AV2494 Oral History Projekt „Alle Wege führen nach Mannheim“: Interview mit Tülay Balik, 2013 (Audiovisuelle Sammlung)

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Title:Oral History Projekt „Alle Wege führen nach Mannheim“: Interview mit Tülay Balik
Ref. code:AV2494
Ref. code AP:AV2494
Originalmedium:nur digital vorhanden
Datumsbemerkung:24.01.2013
Creation date(s):2013
Rechte:Stadtarchiv Mannheim
Inhalt_AV:Maria Alexopoulou [i. F. MA]: Heute ist der 24. Januar 2013. Wir befinden uns in der Waldhofstr. 130,
in Mannheim Neckarstadt-West.
Tülay Balik [i. F. TB]: Neckarstadt-West stimmt.
MA: Mein Name ist Maria Alexopoulou und ich interviewe im Rahmen des Oral History Projekts "Alle Wege führen nach Mannheim" Frau Tülay Balik.
TB: Genau.
MA: Tülay, sind Sie damit einverstanden, dass dieses Interview aufgenommen wird?
TB: Ich bin einverstanden.
MA: Vorab hätte ich ein paar ganz kurze Fragen. Wie lange leben Sie in Mannheim?
TB: In Mannheim seit viereinhalb Jahren, bald fünf Jahre.
MA: Und in Deutschland?
TB: Oh, ich war mit 12 wo ich hergekommen bin. Meine Eltern waren davor hier und ich bin mit 12 gekommen.
MA: In welchem Jahr war das?
TB: [19]89 muss das sein, genau, 89.
MA: Und was ist Ihre Staatsbürgerschaft?
TB: Türkisch.
MA: Und Ihr jetziger Status hier, haben Sie einen Aufenthalts… oder wie ist das?
TB: Ich bin unbefristet geworden und in dem Pass steht, dass ich Türke bin. Eigentlich ursprünglich
von Vater her wir sind Kurden eigentlich, von der Familie her, aber auch Türken. Es ist ganz
Mischung. Aber von den Opas und Vaters sprechen auch schon Kurdisch. Ich verstehe ganz wenig
Kurdisch, aber ich kann es sprechen.
MA: Ihre Mutter war dann oder ist Türkin?
TB: Sie ist auch Kurdin.
MA: Auch Kurdin, beide, von beiden Eltern dann.
TB: Beide Seiten.
MA: Und Ihr Beruf zurzeit?
TB: Ich bin als Hauswirtschafterin, arbeite ich im Frauenhaus. Soll ich das sagen, weiß ich nicht, aber ich arbeite in einem Frauenhaus als Hauswirtschafterin.
MA: Okay. Ja, jetzt würde ich Sie bitten, dass wir in die Vergangenheit dann gehen, dass Sie so ein bisschen erzählen wo und wann Sie geboren sind, etwas über Ihren Geburtsort, Ihre Familie, Geschwister, Beruf der Eltern, Wohnverhältnisse, so aus Ihrer Kindheit ganz an den Anfang zurück.
TB: Genau. Und zwar ich bin im Jahr [19]75 in Türkei geboren. Wir sind sechs Geschwister, eigentlich waren wir acht Geschwister, zwei sind gestorben. Bis mein zwölfte Jahr war ich in der Türkei. Erst war ich zusammen mit Eltern, zusammen waren wir, und dann Eltern waren in Deutschland gekommen, danach waren wir bei der Omas Opas, d.h. die Kinder haben sich geteilt, weil die Eltern in der Türkei, äh in Deutschland waren. Zwei Schwester waren andere Oma, zwei Schwester war auch andere Oma geteilt. Einmal war vom Vater Oma…
MA: An anderen Orten dann?
TB: Ja, wir waren [in] ganz anderen Städten.
MA: In welchen Städten waren Sie?
TB: Z.B. wir waren in Antep und meine Schwestern waren in Afșin, das ist ungefähr 200 km weit weg von uns gewesen. Wir haben uns nicht so richtig gesehen, nur in den Ferien, wenn es klappen würde. Und da haben wir ein Jahr lang gelebt, aber davor haben wir mit Eltern zusammen gelebt. Meine Eltern – mein Vater ist Schweißer in…, oder Schweißer sage ich – er hat in der Türkei Schweißer als… er hat sein eigenes Geschäft gehabt und er hat…
MA: In welcher Stadt waren Sie?
TB: Das war in Antep. Er hat in Antep einen Schweißer gehabt und er musste das alles auflösen und mit meiner Mutter und kleiner Bruder hier in Deutschland kommen.
MA: In welchem Jahr sind die gegangen?
TB: Mhm?
