NL Engelberg, Friedrich von, 1841-1963 (Bestand)

Archive plan context


Title:NL Engelberg, Friedrich von
Name of the creator / provenance:Der Nachlass Engelberg ist Teil eines weit umfangreicheren Nachlaßbestandes seines Sohnes Fritz von Engelberg (1890-1973). Der Bestand befand sich zunächst in den Händen des Gutsverwalters von Reutehof (Radolfzell) Erich Lang, der ihn in drei Teile auseinandernahm. Im Sommer 1985 übergab Herr Lang dem Stadtarchiv einen Nachlaßteil, hauptsächlich Akten, Verträge, Rechnungen und Briefe von Emilie Heußer sowie Bilder, Fotos und ein paar Gegenstände aus dem Besitz des Nachlassers. Die Gemälde und Sachgüter übernahm das Reiß-Museum. Ans Stadtarchiv Radolfzell gelangte das Fritz von Engelberg und den Landkreis betreffende Material. Das ältere Schriftgut übergab Lang dem Stadtarchiv Singen. Dieser Nachlaßteil enthielt einen Karton mit Mannheimensien, vorwiegend die private Korrespondenz von Friedrich und Emilie von Engelberg sowie anderes biographisches Material, das im August 1986 in den Besitz des Stadtarchivs überging. Bei der nachfolgenden Bearbeitung wurden die beiden Zugänge zusammengeführt.

Geschichte der Institution mit Archivbeständen:Friedrich Karl Joseph von Engelberg wurde am 3. Mai 1859 in Mannheim als Sohn des Obergerichtsadvokaten Friedrich Alexander von Engelberg (1815-1870) und der früheren Schauspielerin am Nationaltheater Mannheim, Emilie Heußer, geboren.
Von Oktober 1868 bis Herbst 1872 besuchte er das Mannheimer Lyceum und wechselte anschließend auf ein Pensionat in Hofgeismar über. Am 13. April 1874 wurde er zum 2. Mal im Mannheimer Lyceum (seit 1907 Karl-Friedrich-Gymnasium) aufgenommen und im Juli 1878 zur Universität entlassen. Unter seinen Schulkameraden befanden sich Ernst Nauen, Oskar Grohe und Carl Eckard.
Nach dem Tod seines Vaters 1870 übernahm der Stadtrat und Landtagsabgeordnete Gustav Hummel (1824-1910) die Vormundschaft. Im Wintersemester 1879/80 studierte von Engelberg Jura an der Universität Berlin, setzte 1880 sein Studium fort und promovierte am 15. August 1882 über das Thema "Zwangserziehung in Baden".
1879 unternahm von Engelberg seine erste Reise nach Spanien. 1880 reiste er in Begleitung des Pfarrers Winteroth nach Griechenland und in die Türkei. 1885 fuhr er zusammen mit zwei Schulkameraden (Böhm und Oppenheimer) über Belgien und Frankreich nach Italien.
Seine erste Anstellung erhielt von Engelberg als Rechtsreferendar beim Amtsgericht Mannheim, später wurde er Amtsanwalt. 1887 heiratete er Lina Dyckerhoff, eine Tochter des Kommerzienrats Rudolf Dyckerhoff, Mitbegründer der Portland-Zementfabrik Dyckerhoff und Söhne in Mainz-Amöneburg. Der Ehe entsprossen drei Kinder: Hilda (geb. 1888), Fritz (1890-1873) und Alexander (1894-1960).
Von 1892 bis 1909 leitete von Engelberg das Landesgefängnis Manheim. In diese Zeit fällt sein sozialpolitisches Engagement als Vorstand des Mannheimer Bezirksvereins für Jugendschutz und Gefangenenfürsorge. Seit 1898 führte er den Vorsitz des Vereins deutscher Strafanstaltsbeamten. Auf Kongressen der internationalen kriminalistischen Vereinigung vertrat er als Regierungsrat die badische Regierung. Während seiner Amtszeit als Direktor des Landesgefängnisses, das sich damals in Q 7 befand, veranlasste er den Neubau im Herzogenried. Kurz vor der Einweihung der neuen Gefängnisgebäude berief ihn das badische Justizministerium nach Karlsruhe, wo er zum Ministerialrat aufstieg. 1908 zum Kammerherrn des Großherzogs Friedrich von Baden ernannt, übernahm er das Amt des Präsidenten der Generalintendanz der Großherzoglichen Zivilliste bis zur Auflösung des Großherzogtums Baden und war danach Vermögensverwalter der großherzoglichen Familie. Mitte der zwanziger Jahre zog die Familie von Engelberg nach Baden-Baden, wo Friedrich von Engelberg am 19. März 1933 starb.
Classification:Inhaltsübersicht
I. Private Korrespondenzen und Schriften
1. Teilprovenienz Emilie Heußer
2. Teilprovenienz Friedrich von Engelberg
a) Tagebücher und Reisenotizen
b) Briefe
c) Familienanzeigen, Visitenkarten und Sonstiges
d) Rechnungen und sonstige Belege
e) postalische Belege
3. Teilprovenienz Lina Dyckerhoff

