38:06 00:53:47:10 Aber einige der Kollegen erlitten Verletzungen. 00:53:47:10 00:54:01:21 Bereits am Abend hat die Fabrikleitung uns einen Bunker zugewiesen, 00:54:01:21 00:54:10:20 so dass wir in dieser Nacht nicht mehr nach Sandhofen gelaufen sind, 00:54:10:20 00:54:15:20 sondern in diesem Bunker saßen. 00:54:15:20 00:54:31:00 Wir übernachteten im Sitzen, in Reihen. 00:54:31:00 00:54:34:21 Wenn jemand zum Pinkeln zur Toilette gehen musste, 00:54:34:21 00:54:39:13 dann gab es für ihn nach der Rückkehr keinen Platz mehr. 00:54:39:13 00:54:49:17 Er stand da auf einem Bein beim Kübel. 00:54:49:17 00:54:54:01 Und die Anderen haben unter sich gemacht. 00:54:54:01 00:55:00:00 Als dann alle Leute aufgestanden waren, sah man eine Riesenpfütze auf dem Boden. 00:55:00:00 00:55:06:03 Sie haben uns dort auf diese Art und Weise 2 Wochen lang ausharren lassen. 00:55:06:03 00:55:08:07 Das war ein wenig zu lange. 00:55:08:07 00:55:14:12 Zwei Wochen? Haben Sie während dieser Zeit etwas zu essen bekommen? 00:55:14:12 00:55:17:19 Unsere Ernährung sah genauso wie vorher aus. 00:55:17:19 00:55:24:15 Ich sage doch, wenn man das mit einem anderen Lager vergleicht, 00:55:24:15 00:55:29:08 so war die Ernährung hier einigermaßen zu ertragen. 00:55:29:08 00:55:34:00 Es hat mit Sicherheit nicht gereicht, es war jedoch erträglich. 00:55:34:00 00:55:36:11 Vielleicht, weil das für mich erst der Anfang war, 00:55:36:11 00:55:40:00 habe ich dies aus diesem Grunde anders empfunden. 00:55:40:00 00:55:42:05 Das Essen war aber erträglich. 00:55:42:05 00:55:46:03 Dagegen hat sich uns dieser Bunker dermaßen zugesetzt... 00:55:46:03 00:55:50:20 Nein, das kann ich nicht vergessen. 00:55:50:20 00:55:57:18 Stellen Sie sich vor, Sie stehen auf und merken, dass Sie sich in einer Urinpfütze befinden. 00:56:01:14 00:56:11:09 Dort hat man beschlossen, die Leute in Gruppen aufzuteilen und diese woanders hinzubringen. 00:56:11:09 00:56:19:21 Hier sieht man, dass es am 14. Dezember geschah… 00:56:28:16 00:56:32:07 Ich weiß nicht, weil ich blind bin. 00:56:32:07 00:56:39:20 Hier habt ihr aber die Beschreibung unseres ganzen Weges. 00:56:54:08 00:57:05:18 Das war, glaube ich, der 24. Dezember, also Heiligabend. 00:57:05:18 00:57:13:16 Sie haben bei der Fabrik einen Appell veranstaltet und 400 Nummern vorgelesen. 00:57:13:16 00:57:18:06 Diese Leute wurden auf die Seite gestellt. 00:57:18:06 00:57:22:02 Ich gehörte zu dieser Gruppe. 00:57:22:02 00:57:27:02 Wir wurden auf Waggons verladen und nach Buchenwald geschickt. 00:57:27:02 00:57:29:06 Und hier wiederholt sich die Geschichte. 00:57:29:06 00:57:33:23 Die Fahrt dorthin, die zwei Tage und zwei Nächte dauerte. 00:57:33:23 00:57:43:24 Frost, es war minus 15 Grad, und wir trugen nur unsere Häftlingskleidung. 00:57:43:24 00:57:50:21 Wir waren unterernährt, nicht richtig gekleidet… 00:57:50:21 00:57:54:10 Ich will schon gar nicht davon reden, dass es auch einen SS-Mann gab, 00:57:54:10 00:57:59:00 der ohne jeden Grund auf die Leute einprügelte. 00:57:59:00 00:58:04:04 Das hat ihm wohl Spaß gemacht, den Gürtel zu nehmen und mit der Schnalle zu prügeln, 00:58:04:04 00:58:10:07 und die Leute in den Bunker zu treiben oder zum Appell oder sonst wohin zu jagen. 00:58:10:07 00:58:14:24 Er hatte sich im Treppenhaus an einer Stelle hingestellt, 00:58:14:24 00:58:20:07 an der jeder vorbei gehen musste und hat geprügelt. 