MA: In welchem Jahr sind Ihre Eltern…
TB: Da war [19]88 oder 87 musste es sein. 88, 87 zwischen. Weil wir haben ein Jahr, eineinhalb Jahr getrennt gewesen von meinen Eltern. Und da mussten wir in der Türkei leben mit unseren Omas. Und danach haben unsere Eltern ganze Geschwister hier in Deutschland genommen, davor haben wir in Freiburg gewohnt. Dort waren wir mit eigene Wohnung, heißt es wir haben ganze Familie wieder zusammen gekommen, nur meine große Schwester konnte nicht, weil sie war älter, konnte sie nicht so leicht kommen.
MA: Wie war das damals so mit der Familienzusammenführung, gab es da Probleme, oder war das einfach, dass Sie hier…?
TB: Wo ich erst mal in Deutschland gekommen bin?
MA: Ja.
TB: Ich habe so geweint ganze Zeit, weil ich habe immer gesagt, die Deutsche haben meine Eltern weggenommen, und die haben sich hier eine Roboter hingestellt. Weil wir haben ein Jahr lang nicht gesehen, richtig nicht so richtig telefoniert, und auf einmal sehe ich meine Mutter und meinen Vater und wo die Mama geschrien[???] oder geschickt hat, wir konnten das nicht akzeptieren, weil wir haben die Leute so, die Eltern so vermisst und wir konnten die Sache nicht akzeptieren. Und wir haben immer so als Geschwister in die Ecke gegangen, geweint. Meine Eltern sind nicht mehr da, die sind ganz andere Menschen, wo sind die… weil wo wir erste Mal in Deutschland gekommen, in Freiburg war das so eine – wie sagt man es auf Deutsch?
MA: So eine ganz andere Welt?
TB: Ganz andere Welt, es ist kein… keine Leute ist auf der Straße, keine türkische Leute, nur meine Eltern und wenn wir rausgehen, kennen wir keinen. Es war so hartes Zeit gewesen, wo auch die Eltern mit uns geschimpft haben damals gewesen und haben wir immer gedacht nein, wir sind anderswo und die sind Alien oder so, die Deutschen haben die Eltern weggenommen. Wir sind klein, wir sind elf, zwölf Jahre alt. Ich war elf Jahre alt, elfeinhalb, meine Schwester war zehn Jahre alt. Und wir haben ganz in der Ecke geweint: Wo ist mein Mama, wo ist mein Papa, ganze Zeit. Weil wir haben nichts… Wir haben etwas anderes erwartet, wie in der Türkei ganze Familie, lustig, das war ganz anders.
MA: Warum musste eigentlich Ihr Vater das Geschäft zu machen, wo Sie sagen, er musste dann…? Lief das finanziell nicht gut oder waren da andere…?
TB: Eigentlich ist er Kurde, er hat andere Seite ein Problem gehabt als kurdischer Mann, weil er konnte nicht seine richtige Arbeit bekommen. D.h. wenn er – wie sagt man das auf Deutsch – seine Auftrag bekommen hat, hat er immer Schwierigkeiten gehabt, weil die Auftraggeber hat immer gefragt, wie und was… Und wo die Leute anderen Seite gehört haben wir sind Kurden, lieber nicht abgeben das Auftrag und haben sie anderen Leuten gegeben. Einmal das, einmal finanziell, beide wenn ich ehrlich bin. Und beide, finanziell war nicht so gut, weil kein Auftrag gekommen, er musste Geld verdienen für die Familie. Das war so schwer gewesen und daher haben wir entschlossen, weil meine Tante sind hier, ganz ganz frisch - über 45 Jahre sind sie jetzt hier - und von denen her sind sie hier in Deutschland gekommen.
MA: Und da, wo Ihr Vater geboren ist oder wo Sie gelebt haben, da gab es auch… war es so gemischt von der Bevölkerung?
TB: Ja, ja, es war gemischt. Es war Kurde gewesen, es war Türke gewesen, das war ganz gemischt gewesen, auch wo wir in der Schule waren. Eigentlich habe ich auch in der Schule nie gesagt, dass ich Kurde bin, das… von Eindruck her, von über den Familie oder Umgebung, man sagt nicht so offen, dass du Kurdin bist. Man denkt, wie werden sie mit mir behandelt oder werden sie was sagen, lieber habe ich nie gesagt, dass ich ein Kurde bin. Wenn von Umgebung ganz nahe Freundschaft oder Familie wäre, dann wissen sie es, aber Umgebung so nicht, wissen die nicht, dass ich Kurde bin. In der Türkei, hier sage ich es.
MA: Und in der Familie haben Sie dann auch Kurdisch gesprochen oder hauptsächlich Türkisch?
TB: Meine Mutter und mein Vater haben Kurdisch gesprochen, wenn sie was versteckte gesprochen hätten, wenn sie das…
MA: Vor den Kindern?
TB: Genau, wenn wir nicht was wissen sollten, dann haben sie Kurdisch gesprochen.
MA: Okay, ansonsten so durch die Schule usw., war dann Türkisch?