II. Vermögensverwaltung
Sammlung von Familienverträgen, Testamenten und sonstigen Belegen
1. Teilprovenienz Familie Möhl
2. Teilprovenienz Familie Heußer
3. Teilprovenienz Familie von Engelberg

III. Photographien
Appraisal and destruction:Nachdem der erste Nachlaßteil bereits im Juni 1985 von Dr. Martin verzeichnet worden war, konnte der zweite Teil (Zugang August 1986) erst Mitte Dezember 1992 von Sabine Pich unter fachlicher Leitung von Frau Becker in Angriff genommen werden.
Die beiden Nachlaßfragmente unterscheiden sich im wesentlichen von ihrer Sachgruppenzugehörigkeit her: das verzeichnete Material enthält vor allem amtliche Dokumente der Familien Heußer, Möhl und von Engelberg; der unbearbeitete Nachlaßbestand, dessen Umfang einen Karton ausfüllte, setzte sich überwiegend aus privatem Schriftwechsel und anderem biographischem Material zusammen.
Die Briefe und Rechnungen waren teilweise zu Konvoluten zusammengebunden und mit Anmerkungen versehen (vermutlich vom Nachlasser selbst): Das übrige Material - außer den Briefen der Emilie Heußer und den Tagebüchern - wies Einstichstellen auf, wurde demnach erst später aufgelöst. Die Konvolute lassen eine Ordnung unter chronologischen oder biographischen Gesichtspunkten und nach Sachgruppen erkennen. Das übrige Material wurde nach intensiver Sichtung des gesamten Nachlasses unter chronologischen oder biographischen Aspekten sowie nach Sachgruppen bzw. nach Korrespondenzpartnern neu gegliedert. Hierbei konnten die Daten undatierter Briefe ermittelt und unbekannte Korrespondenzpartner anhand des übrigen Materials und anderer Quellen identifiziert werden.
In einem zweiten Arbeitsschritt erfolgt die Durchsicht des bereits verzeichneten Nachlasses. Dies brachte neues Material zutage, das im Findmittel überhaupt noch nicht verzeichnet war. (zum Beispiel eine Reihe weiterer Briefe von Emilie Heußer). Einige Titel konnten ergänzt bzw. ihrem eigentlichen biographischen Kontext zugeordnet werden. Nachdem auf diese Weise einige Titel aufgelöst werden mußten, erschien es ratsam, den gesamten Nachlaß neu zu strukturieren und zu verzeichnen. Da der Nachlaß Engelberg Material verschiedener Provenienzen enthält, erfolgte die endgültige Gliederung nach Sachgruppen (z. B. privater Korrespondenz und amtlichen Dokumenten), nach Teilprovenienz sowie nach biographischen und chronologischen Aspekten.
Aus konservatorischen Gründen wurden sämtliche Photographien dem Nachlaß zu Reproduktionszwecken entnommen und anschließend mit Kommentar versehen für die Bildsammlung übergeben. Die Reporos kamen zurück in den Nachlaßbestand. Der Nachlaß Engelberg umfaßt 80 Positionen aus dem Zeitraum 1841 bis 1933 und ist in vier Kartons untergebracht.

Der Wert des Nachlasses Engelberg beruht hauptsächlich auf der umfangreichen Privatkorrespondenz Friedrich von Engelbergs mit Vertretern der geistig-kulturellen Elite Mannheims im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts. Zudem ist die Familie von Engelberg durch weitverzweigte Verwandtschaft mit den Familien bekannter Persönlichkeiten verbunden, wie z. B. dem Oberbürgermeister Valentin Möhl (1772-1844), dem Graphiker und Landtagsabgeordneten Franz Anton Heußer (1816-1888) oder dem Industriellen Rudolf Dyckerhoff (1842-1917).
Von besonderem Interesse ist der Briefwechsel von Emilie Heußer, Schauspielerin am großherzoglich-badischen Hoftheater Mannheim und zuletzt an der königlichen Schauspielbühne Berlin, aus der Zeit vor ihrer Ehe mit Friedrich Alexander von Engelberg. Diese Briefe spiegeln ihre Eindrücke vom Berliner Theater unter Intendant Botho von Hülssen und dem Regisseur Philipp Düringer, ehemals Schauspieldirektor am Mannheimer Hoftheater, wider.
Die Korrespondenz und Tagebücher gewähren Einblicke in das Kultur- und Bildungsleben sowie die Alltagswelt des gehobenen Bürgertums im ausgehenden 19. Jahrhundert. Die Visitenkarten und Einladungsschreiben verweisen auf ein reges Gesellschaftsleben des jungen von Engelberg in Kreisen bekannter Mannheimer Familien, wie die Namen Bassermann, Reiss, Scipio u. a. belegen. Auch die Briefe seiner wichtigsten Korrespondenzpartner (z. B. Franz Böhm, Oskar Grohe,
Alfred Bassermann, Carl Neumann) enthalten lokal- und kulturgeschichtlich interessante Aspekte. Darüber hinaus gibt es Hinweise auf den unbekannten Verein "Gesellschaft Oase", über dessen Wirkungskreis noch zu recherchieren wäre.
Anhand des Nachlaßmaterials konnten wichtige Daten zur Biographie Engelbergs ermittelt werden wie z. B. Schulbesuch, Studienorte und -dauer, Promotion und erste Anstellung. Laut Auskunft des Generallandesarchivs Karlsruhe ist eine Personalakte über Friedrich von Engelberg in seinen Beständen nicht vorhanden. Über die für die damalige Zeit obligatorischen Bildungsreisen bergen die Reisetagebücher und-notizen reichhaltiges Material für eine kunst- oder kulturwissenschaftliche Auswertung.