00:58:20:07 00:58:28:12 Ich weiß nicht, ob es ihm Vergnügen bereitete oder ihn befriedigte bzw. ob er pervers war. 00:58:28:12 00:58:31:14 Solche Leute gab es auch. 00:58:31:14 00:58:39:22 Es gab aber auch andere, die uns gegenüber – sagen wir es so - gleichgültig waren. 00:58:39:22 00:58:46:22 Wenn uns aber einer befohlen hat, Froschhüpfen zu machen, 00:58:46:22 00:59:01:03 oder eine längere Zeit in der Halb-Kniebeuge auszuharren, dann war das sehr schwer. 00:59:01:03 00:59:04:04 Solche Geschichten gab es dort. 00:59:04:04 00:59:08:18 Ich hatte das „Vergnügen“, dass ein Kollege, 00:59:08:18 00:59:15:01 obwohl, verdammt noch mal, was heißt hier Kollege, er war eigentlich ein Mithäftling… 00:59:15:01 00:59:26:07 Das war in der Fabrik, und er hat eine ruhige Kugel geschoben. 00:59:29:08 00:59:36:24 Da ist er Rauchen gegangen, dann auf die Toilette… Das war so ein Schlitzohr. 00:59:36:24 00:59:45:20 Er musste wohl meine Nummer angegeben haben. 00:59:47:22 00:59:59:01 Nach der Rückkehr von der Arbeit war es so, dass der Meister es weitergegeben hatte 00:59:59:01 01:00:03:00 und es kam zu einer Reaktion. 01:00:03:00 01:00:12:04 Der Blockälteste rief die Nummern auf und die Leute wurden bestraft. 01:00:12:04 01:00:15:11 Er hat mit ihnen so eine Art Gymnastik gemacht. 01:00:15:11 01:00:18:18 Hinlegen, aufstehen, hinlegen, aufstehen. 01:00:18:18 01:00:21:16 Egal ob Schlamm oder kein Schlamm. 01:00:21:16 01:00:25:04 Und Froschhüpfen. Und Kniebeugen. 01:00:25:04 01:00:28:13 Solche wunderschönen Sachen hat er dann mit uns gemacht. 01:00:28:13 01:00:41:03 Wir haben keine Suppe und kein Brot bekommen und mussten mit leerem Magen schlafen gehen. 01:00:41:03 01:00:44:17 Als ich aber am nächsten Tag zur Arbeit gekommen bin, habe ich den Meister gefragt, 01:00:44:17 01:00:55:02 warum er mich bei dem Lagerführer angezeigt hat. 01:00:55:02 01:01:02:07 Er sagte: „Ich? Auf keinen Fall. Ich bin es nicht gewesen“. 01:01:02:07 01:01:09:04 Ich habe es mir also überlegt, wie es dazu hatte kommen können und kam zu keinem Ergebnis. 01:01:09:04 01:01:11:16 Aber der Kollege selbst … 01:01:11:16 01:01:18:17 Also, er hat seine Nummer auf der Jacke mit irgendetwas überschmiert, 01:01:18:17 01:01:22:24 und entweder hat der andere, der die Nummer aufgeschrieben hatte, 01:01:22:24 01:01:28:13 eine falsche Nummer aufgeschrieben oder er hat eine falsche Nummer angegeben, 01:01:28:13 01:01:31:17 ohne es zu wissen, dass es meine Nummer war. 01:01:31:17 01:01:37:23 Ich habe jedoch unschuldig für jemand Anders leiden müssen. 01:05:40:08 01:05:48:04 Frage: Sie haben etwas von einem Deutschen erzählt. Gehörte er zu den Bewachern? 01:05:48:04 01:05:55:03 Diesen Menschen kann man nicht vergessen. 01:05:57:06 01:05:59:24 Er war ein wunderbarer Mensch. 01:05:59:24 01:06:05:07 Ich habe ihn gefunden und eingeladen. 01:06:05:07 01:06:14:09 Er hat mich drei Mal besucht. 01:06:14:09 01:06:18:03 Seine Tochter hat mich auch besucht. 01:06:18:03 01:06:22:02 Er lebt nicht mehr. 01:06:22:02 01:06:36:03 Interessant ist aber der Brief, der mich zu ihm geführt hat. 01:06:45:24 01:06:54:16 Lesen Sie ihn bitte vor. Auf Polnisch. 01:07:06:19 01:07:12:00 Es gab eine Frau, eine Gruppenbegleiterin aus Buchenwald, 01:07:12:00 01:07:16:12 die es mir möglich gemacht hat, diesen Mann zu finden. 01:07:16:12 01:07:22:08 Das müsste man als eine juristische Urkunde betrachten. 