Neckardruckerei Peter Eschert, 1918-1946 (Bestand)

Archive plan context


Title:Neckardruckerei Peter Eschert
Geschichte der Institution mit Archivbeständen:Am 18. Januar 1999 wurden dem Stadtarchiv Mannheim von Frau Casper in Maxdorf Unterlagen aus dem Besitz ihrer Familie übergeben. Darunter befanden sich 21 Mannheimer Adressbücher aus der Zeit von 1899 - 1957, ein Haushaltsbuch aus der Zeit des 2. Weltkriegs (1939 - 1947), sowie 107 Fotografien aus dem gleichen Zeitraum, die die Kriegszerstörungen im Bereich der Mannheimer Neckarstadt und der Innenstadt dokumentieren (Bildsammlung, Album Nr. 1906). Der umfangreichere Teil setzte sich allerdings aus Druckgut zusammen, das zu großen Teilen in der Neckar-Druckerei von Peter Eschert (28.4.1863 – 10.5.1935) in der Neckarstädter Zehntstraße 35 hergestellt wurde. Eschert hatte seinen Wohnsitz und die Druckerei im Jahr 1907 von Q 5, 12 in die Zehnstraße verlegt, verzichtete jedoch auf den Weiterbetrieb der in der Innenstadt betriebenen Gastwirtschaft (Restauration zur „Walhalla“). Frau Casper ist die Tochter seiner Tochter Irma, somit seine Enkelin.
Zehn Jahrgänge der seltenen ‘Neckar-Zeitung’, einer wöchentlich erscheinenden Stadtteil-Zeitung für das Arbeiterviertel Neckarstadt bilden den wertvollsten Teil dieses Zugangs und wurden dem Bibliotheksbestand zugewiesen. Die ‘Neckar-Zeitung’ wurde am 4. Mai 1907 gegründet und existierte bis Ende 1911. Vom 6. November 1925 an wurde sie dann von Dr. Ernst Hirsch erneut herausgegeben. Ernst Hirsch war Mitglied einer expressionistischen Literatengruppe mit dem ausgefallenen Namen ‘Der Grüne Schrey’ gewesen und hatte in den Jahren 1919/21 die Flugschrift ‘Der Schrey’ publiziert, von der sich ebenfalls 1 Exemplar unter den Papieren fand. Eine Anzahl großformatiger Plakate wurde in die entsprechende Sammlung des Stadtarchivs integriert (Plakatsammlung Nr. 11105 – 11124)
Escherts Betrieb in der Zehntstraße druckte in der Gründungsphase der KPD neben der ‘Roten Fahne’ (in zahlreichen Einzelnummern enthalten), sowie den Plakaten aus den Jahren 1919/20 auch zahlreiche Flugblätter, Handzettel und Proklamationen der Partei und ihrer Zweigorganisationen. Aufrufe der Unabhängigen Sozialdemokraten (USP), gewerkschaftlicher Gruppen oder verschiedener Ortsverbände der Freien Sozialistischen Jugend (FSJ) wurden ebenfalls in der Neckarstadt hergestellt. Das umfangreiche, etwa 200 Blätter umfassende Paket ist eine wahre Fundgrube für die Geschichte der Reorganisationsphase der Arbeiterbewegung nach dem Ersten Weltkrieg.
Ergänzende Informationen bietet der zugehörige kleine Bestand von Redaktionsmaterial der ‘Roten Fahne’ (das z. B. einen Flugblattentwurf zum 1. Mai enthält) und Geschäftspapieren der Druckerei. Eine Sendung von Landtagsberichten, adressiert an die Redaktion der ‘Roten Fahne’ und im Originalumschlag, wirft die Frage auf, wie sie unter das Druckgut geriet: Wurde sie im Eifer des ‘letzten Gefechts’ einfach vergessen?
 

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