TB: Genau. Wir haben nur Türkisch gesprochen, weil die Eltern wollten… die haben mit uns Kurdisch gesprochen, aber das ist nur zu Hause, und wir haben nur ein paar Wörter mitgenommen, mehr konnten wir nicht. Und die wollten auch nicht mehr Kurdisch sprechen, weil wir nur Türkisch sprechen. Weil für uns war auch sehr schwer: Mama, was sagst du? Und Mama ärgert sich, weil wir sie nicht verstehen, und dann redet sie das Wort auf Türkisch, d.h. immer auf Türkisch gegangen. Und manchmal reden die Mamas und die Familie, wenn ich in der Türkei bin, die großen Älteren – z.B. meine Oma spricht Kurdisch und ich verstehe nicht, große Augen, ich mache so: Mhm, okay, Oma, okay Oma… Mama! Okay Oma, Mama.
MA: Und sie spricht dann auch kein Türkisch, die Oma?
TB: Ganz wenig, ganz wenig.
MA: Ja ja ja, das war die Generation vorher, die haben...
TB: Und die spricht nur Kurdisch, genau.
MA: Ja. Ja okay, und dann haben die… hat der Vater und die Eltern entschieden eben nach Deutschland zu der Schwester, die in Freiburg dann auch war?
TB: Genau, genau. Nein, meine Tante ist in Mannheim. Wir sind erst hier in Mannheim Besuch gekommen.
MA: Ihre Eltern dann.
TB: Genau. Und danach mussten sie Asylbewerberantrag stellen.
MA: Weil damals konnte man ja als Arbeiter gar nicht mehr kommen.
TB: Genau, genau. Und sie haben Asylbewerberantrag gestellt und da waren sie in Freiburg, als das…
MA: Wurden sie zugeteilt?
TB: Genau, zugeteilt auf Freiburg.
MA: Ah, okay.
TB: Da sind sie geblieben dann. Dann haben sie später in ein paar Monaten haben sie gesagt, dass sie eine Wohnung bekommen haben, für die. Und da haben sie in einer Wohnung gelebt, die ist in Feldberg gewesen, Freiburg in einem Dorf, Feldberg, gewesen. Und die haben in einer Wohnung gelebt.
MA: Und hat das damals lang gedauert mit dem Asylverfahren der Eltern oder…?
TB: Das hat lange gedauert, das hat ungefähr 5-6 Jahre gedauert. Hat lange gedauert.
MA: Bis dann der Status von…
TB: Genau.
MA: Klar. Aber Sie durften dann inzwischen aber kommen, früher dann schon kommen?
TB: Genau, weil die haben diese Antrag gegeben, weil die Kinder – weil wir auch klein waren, konnten wir ganz leichter kommen. Aber meine große Schwester konnte nicht so leicht kommen, sie musste…
MA: War sie dann schon über 18?
TB: Mhm, sie musste schwarz kommen dann hierher, meine ältere Schwester ist schwarz gekommen in Deutschland. Das muss ich sagen, weiß ich nicht wie das auf Deutsch oder auf anderen Seite, die das hört, weiß ich auch nicht, aber so in Themen gehe ich rein, aber zu gucken, wo das nicht richtige Sache kommt. Weil sie ist auch jetzt hier geheiratet gewesen, sie hat hier zwei Kinder.
MA: Hat sich inzwischen, hat sie ihren Status verbessern können oder hat sie dann inzwischen ihren Status, eine Aufenthaltserlaubnis?
TB: Sie hat auch Aufenthaltserlaubnis bekommen.
MA: Ja ja.
TB: Ja ja. Sie hat auch Asylantrag gestellt und dann hat sie auch den unbefristet bekommen.
MA: Von daher ist ja jetzt alles [lacht].
TB: Genau, nein, nein nein. Wir haben alle in der Familie, jetzt haben wir alle unbefristet, alle haben wir unbefristet.
MA: Und das heißt, Sie waren dann hier, mit elf, und wie war das dann so mit der Sprache? Sie haben ja schon gesagt, dass es erst mal Schock war, und mit der Sprache dann?
TB: Es war schwer. Wir mussten anfangen zur Schule, ich mit meiner Schwester und wir haben so gelbe – wie sagt man auf Deutsch das – dieses Sprachbuch, oder wie heißt das nochmal?
MA: Das so ein Lexikon…
TB: Lexikon, genau, so gelbe Lexikon haben wir bekommen. Der Lehrer, das war ein Herr gewesen, der Lehrer spricht und ich kann ihn nicht verstehen. Der schreibt an die Tafel, ich kann ihn nicht verstehen. Das hat einen Monat gedauert und da haben sie geguckt okay, das klappt nicht. Muss ich einen Unterricht nehmen nur deutsche Sprache zu bekommen. Und dann waren wir mit meine Geschwister ein Jahr lang, z.B. zwei Stunden haben wir Unterricht bekommen, aber 3-4 Stunden haben wir Deutschkurs gegangen. Das haben wir geteilt so. Wir sind auch in der Klasse geblieben, auch in den Sprachkurs gegangen. Ein Jahr hat das so gedauert.