01:07:45:10 01:07:53:05 Sehr geehrter Herr, ich habe von diesem Mann aus Buchenwald erfahren, 01:07:53:05 01:07:57:18 und der Zufall wollte es, dass ich ihn selbst zwei Mal getroffen habe. 01:07:57:18 01:08:02:04 Er sagte mir, dass er Ihnen schreiben wollte, weil er in die Sowjetunion fährt, 01:08:02:04 01:08:06:09 und vom 11. auf den 12. Juli durch Polen reisen wird. 01:08:06:09 01:08:15:21 Er konnte sich an Sie erinnern und hat sich sehr gefreut, dass Sie von sich haben hören lassen. 01:08:15:21 01:08:20:16 Ich hoffe, dass Sie bereits eine Nachricht von ihm erhalten haben. 01:08:20:16 01:08:28:11 Außerdem wollte Sie der Reisebegleiter Stefan Rogucki besuchen, 01:08:28:11 01:08:31:21 und von diesem Treffen erzählen, weil er auch dabei war. 01:08:31:21 01:08:34:12 Ich freue mich sehr, dass ich das für Sie tun konnte. 01:08:34:12 01:08:46:04 Herzliche Grüße an alle Teilnehmer des damaligen Ausfluges des Jägerverbandes sendet Izabela. 01:08:46:20 01:08:49:20 Es folgt der Name dieser Dame. 01:08:50:23 01:09:02:01 Ich habe einen Ausflug der Mitarbeiter des Polnischen Jägerverbandes in die DDR organisiert. 01:09:02:01 01:09:07:22 Ich plante die Reise so, dass Buchenwald auf der Route lag. 01:09:07:22 01:09:21:20 In Buchenwald – da diese Frau uns zugeteilt wurde und auch unsere Dolmetscherin war – 01:09:21:20 01:09:25:05 habe ich ihr von diesem Mann erzählt. 01:09:25:05 01:09:28:23 Ich sagte ihr, dass ich diesen Mann suche. 01:09:28:23 01:09:37:19 Sie sagte, dass sie ihn hier manchmal treffen würde, weil er des Öfteren her käme, 01:09:37:19 01:09:41:20 und sie ihn informieren würde, wenn es ihr möglich wäre. 01:09:44:11 01:09:48:08 Und es ist ein wunderbares Gefühl, wenn ein Mensch, 01:09:48:08 01:09:55:23 der sich mit einem anderen Menschen immerhin in einem fremden Land über etwas unterhält, 01:09:55:23 01:10:01:05 die auf sich genommene Verpflichtung erfüllt. 01:10:01:05 01:10:04:15 Und so kam es dazu. 01:10:04:15 01:10:07:11 Was war das für ein Mensch? 01:10:07:11 01:10:19:15 Sie können sich das anschauen. Er ist in der Mitte des Bildes. 01:10:21:03 01:10:25:20 Schauen Sie sich das an. 01:10:30:00 01:10:36:05 Er arbeitete in Buchenwald in der Stube. 01:10:36:05 01:10:40:03 Er war ein deutscher Kommunist. 01:10:40:03 01:10:45:01 Er hat seinen Vater, seine Mutter, seine Brüder verloren. 01:10:45:01 01:10:47:21 Die Gestapo hat sie ermordet. 01:10:47:21 01:10:53:19 Er hat sich etwas zuschulden kommen lassen, und die Familie musste Konsequenzen tragen. 01:10:53:19 01:10:56:16 So sieht es im Ergebnis aus. 01:10:56:16 01:11:00:15 Die Gestapo hat ihn gesucht und angegeben, dass sie die Familie laufen lassen würde, 01:11:00:15 01:11:02:01 wenn er sich meldet. 01:11:02:01 01:11:05:02 Aber sie haben bereits zu diesem Zeitpunkt nicht mehr gelebt. 01:11:05:02 01:11:13:20 Und so kam er in das Lager Buchenwald. 01:11:13:20 01:11:21:24 Da er aber Deutscher war, hatte er immer gute Chancen, eine Funktion zu übernehmen. 01:11:21:24 01:11:29:06 Und so hat er in der Stube des Blocks 61 gearbeitet. 01:11:29:06 01:11:37:03 Man nannte diesen Block „Invalidenblock“. 01:11:38:16 01:11:51:00 Nach all den Ereignissen in Sandhofen, d.h. nach der Bombardierung, 01:11:51:00 01:11:56:11 nachdem wir unsere Zeit in diesem Bunker abgesessen hatten, 01:11:56:11 01:12:04:08 sind wir in Buchenwald angekommen. 01:12:07:18 01:12:09:18 Ah ja, ich habe etwas vergessen. 01:12:09:18 01:12:14:13 Zuerst sind wir in Buchenwald in einer anderen Baracke unter Quarantäne gestellt worden. 