Mannheim, 16. Juli 1993
gez. Sabine Pich
Comments:Schriften Friedrich von Engelbergs
-Zwangserziehung in Baden. Heidelberger jur. Diss. Mannheim 1912.
Dgl. In : Blätter für Gefängniskunde 47 (1913), S. 159-236.

-Gutachten / über die Frage: "Nach welchen Grundsätzen sind den Gefangenen für ihre Arbeitsleistungen Belohnungen zu bewilligen?"/ In: Blätter für Gefängniskunde 32 (1898), S. 76-96.

-Gutachten zu Frage 23 und 24 (siehe Bd. 31, S. 369). In: Blätter für Gefängniskunde 32 (1898), S. 209-219.

-Ein Gesetzesentwurf des Senators Le Jeune in Brüssel über die Errichtung von besonderen Anstalten zur Unterbringung von irren Verbrechern, verbrecherischen Irren, Alkoholikern und lebensgefährlich erkrankten Gefangenen. In: Blätter für Gefängniskunde 33 (1899), S. 68-84.

-Die Gefängnisse in Fresnes bei Paris. In: Blätter für Gefängniskunde 34 (1900), S. 73-84.

-Bericht über den gegenwärtigen Zustand des Gefängniswesens im Grossherzogtum Baden erstattet für den internationalen Gefängniskongress in Brüssel im Jahre 1900. In.Blätter für Gefängniskunde 35 (1901), S. 37-61.

-Der gegenwärtige Zustand des Gefängniswesens. Vortrag gehalten auf dem internationalen Pönitentiarkongreß in Budapest - Juni 1905 In: Blätter für Gefängniskunde 39 (1905), S. 458-473.

Literatur- und Quellenverzeichnis
Leopold Stahl, Das Mannheimer Nationaltheater. Mannheim 1927.
Anton Pichler, Chronik des großherzoglichen Hof- und Nationaltheaters in Mannheim. Mannheim 1879.
Florian Waldeck, Alte Mannheimer Familien, Bd. V. Mannheim 1924 (Faksimile). Das Nationaltheater Mannheim im 19. Jahrhundert. Hg. Städt. Reissmuseum 1979.
Friedrich Walter, Mannheim in Vergangenheit und Gegenwart Bd. I und II. Mannheim 1907.
Hof- und Staatshandbuch für Baden 1910.
Fritz von Engelberg, Gedanken um die Landwirtschaft von morgen. Zum 80. Geburtstag am 24. Juli 1970 gewidmet. Hg. Freundeskreis Engelberg. Stuttgart 1970.
Erich Lang, Dr. Dr. h. c. Friedrich von Engelberg, Reute bei Böhringen. In: Hegau Heft 1 (1967), S. 216-220.
Max Hachenburg, Lebenserinnerungen eines Rechtsanwalts und Briefe aus der Emigration. Hg. Jörg Schadt. Veröffentlichungen des Stadtarchivs Mannheim Bd. 5. Stuttgart 1978.

Stadtarchiv Mannheim
S1/4629 Friedrich von Engelberg
S1/1958 Alfred Bassermann
S1/1904 August Bassermann
S1/4048 Franz Böhm
S1/1588 Rudolf Dyckerhoff
S1/1189 Oskar Grohe
S1/2047 Carl Neumann
S1/1862 Ferdinand Scipio

Bestand Karl-Friedrich-Gymnasium Zug. 4/1977 Nr. 55: Verzeichnis der seit Oktober 1837 aufgenommenen Lyceisten.

Generallandesarchiv Karlsruhe: Direktorenstelle 238/11096 und 238/11097
Bundesland:Baden-Württemberg
Art der Institution mit Archivbeständen:Kommunale Archive
 

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