MA: In welche Klasse wurden Sie damals dann eingeschult?
TB: Damals war siebte Klasse.
MA: In die siebte Klasse.
TB: In die siebte Klasse war ich. Aber die siebte Klasse musste ich wie auch Sprachkurs auch Unterricht mitmachen. Unterricht konnte ich nicht mit viel machen, aber ich musste dabei sein. Und mit achte Klasse habe ich richtig angefangen – Entschuldigung – mit Unterricht mitmachen. [Handy klingelt] Ich mache das leise. Dann mit achte Klasse habe ich angefangen zu Unterricht mitnehmen. Die Sprache war auch mehr gut geworden, auch Freunde haben wir bekommen. Aber einfach dieses Jahr war für uns sehr schwer, weil die Freundinnen die nehmen uns nicht, die sprechen mit uns nicht, aber die lachen ganze Zeit. Und wir verstehen die Sachen nicht, warum lachen sie, und da haben wir uns zurückgehalten. Wir konnten nicht richtig mit anderen Kindern kommunizieren, wir waren ganze Zeit alleine, auch im Pausenhof alle Kinder haben gespielt und wir mussten in der Ecke mit unserem Brot kucken einfach. Es war eine harte Zeit gewesen für uns.
MA: Gab es da keine anderen türkischsprachigen Kinder?
TB: In diesem Dorf war türkische Kinder so wenig, überhaupt gar keine gewesen. In diesem Schuljahr war das nur eine, und die war klein gewesen. Weil damals war so wenig glaube ich die Ausländer hier in Deutschland gekommen, war 88 oder waren mehr, oder unsere Dorf war zu wenig.
MA: Dort wo Sie waren, waren so wenig.
TB: D.h. wo wir in dem Dorf gelebt haben waren wir nur einzige selber Ausländer, gar keine Ausländer.
MA: War das da so zugeteilt Ihren Eltern…?
TB: Ja, von der Stadt her. Die geben Wohnung für denen.
MA: So lange das Asylverfahren läuft.
TB: Genau. Und sie können jetzt in der Wohnung mit ihrer Familie zusammen wohnen, dort können sie warten, bis ihre Rechte klar kommt.
MA: Okay, okay.
TB: Aber in diesem Dorf war gar kein Kind, und wir mussten zwei Dörfer weiter fahren mit Zug, dass wir zur Schule gehen.
MA: Okay, auch noch.
TB: Das war auch eine Hölle, das war ein Erlebnis. Ich und meine Schwester verstehen ja sehr wenig, und wir haben auch Ticket gehabt, wir wissen nicht, wie man die Ticket kauft oder so, aber wir haben den Ticket gehabt. Wir halten ganz fest, weil wir haben Angst, wir zählen welche Haltestelle wir aussteigen sollten. Und die Kinder… unsere Haltestelle ist gekommen, wir sind aufgestanden, sofort vorbereitet den Tür, weil damals die Zügetür muss man so stark runterziehen, dass man die Tür aufmachen kann.
MA: Ich erinnere mich, ja.
TB: Es war ganz schlimm gewesen und wir haben so Panik bekommen, wenn der Zug weiterfährt. Wir haben keine Sprache und wir kennen nicht, was werden wir machen. Deswegen waren wir in dieser Zeit so aufregend, sie können nicht vorstellen diese zehn Minuten oder halbe Stunde, wo wir bis nach Hause gehen, unsere Herzen so klopfen, weil wir wollten nicht weiter fahren, weil wir kennen nicht, und den Sprache haben wir auch Probleme. Die Kinder sind rausgegangen, wir warten bis die Kinder rauskommen, wir können auch… die haben die Kinder Tür zugehalten. Die haben einfach zugehalten. Meine Schwester hat angefangen zu weinen, ich fange an zu weinen, ich trete die Tür, bitte mach auf, mach auf, mach auf! Auf Türkisch sage ich es, weil in diesem Moment kommt mir die Sprache nicht in Kopf, und ich weine, ich schreie, und da hat es die Schaffner kommt raus, ganze Zeit macht die Beobachtung die Tür. Er hat die Tür aufgemacht, sind wir rausgegangen. Und da haben wir gesessen ganze Zeit geweint. So zehn Minuten haben wir geweint zusammen und es war so schlimm. In meinem Leben so richtig anzukommen… Du bist 11 Jahre, 12 Jahre, du hast keine Sprache, die Kinder machen dir Scherz, die machen den Tür zu und du weißt nicht, wo das so geht. Und wir sind sofort nach Hause gegangen und haben erzählt und da haben wir gesagt, wir wollen nicht mehr zur Schule gehen. Wir wollten nicht. Und eine Woche lang sind wir zu Hause blieben, aber mussten wir nochmal zur Schule gehen. Mama hat gesagt: „Nein, ihr müsst dahin gehen, wegen Sprache“. Die haben unsere Kleider gelacht, die haben unsere Haare gelacht, weil wir so schwarz sind und das war Zeiten gewesen. Weil die Leute kennen ja auch nicht den Ausländer, weil ich kann sie ein bisschen verstehen, weil wenn ich auch so jemand so sehe ganz anders ist, dann kucke ich auch. Aber Kinder sind wirklich, wirklich gefährlich und gemein.