01:12:14:13 01:12:19:14 Danach gab es eine Selektion. 01:12:19:14 01:12:24:21 Wir mussten uns nackt ausziehen und in einer Reihe aufstellen. 01:12:24:21 01:12:26:01 Es folgte die Selektion. 01:12:26:01 01:12:28:19 Es gab dort einen SS-Mann und eine Person, die alles aufgeschrieben hat, den sog. „Schriftsteller“. 01:12:28:19 01:12:31:13 Und dann hieß es: nach rechts, nach links, nach rechts, 01:12:31:13 01:12:35:09 nach links, nach rechts, nach rechts, nach rechts. 01:12:35:09 01:12:40:02 So hat er die Häftlinge rumkommandiert. 01:12:40:02 01:12:51:11 Es kam so, dass er mich und noch ein paar andere, es waren vielleicht 15 von den 17-Jährigen, 01:12:51:11 01:13:01:01 und noch jüngeren Burschen, auf die Seite nahm. 01:13:01:01 01:13:06:20 Es stellte sich dann heraus, dass er uns in Buchenwald behalten wollte. 01:13:06:20 01:13:10:10 Wir wurden diesem sog. „Invalidenblock“ zugeteilt. 01:13:10:10 01:13:15:02 Nein, das war kein Block, sondern eine Baracke, die „Invalidenbaracke“ genannt wurde. 01:13:15:02 01:13:20:01 Und dort haben wir diesen Fritz getroffen. 01:13:20:01 01:13:22:01 Es fing so an. 01:13:22:01 01:13:35:05 Es war Winter, ich glaube um die Weihnachtszeit. 01:13:35:05 01:13:39:17 Wir sind in diesem „Invalidenblock“ gelandet, aber dort, in dieser Baracke 01:13:39:17 01:13:43:21 gab es weder Fenster noch Licht und eigentlich gar nichts. 01:13:43:21 01:13:49:20 Diese Kojen, keine Pritschen sondern Kojen, und zwei Hoftore. 01:13:49:20 01:13:53:11 1000-Mann drin in dieser Baracke, wie man so sagt, 01:13:53:11 01:14:02:06 und Luft kam nur durch diese Türen, d.h. durch diese Torflügel. 01:14:02:06 01:14:04:18 Es gab selbstverständlich Löcher in diesen Toren, 01:14:04:18 01:14:08:21 und als sie uns die letzte Koje zugeteilt hatten, sagten wir uns, 01:14:08:21 01:14:15:13 es würde nur eine Woche dauern und keiner von uns kommt hier lebend raus. 01:14:15:13 01:14:19:11 So dachten wir uns, und was passierte? 01:14:19:11 01:14:32:17 Es kam dieser Fritz. Er hat uns angeschaut und fragte uns, 01:14:32:17 01:14:35:07 woher aus Polen wir kämen. 01:14:35:07 01:14:43:06 Wir sagten, wir kämen aus dem Warschauer Aufstand. 01:14:44:04 01:14:47:04 Und dann ist er weggerannt. 01:14:47:04 01:14:57:11 Nach einigen Minuten kam er wieder und sagte, wir sollen alles mitnehmen und mitkommen. 01:14:57:11 01:15:02:17 Er hat die Serben, die in der Mitte der Baracke ihre Plätze hatten, 01:15:02:17 01:15:06:14 ja, ja, die Serben hatten ihre Plätze in der Nähe der Stube, von dort verjagt. 01:15:06:14 01:15:13:03 Die Stube befand sich in der Mitte, und dort war es auch wärmer, 01:15:13:03 01:15:16:13 weil die Funktionsträger dort waren, 01:15:16:13 01:15:24:16 die unter anderen Bedingungen lebten als die gewöhnlichen Häftlinge. 01:15:24:16 01:15:28:19 Er hat also diese Serben aus der Nähe der Stube verjagt und uns, 01:15:28:19 01:15:32:05 diese 15 Jungs, dort untergebracht. 01:15:32:05 01:15:35:02 Das ist eine der Sachen, die er für uns getan hat. 01:15:35:02 01:15:40:07 So was passiert selten. 01:15:40:07 01:15:45:24 Da sehen Sie, ein Deutscher ist mit uns Polen auf diese Art und Weise umgegangen. 01:15:45:24 01:15:50:04 Und die Serben hat er zu diesem Platz hingeschickt, 01:15:50:04 01:15:56:24 den man als „letzte Vertreibung“ bezeichnen könnte und wo der Schnee hineinfiel. 01:15:56:24 01:16:01:05 Und wir hatten es ein bisschen wärmer da drinnen. 01:16:01:05 01:16:06:19 Was machte er noch? Nehmen wir die Suppenverteilung. 