MA: Kinder sind grausam, ja ja.
TB: Ist sehr gemein.
MA: Das stimmt, ja.
TB: Die haben uns ganze Zeit gelacht und wir haben auch kein Sprache gehabt. Aber eineinhalb Jahre später haben angefangen so wenig, wenig Freunde zu bekommen.
MA: Waren das dann deutsche Kinder?
TB: Deutsche Kinder, deutsche Kinder. Haben wir angefangen so Freunde zu bekommen und wir sind auch zu eine Art gekommen, jetzt sind wir Deutsche geworden. Warum? Weil wir mit den Deutsche so in die Ecke gehen, weil damals – wenn ich ehrlich bin, sagen sollte weiß ich nicht – die haben immer so kleine Sekt getrunken. Alkohol weiß ich nicht, ich kenne Alkohol nicht. Und ich muss ja als Freundschaft zu behalten, muss ich mit denen mitmachen. Verstehst Du?
MA: Ja ja.
TB: Und daher die haben… ich bin mit denen gegangen so in der Ecke so ein Schluck nehmen, ah ich habe getrunken, aber ich bekomme so Angst, dass ich den Schluck genommen habe, dass ich betrunken werde oder dass ich ganz schlimme sagen werde, aber ich habe mit dem Schluck sage ich: Ah, das ist toll. Aber damals ich konnte den Freunden nicht erzählen, weil ich will den nicht von mir weggehen, ich habe mitgemacht mit denen. Wir haben immer so gedacht: Ich bin Deutsche, ich bin Deutsche. Du bist nicht Deutsche. Du fühlst dich da, du hast ein kleine Gefühl bekommen, dass die dich rangenommen hat, und das war die Zeit. Ich kann mir das, wenn ich so überlege, es war zwei, drei Jahre wirklich harte Zeit gewesen.
MA: Hört sich… gut, dass Sie zu zweit waren zumindest mit Ihrer Schwester?
TB: Ja. Wir sind vier Geschwister, vier Mädchen, zwei Jungs, auch zu Hause. Und zu Hause war für uns wie eine Himmel…
MA: Ja, war so ein halber…
TB: Genau.
MA: ...nicht Kindergarten, da waren sie schon zu alt, aber sie hatten schon so ein bisschen dann…
TB: Genau. Weil zu Hause haben wir so frei gewesen, weil unsere Sprache war da, meine Eltern… wir wollten von der Wohnung nicht rausgehen, weil wir keine Sprache hatten. Und es war für uns war ganz, ganz schlimm gewesen, wenn wir rausgegangen, weil wir kennen nicht. Und wenn wir rausgegangen waren, haben wir immer nur zusammen zwei gespielt oder drei gespielt mit Geschwister. Und das war auch andere Seite, wenn ich mir so denke, wenn ich alleine gewesen wäre, da war richtig Hölle gewesen.
MA: Dann wäre es richtig, richtig… ja, ja. Von daher gab es da zumindest ein bisschen...
TB: Es war schlimm.
MA: Und wie lange waren Sie dann da oder…?
TB: Wir sind zwei, drei Jahre dort geblieben und danach Villingen-Schwenningen gegangen. Das ist mehr große Stadt gewesen und mehr noch Türken, mehr nicht sondern für uns war eine richtige deutsche Leute, das sind ungefähr sagen wir 100 türkische Leute gewesen damals, aber für uns war: Ah, mein Gott, Türke, türkische Laden, türkische Essen! Das war alles für uns richtig schön gewesen. Und da habe ich angefangen neunte Klasse zu machen und mit meine Sprache hat man gesagt, ich kann neunte Klasse anfangen und ich habe auch mit meinem Hauptschulabschluss 3,5 bekommen auch wenn ich die Sprache habe. Das war gute Zeiten, wo ich denke…
MA: Und da sind Sie hingegangen, weil haben da Ihre Eltern Arbeit oder aus welchem Grund..
TB: Arbeit gefunden, genau. Von – wie sagt man – die laden doch alle Ausländer in eine Stelle erst. Da haben sie eine Kontakt gehabt mit anderen Freunden und die haben sie immer kontaktiert mit telefonisch, und die Leute haben gesagt: Okay, kommt doch hierher, wir sind hier alle voller Türken, was macht ihr alleine dort, wir finden euch hier Wohnung und Arbeit. Da sind wir dann auf diesen Villingen-Schwenningen gekommen.
MA: Okay.
TB: So sind wir da. Und dann haben wir auch mit der Schule angefangen mit allen Kindern. Mein Vater hat angefangen zu arbeiten und meine Mutter hat Putzarbeit gemacht.
MA: Konnte er dann auch in seinem Beruf arbeiten, als Schweißer?
TB: Nein. Nein. Weil er Sprache Probleme hatte. Er hat Sprachprobleme, er hat… ein paar Mal zur Baustelle gegangen, zur Baustelle arbeiten, und später hat er angefangen seine Beruf zu geben, Beruf zu arbeiten, aber der Arbeitsmarkt… er musste Sprache bekommen, anders geht nicht. Und da hat er es gelassen, weil in diesem Alter zu Sprachkurs zu gehen und zu lernen hat nicht funktioniert. Und in diesen Zeit hat er angefangen, Laden zu öffnen, Kebap-Laden, haben wir angefangen. Wir haben einen Kebap-Laden eröffnet und mein Vater und meine Mutter hat angefangen im Kebap-Laden zu arbeiten, wir sind in der Schule. Ich habe mit meiner Ausbildung angefangen, Kinderpflegerin, aber musste ich aufhören damals, mein Ex-Mann nicht erlaubt hat. Damals war ich verlobt gewesen, meine Schwester geheiratet, gegangen und ich war die Zweite und ich bin auch verlobt geworden, und damals…
MA: In Deutschland dann?
TB: Hier in Deutschland.
MA: Jemanden aus Villingen-Schwenningen?
TB: Genau, Villingen-Schwenningen. Er war hier in Deutschland geboren gewesen, er hat aber keine Ausbildung, keine Schulabschluss gehabt. Aber trotzdem hat er gearbeitet.
MA: Und den hatten Sie dort kennen gelernt?
TB: Dort kennen gelernt, genau. Dort kennen gelernt, und mein Vater hat immer gesagt, dass ich jung bin, ich sollte nicht heiraten. Aber damals war auch ein bisschen familiärische Probleme gewesen, weil wir sind in Schwenningen gekommen, alle hat bisschen Freiheit bekommen. Verstehst Du?
MA: Mhm.
TB: Und da war, jeder hat sich in einem Ecke gegangen. Jeder hat sich was gesucht. Damals hat mein Vater eine Geliebte gefunden. Ja. Und da hat mein Va… meine Mutter war richtig am Ende, weil denken Sie mal, Sie sind nach Deutschland gekommen, keine Türke, du konntest selbst nicht leben und den, das, und Schwenningen jetzt noch 100 Menschen. Trotzdem für uns war große Leute. Türkische Laden, türkische Umgebung, und du hast dich ein bisschen frei gefühlt. Was machst du dann? Dann fühlst du dich ander so hinzugehen. D.h. du suchst dir was anderes. Auch bei Kinder, auch bei die Eltern ist es. Nur meine Mutter, meine Mutter war die ganze Zeit zu Hause.
MA: Ach so, sie war… hat da den Haushalt gemacht und…
TB: Nur zu Hause und Kinder. Genau. Wir haben unsere Freunde gefunden, wir sind rausgegangen. Mein Vater hat eine Geliebte gefunden, rausgegangen. Und sie hat sich zwei Kinder, kleine Kinder gehabt damals war eine…
MA: Die zwei Jungs noch?
TB: Zwei Jungs, die später gekommen sind. Sie hat nur noch zu Hause beschäftigt gewesen. Sie konnte immer noch nicht die Welt erleben, was das heißt. Sie ist nur zwei Stunden Putzarbeit gegangen und wieder nach Hause und wieder kochen, putzen, aufräumen und vorbereiten. Für sie war die Leben glaube ich noch Höllerer. Und damals war in der Türkei konnte sie auch zu sein Schwester gehen, ihre Schwester, oder Freundin gehen. Aber in Deutschland war das so schwer gewesen.
MA: Dann neue Kontakt da zu finden.
TB: Genau. Und sie musste auch ganze Zeit zu Hause alles viel mitmachen und hat es auch so schwer gewesen. Wir haben auch geholfen, ist kein Problem, aber wenn ich ehrlich bin, wenn ich so denke, waren wir auch ein bisschen egoistisch als Kinder, wir haben nicht so...
MA: Naja, so als Jugendliche in dem Alter ist man ja so in seinem…
TB: Genau. Ich habe meine Freunde, ich gehe raus, ich bin mit meine Freunde zusammen. Wir haben auch nicht in an die Mutter gedacht. Wo mein Vater mit der Geliebte hatte und da war ich verlobt gewesen. Er wollte mit ihr Geliebte zusammenleben, er wollte uns lassen.
MA: War sie dann auch, war sie Türkin?