01:16:06:19 01:16:12:11 Es war egal, welche Suppe es gab, ob das eine Suppe aus Kohlblättern war, 01:16:12:11 01:16:18:02 oder Brotsuppe oder welche-Suppe-auch-immer. 01:16:18:02 01:16:25:02 Er ist also mit der Suppe rumgerannt und hat allen etwas mit der Kelle eingegossen, 01:16:25:02 01:16:34:16 aber so, dass er sie ein wenig betrogen hat, weil das Dickflüssige unten im Fass übrig blieb. 01:16:34:16 01:16:38:08 Dann kam er zu uns und sagte: „Gebt mir eure Schüsseln“. 01:16:38:08 01:16:44:21 Meinen Vornamen hat er sich irgendwie gemerkt. 01:16:44:21 01:16:47:02 Ich sprach dann zu den Anderen: 01:16:47:02 01:16:50:18 „Kommt, Jungs, gebt ihm die Schüsseln, und wir setzen uns auf dir Bank“. 01:16:50:18 01:16:53:22 Es gab dort so eine Bank. 01:16:53:22 01:16:57:16 Dann hat er uns sogar einen Nachschlag gegeben. 01:16:57:16 01:17:01:17 Das Ganze ging ein paar Tage so. 01:17:01:17 01:17:05:09 Wenn jemand anders die Suppe verteilte, lief es nicht so. 01:17:05:09 01:17:11:10 Aber wenn er die Suppe verteilte, dann blieb immer etwas mehr für uns übrig. 01:17:11:10 01:17:18:03 Das war eine Sache, die er für diese 15 Jungen getan hat. 01:17:18:03 01:17:20:15 Das war aber nicht alles. 01:17:20:15 01:17:26:01 Er hat auch Brot von irgendwoher gehabt. 01:17:26:01 01:17:28:10 Ich weiß nicht woher. 01:17:28:10 01:17:32:01 Vielleicht gab es die Möglichkeit, da dort Leute starben und sogar viele Leute starben, 01:17:32:01 01:17:37:00 das Brot anders abzurechnen und es so zu beschaffen, zu organisieren. 01:17:37:00 01:17:39:13 Er kam also und gab mir ein Stück Brot. 01:17:39:13 01:17:42:16 Ich sagte: „Vielen Dank“. 01:17:42:16 01:17:48:19 Er meinte dann: „Das kriegst du aber nicht umsonst. Wir spielen Schach“. 01:17:48:19 01:17:53:21 Um die Brotscheibe. 01:17:53:21 01:17:57:14 Er spielte so, dass er verlieren musste. 01:17:57:14 01:18:01:09 Ich habe gemerkt, worum es ging. 01:18:01:09 01:18:07:02 Allerdings freute ich mich, dass ich das Stück Brot aufessen durfte. 01:18:07:02 01:18:09:21 Ich verstand, warum er es in dieser Form macht, 01:18:09:21 01:18:15:24 nämlich, damit das Ganze nicht nach Bestechung oder etwas Ähnlichem aussah. 01:18:15:24 01:18:19:13 Es sah so aus, als ob ich das Brot selbst gewonnen hätte. 01:18:19:13 01:18:22:05 Das war aber nicht wahr. 01:18:22:05 01:18:26:18 Das war seine Taktik. 01:18:26:18 01:18:30:06 Das ging auch noch weiter. 01:18:30:06 01:18:38:03 Einmal, als es bereits dunkel war, vielleicht war das schon in der Nacht - 01:18:38:03 01:18:50:24 ich schlief in der obersten Koje, die aus Holz war - merkte ich, dass jemand hoch kletterte. 01:18:50:24 01:18:56:21 „Edek, Edek“. Da habe ich geantwortet. 01:18:56:21 01:19:08:21 Er hatte mir ein großes dickes Stück Wurst mitgebracht und es mir auf den Mund gelegt. 01:19:08:21 01:19:16:11 Ich fragte: „Woher hast du das?“ 01:19:16:11 01:19:21:05 Wie könnte man so etwas anders interpretieren. 01:19:21:05 01:19:23:09 So verhält sich doch ein Mensch. 01:19:23:09 01:19:28:14 Das war ein Mensch, der helfen wollte, wirklich helfen. 01:19:28:14 01:19:30:14 Oder noch etwas Anderes. 01:19:30:14 01:19:35:10 Man hat für die Typhusbaracke Bier benötigt. 01:19:35:10 01:19:39:05 Er sagte: „Bier holen“. 01:19:39:05 01:19:41:23 Ich fragte: „Von wo?“ „Aus der Kantine“. 01:19:41:23 01:19:45:01 Ich sagte: „Das schaffe ich nicht“. 01:19:45:01 01:19:47:12 Wie sollte ich so ein ganzes Fass… 01:19:47:12 01:19:50:21 Er sagte daraufhin: „Komm mit mir“. 01:19:50:21 01:19:57:13 Es gab in Buchenwald einen Hügel, den Ebersberg, und ganz oben befand sich die Kantine. 01:19:57:13 01:19:59:00 Der Weg war abschüssig. 01:19:59:00 01:20:03:02 Da konnte man das Fass hinunterrollen lassen. 01:20:03:02 01:20:09:14 Also haben wir das Fass zu zweit ordnungsgemäß aus der Kantine geholt, 01:20:09:14 01:20:14:20 auf den Weg gebracht und losgelassen. 01:20:14:20 01:20:20:01 Das Fass rollte von alleine hinunter und wir liefen hinter ihm her. 01:20:20:01 01:20:28:03 Das war aber eine Arbeit, die wir ausgeführt hatten, und dafür bekamen wir eine Scheibe Brot. 01:20:28:03 01:20:34:07 Selbstverständlich hat er das so geregelt. 01:20:34:07 01:20:37:20 Das war eben so ein Mensch. 01:20:37:20 01:20:42:14 Es ist der Kleine hier auf dem Bild. 01:20:42:14 01:20:46:20 Hier ist er mit seiner Familie. 01:20:46:20 01:20:53:02 Nach dem Krieg habe ich versucht, ihn zu finden. 01:20:53:02 01:20:57:07 Es ist mir nicht auf die eine Art und Weise gelungen, aber dann ist es auf eine andere geschehen. 01:20:57:07 01:21:03:17 Ich hatte Glück, dass ich mit dieser Frau Kontakt aufgenommen habe und sie mir den Weg zeigte. 01:21:03:17 01:21:11:00 Ich wusste dann, wo er wohnt, und wir nahmen schriftlichen Kontakt miteinander auf. 01:25:46:23 01:25:54:02 Frage: Wie lange waren Sie in Sandhofen? 01:25:54:02 01:26:07:12 Nicht lange. Nur bis Weihnachten. Ab September, d.h. Oktober, November, Dezember. 01:26:07:12 01:26:11:02 Die restliche Zeit war ich in Buchenwald. 01:26:20:06 01:26:23:12 Frage: Haben Sie je an Flucht gedacht? 01:26:23:12 01:26:26:20 Nein, das war nicht möglich. 01:26:26:20 01:26:31:14 Es sind zwar Leute aus Sandhofen geflohen. 01:26:31:14 01:26:34:17 Dem einen gelang die Flucht, dem anderen nicht. 01:26:34:17 01:26:36:23 Meistens gelang sie nicht. 01:26:36:23 01:26:42:05 Und wenn sie einen erwischt haben, dann haben sie ihn so misshandelt, 01:26:42:05 01:26:47:20 dass ihm alles, jede Lust am Leben vergangen ist. 01:26:47:20 01:26:50:02 Das hätte eigentlich keinen Sinn gehabt. 01:26:50:02 01:26:52:02 Die Situation war nämlich so. 01:26:52:02 01:26:55:13 Man konnte die Sprache nicht, man befand sich auf unbekanntem Terrain, 01:26:55:13 01:26:59:10 man trug Häftlingskleidung und hatte keine Zivilkleidung. 01:26:59:10 01:27:02:09 Gibt es dann einen Sinn zu fliehen? 01:27:02:09 01:27:05:10 Angeblich haben sie in der Fabrik mit irgendwelchen Italienern 01:27:05:10 01:27:08:03 oder mit so jemandem etwas abgesprochen … 01:27:08:03 01:27:13:04 irgendwelche Jungs … und sie sind dann geflohen. 01:27:13:04 01:27:17:14 Angeblich ist auch Kostrzeński geflohen. 01:27:17:14 01:27:26:14 Mit dem Kostrzeński spielte sich das während dieses Bombardements ab. 01:27:26:14 01:27:29:09 Das war nun mal die beste Gelegenheit. 01:27:29:09 01:27:33:05 Aber beim Kostrzeński war es so, dass er Deutsch konnte. 01:27:33:05 01:27:37:20 Und er trug zivile Kleidung. 01:27:37:20 01:27:42:07 Nur hinten auf dem Rücken war ein Stück des Stoffs rausgeschnitten, 01:27:42:07 01:27:46:22 und dort war der Buchstabe X angebracht. 01:27:46:22 01:27:51:03 Das konnte man aber zudecken. 01:27:51:03 01:27:54:10 Er ist angeblich geflohen. 01:27:54:10 01:27:57:02 Angeblich hat jemand darüber ein Buch geschrieben. 01:27:57:02 01:28:00:20 Mit dem Peter zusammen. 01:28:00:20 01:28:08:01 In Buchenwald hatte man keine Chance. 