TB: Sie war auch Türkin. Auch in Schwenningen, eine Türkin gewesen, und… ja, das war auch wieder eine harte Zeit, weil du kommst von eine harte Zeit in eine leichte Zeit, du denkst: Okay, es wird alles leicht, ich habe jetzt keine Schwierigkeiten, auch mit meine Sprache habe ich kein Problem mehr. Aber meine Mutter hat wieder erlebt, auch ganze Familie, wie der Vater fremdgegangen ist und zu Hause ein Hölle, richtig Hölle gewesen. Weil die Mutter und Mutter ganze Zeit gestritten hat, Vater immer geschrien hat und weggegangen ist, meine Mutter immer die ganze Zeit geweint hat. Zu Hause ist richtig gebrochen gewesen.
MA: Ja.
TB: Da war wieder was anderes, weil die sind ihre Sachen nie gefunden. Die sind ihre Gefühle nie gefunden, die sind ihre… sie haben ihre Leben nie gefunden, wo sie hier gekommen sind. Aber sie haben trotzdem gekämpft in Deutschland, dass sie hier leben können. Auch mit der Umgebung leben können. Sie haben auch mit viel gemacht, sie haben auch ihre Kleider geändert, ihre Sprache geändert, ihre Umgebung geändert. Aber von innerlich konnten sie nicht ändern.
MA: Wie alt waren die Eltern, als sie gekommen sind, sie müssen ja dann auch schon um die…
TB: 43 war glaube ich so. Weil mein Vater ist jetzt, nein, 55. Meine Mutter ist 52.
MA: Das war ja dann vor 30, nein…
TB: Über 30, 31, 32 Jahre war das.
MA: Ja dann waren sie so Anfang 30, Ende 20, Anfang 30…
TB: Genau. 30, 40, zwischen beide war das 30, 40 zwischen. Die wussten auch nicht, wie sie in Deutschland leben sollten. Sollten sie in deutsche Generation gehen oder türkische Generation gehen? Wir haben viele Sachen nicht Erlaubnis bekommen, z.B. Schullandheim. Wir haben gebettelt: Mama, Papa, bitte! Mein Vater hat gesagt: Nein, ihr dürft da nicht, weil wir Türken sind. Als Mädchen dürft ihr nicht. Einmal hat – erinnere ich mich – meine Schwester… ich war, ich durfte auch nicht, das war gegessen, und meine Schwester sollte auch nochmal Schullandheim gehen, und die Lehrer extra so zu uns nach Hause gekommen, mit meinem Papa zu reden. Und mein Vater hat gesagt: "Nein, geht nicht, geht nicht, geht nicht, meine Tochter nicht", so gesprochen. Die Frau erzählt ganze Zeit: "Ich werde sie sehr gut aufpassen, sie wird bei mir schlafen, ihr wird nichts passieren." - "Nein, nein, nicht gehen, nicht gehen!" So hat er gesprochen mit den Lehrern. Und dann haben wir in Zimmer reingegangen meine Schwester hat ganze Zeit geweint, warum dürfen wir nicht. Z.B. auch wenn in Schwenningen viele Türken waren, durften wir auf einmal nicht rausgehen, wir mussten auch ganze Zeit kucken wo wir hingehen, mit wem wir hingehen, mit wem wir reden oder was meine Freunde so haben.
MA: Und das heißt dann die Möglichkeit raus zu kommen, war halt sich zu verloben und...
TB: Genau. Man rennt raus.
MA: Um, um..
TB: Genau. Du findest eine Stelle, eine Lücke, dass du rauskommen kannst, also von meine Seite war meine Lücke, 100% sage ich das, war die Verlobung. Weil ich wollte von diesem Haus raus, weil ich sehe draußen alle lachen, alles schön, spazieren gehen. Wo du jünger warst, wolltest du das haben, und zu Hause bekommst du nicht. Immer so Druck und die Familie haben immer Streit, Kinder schreien alle viele und ich will nach draußen gehen. Da habe ich meinen Fehler gemacht, ich habe meinen Ex-Mann geheiratet gewesen. Mein Vater hat immer so Druck gemacht: "Du bist jung, du sollst nicht heiraten" – dies und das, aber ich habe nicht gehört.
MA: Wie alt waren Sie, als Sie...
TB: Da war ich 18, 19, wo ich verlobt war, und zwischen ein Jahr nicht mal gedauert wo ich verlobt war und dann habe ich geheiratet gleich.
MA: Und dann haben Sie die Ausbildung, die Sie hatten, aufgehört?
TB: Er hat nicht erlaubt. Er war auch so ein Türke, auch in Deutschland gewohnt, aber zurückgehalten. Ich durfte nicht…
MA: Auch kurdischer…
TB: Nein, er war richtig Türke, er war Türke. Ich durfte nicht mit Freunde rausgehen, ich durfte meine…
MA: Statt der Freiheit kommt dann eine neue…
TB: Der nächste Ort, das war richtig Hölle. Weil, ich habe gedacht, ich renne von Familie, aber ich habe noch schlimmere Hölle reingekommen. Weil bei ihm war das ganz ganz ganz schlimm. Ganz schlimm. Nicht wie meine Elternhaus. Damals wenigstens konnte ich paar Stunde rausgehen, aber bei ihm…
MA: Und was war so seine Begründung, warum, weshalb?