01:28:08:01 01:28:15:03 Das war ein großes Lager, und es war rund um die Uhr, wie man zu sagen pflegt, bewacht. 01:28:15:03 01:28:25:04 Das Lager war von einer Art eines Grabens und drei Reihen Stacheldraht umgeben. 01:28:25:04 01:28:28:07 Dort hatte man gar keine Chance zu fliehen. 01:28:28:07 01:28:33:03 Nur, wenn man bei einem Kommando dabei war. 01:28:33:03 01:28:37:03 Das konnte man aber nur dann machen, wenn man die deutsche Sprache beherrschte, 01:28:37:03 01:28:45:21 einen Deutschen kannte, der einem - ganz einfach ausgedrückt - geholfen hat. 01:28:45:21 01:28:53:03 Wenn jemand geflohen war, dann müsste er irgendwo Unterschlupf finden. 01:28:53:03 01:29:00:19 Ohne Hilfe von außen hatte man gar keine Chance. 01:30:28:02 01:30:34:22 Frage: Während des Workshops in Mannheim haben sich viele von uns gefragt, 01:30:34:22 01:30:45:05 ob man sich jemals bei den Häftlingen entschuldigt hat. Hat sich jemand bei Ihnen entschuldigt? 01:30:46:05 01:30:51:09 Von der Fabrik? 01:31:17:01 01:31:21:24 Im Jahre 1978... 01:31:23:02 01:31:27:21 Es war keine Rede von einer Entschuldigung. 01:31:27:21 01:31:41:19 Unsere ständigen Vorsprachen bei Daimler und unsere Bitten um Regulierung 01:31:41:19 01:31:45:13 - es ging uns nicht um eine Entschädigung sondern darum, 01:31:45:13 01:31:52:10 dass sie uns für unsere Arbeit bezahlen sollten – haben auch zu nichts geführt. 01:31:52:10 01:31:55:20 Nein, nein, nein, nein. 01:31:55:20 01:32:01:04 Sie haben Angst davor gehabt, dass in dem Falle, wenn sie uns etwas zahlen, 01:32:01:04 01:32:09:10 ein Präzedenzfall auch für andere Fabriken entstehen würde. 01:32:09:10 01:32:13:00 Letztendlich musste es so kommen, wie es gekommen ist, 01:32:13:00 01:32:18:21 dass man die deutsche Regierung und die Kapitalseite dazu gezwungen hat, 01:32:18:21 01:32:24:07 alle Fragen, die mit der Sklavenarbeit, 01:32:24:07 01:32:29:14 na ja, mit der Zwangsarbeit – das ist immer das Gleiche - zusammenhingen, zu regeln. 01:32:29:14 01:32:39:11 Bei Daimler gab es einen Direktor, der Worischeck hieß, er war uns sympathisch. 01:32:39:11 01:32:43:06 Letztendlich haben sie uns zu sich eingeladen. 01:32:43:06 01:32:47:24 Hier habe ich Bilder von unseren ersten Besuchen. 01:32:50:13 01:33:02:06 Frage: Nach wie vielen Jahren sind Sie zum ersten Mal nach Sandhofen gefahren? 01:33:03:24 01:33:08:18 Ich bin schon früher nach Deutschland gefahren, weil ich einige Ausflüge dorthin organisiert habe. 01:33:08:18 01:33:11:21 Das waren aber Reisen in die DDR. 01:33:11:21 01:33:21:24 Hierher fuhren wir aber erst 1978 oder 1988. 01:33:21:24 01:33:32:02 Es steht dort ein Datum. Ah ja, 1989. 01:33:40:03 01:33:50:24 Frage: Haben Sie irgendwelche Gedanken gehabt, die Ihnen in den Lagern Kraft gegeben haben? 01:33:59:06 01:34:03:00 Im Allgemeinen den Wunsch, das Ende des Krieges zu erleben, 01:34:03:00 01:34:08:12 und irgendwie normal agieren zu können. 01:34:08:12 01:34:14:24 Schauen Sie, dass ist die Kollegin während Ihres Besuches in Warszawa. 01:35:53:02 01:36:04:21 Frage: Wie sah ihr Leben nach dem Krieg aus? 01:36:04:21 01:36:13:12 Zuerst war ich längere Zeit krank. 01:36:13:12 01:36:20:13 Vier Jahre lang ging es nur vom Krankenhaus in die Kur und noch einmal ins Krankenhaus und in die Kur. 01:36:20:13 01:36:24:08 Das waren die ersten vier Jahre. 01:36:31:20 01:36:41:19 Später, nach diesen 4 Jahren hat ein Arzt, ein Chefarzt… 01:36:41:19 01:36:50:20 Es war damals so. Die jungen Leute, die aus den Lagern kamen und Tuberkulose hatten, 01:36:50:20 01:37:00:16 wurden in einem Lungensanatorium in Opoczno untergebracht. 01:37:00:16 01:37:05:15 Und das Rote Kreuz… Abwechselnd. 01:37:05:15 01:37:14:09 Bei mir war es so, dass ich, wenn es wegen der Abrechnung nicht mehr ging, 01:37:14:09 01:37:18:09 länger an dem einen Ort zu bleiben, zum Polnischen Roten Kreuz geschickt wurde, 01:37:18:09 01:37:23:05 und dort ein halbes Jahr blieb. Und dann wieder zurück. 01:37:23:05 01:37:29:10 Auf diese Art und Weise ist es mir gelungen, wieder auf die Beine zu kommen. 01:37:29:10 01:37:34:10 Aber die zwei Löcher in der Lunge. 01:37:34:10 01:37:40:19 Zu dieser Zeit hat die Krankheit sowieso sehr vielen Menschen das Leben gekostet. 01:37:40:19 01:37:44:23 Ich aber habe überlebt - ich weiß nicht, wieso. 01:37:44:23 01:37:47:12 Ich weiß nicht, ich hatte Glück. 01:37:47:12 01:37:49:21 Frage: Können Sie sich an den Tag … 01:37:51:20 01:37:55:03 Was habe ich gemacht? 01:37:55:03 01:37:57:20 Ich zeige es Ihnen gerne. 01:37:57:20 01:38:01:00 Ich habe vieles getan... 01:38:12:10 01:38:20:20 Das ging so lange, bis ich einen Arbeitsunfall hatte. 01:38:20:20 01:38:31:14 Ich war dienstlich mit dem Auto und meinem Fahrer unterwegs, 01:38:31:14 01:38:35:09 und es kam zu einem Frontalzusammenstoß. 01:38:35:09 01:38:40:13 Ich erlitt einen Schädelknochenbruch. 01:38:40:13 01:38:50:15 Etwa drei Tage lang befand ich mich in der anderen Welt, kehrte aber doch zurück. 01:38:50:15 01:38:59:22 Ungefähr ein halbes Jahr lang lag ich im Krankenhaus. 01:38:59:22 01:39:04:17 Als ich das Krankenhaus verlassen habe, war es so oder so … 01:39:04:17 01:39:11:24 Zu dieser Zeit hatte man uns bereits Kriegsrenten bewilligt. 01:39:40:14 01:39:46:09 Da gab es ein Abkommen mit Polen. 01:39:49:06 01:39:54:16 Die Deutschen haben sich damals entschlossen – 01:39:54:16 01:40:02:16 das war noch lange bevor man mit Kohl ein Abkommen abgeschlossen hatte – 01:40:08:06 01:40:23:09 zwar keine Entschädigungen zu zahlen, aber die Versicherungskosten oder so etwas, 01:40:23:09 01:40:29:18 ich weiß es nicht so genau, zurückzuerstatten. 01:40:29:18 01:40:34:15 Vielleicht war das sowohl für Kohl als auch für uns bequemer. 01:40:34:15 01:40:39:00 Es war ein Betrag in Höhe von einer Milliarde und 300 Millionen Zloty. 01:40:39:00 01:40:45:00 Man hat damals auch die Angelegenheit mit den medizinischen Experimenten mit geregelt, 01:40:45:00 01:40:52:04 für die 100 Millionen hinzu kamen. 01:40:57:23 01:41:28:03 Damals hat unser Premierminister - wie hieß er denn, ich werde mich bestimmt gleich daran erinnern 01:41:28:03 01:41:37:09 – beschlossen, dass man entweder eine Einmalzahlung leistet 01:41:37:09 01:41:43:22 oder die Zahlungen in Form von Kriegsrenten erbringt. 01:41:43:22 01:41:48:05 Was wäre wohl besser, was wäre bequemer? 01:41:48:05 01:41:51:16 Dem polnischen Staat lag sehr viel daran, Devisen zu bekommen, 01:41:51:16 01:41:58:01 uns ging es mehr darum, eine Rente zu bekommen. 01:41:59:16 01:42:06:07 Die Deutschen haben das Geld ausgezahlt. 01:42:06:07 01:42:13:16 Das war aber in einer Versicherungsform. 01:42:13:16 01:42:20:24 Da unser Staat die Gelder als Devisen angenommen hatte, 01:42:20:24 01:42:28:19 konnte er uns die Beträge in Zloty auszahlen. |
Playing time: | 1:57:03 |
Ton: | mit |
Comments: | Rohmaterial ohne Untertitel |
Zugehörige Versionen: | AV0329 |
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