TB: Er ist eifersüchtig. Ich soll meine… Was hat er gesprochen? - meine Augen sollen nicht eröffnen. Dieses Wort hat er mir gesprochen. Was sollte der Augen geöffnet sein. Er denkt – wie soll ich sagen – er ist hier geboren eigentlich, aber er zurückgehaltener Türken, richtig Dorfmensch war er. Ich durfte mit Männern nicht reden, in meine Wohnung durfte keine Männer kommen. Ich durfte auch meine Cousins nicht umarmen, weil das auch ein Mann war, und ich durfte auch nicht meine ganze Zeit Familie gehen, weil wenn ich in Familie gehe, da habe ich Freiheit, kann ich machen, was ich will. Durfte ich auch nicht. Ich musste ganze Zeit zu Hause bleiben und er hat ganze Zeit mich beobachtet. Er hat auch nicht, nie richtig gearbeitet. Ja. Und das war richtig angefangen so Hölle erleben.
MA: Glaube ich.
TB: Das war die Zeiten für mich, 14 Jahre lang. Ich habe auch ganz totale, schlimme Schläge bekommen habe, richtig Hölle gewesen. Ab dem fünften Jahr habe ich mich, so gesagt, du wirst von dieser Wohnung nicht mehr raus gehen, lass es, leb so. Weil davor habe ich immer gekämpft, ich habe immer gestritten, geschrien, ich habe Schläge bekommen, ich wollte immer rausgehen. Wo ich gekämpft habe, er ist immer mehr Druck gemacht. Wo ich gekämpft habe, er hat immer mehr Druck gemacht. Und dann nachdem wo ich verheiratet, nach dem fünften Jahr, habe ich gesagt nein, ich kämpfe nicht mehr. Ich lebe so, wie ein Stein. Ich koche, putze, wie Mama. Ich koche, putze, den Kleine aufpassen, wann er Milch, Brust kommt. Essen vorbereiten. Bin richtig eine türkische Frau gewesen.
MA: Und seine Familie, war das normal irgendwie, oder war er da extrem?
TB: Bei seine Familie war normal. Weil der Schwiegervater hat auch das gleiche Theater mit meiner Schwiegermutter gemacht. Aber Tatsache ist der, die Schwiegermutter sagt: "Ich habe auch so was erlebt, es ist normal, du musst auch so leben."
MA: D.h. er hat dann imitiert, was er von seinen Eltern kannte...
TB: Genau.
MA: …hat er dann so nachgemacht.
TB: Genau. Sie hat nie erlaubt, dass ich Schläge bekomme, aber trotzdem hat sie ihren Sohn so gehetzt: "Lass sie nicht alleine, lass sie nicht rausgehen, lass sie nicht so machen, lass sie nicht so machen."
MA: Und von der Kleidung, konnten Sie sich dann so ganz normal kleiden irgendwie?
TB: Ganz normal kleiden, aber ich durfte nicht den Busen, den Busen hier, es musste zu sein, und so – wie sagt man das auf Deutsch…
MA: Keine Träger…
TB: Tops, Träger, konnte ich nicht raus anziehen. Mini darf ich nicht anziehen. Das war auch zu Hause so ähnlich gewesen, d.h. von daher mit den Kleidern habe ich kein Problem gehabt, weil ich habe mich so dran gewöhnt habe, wenn ich ehrlich bin, weil von der Vater her ich durfte auch nicht so Mini anziehen, Top anziehen, das anziehen. Weil den freizügigen Geschmack hatte ich nicht bekommen, von zuhause nicht und auch vom Mann hatte ich nicht bekommen.
MA: Und dann haben Sie Ihr Kind bekommen, in welchem Jahr der Ehe, relativ früh dann?
TB: Ja, ja. [19]96 habe ich den, 95 bin ich geheiratet gewesen und dann habe ich gleich meinen Große[n] bekommen.
MA: Also Sie haben zwei oder…
TB: Zwei Kinder, einer ist 15 Jahre alt.
MA: Okay.
TB: Aber ich habe inzwischen sehr hartes… den ganzen Jahr Sachen erlebt, habe seither und wollte ich gar keine Kinder mehr haben. Weil das erste Jahr, warum ich den Kind bekommen habe, ich war auch klein gewesen, und zweitens habe ich so einen Druck bekommen, dass ich nicht schwanger werden kann. So eine – wie sagt man das – auf dein Name Schmutz gekommen, von Schwiegermutter her. Sie ist nicht fruchtbar, heißt es, sie kann…
MA: Fruchtbar, ja.
TB: Genau, sie kann kein Kind geboren.
MA: Aber Sie haben doch…
TB: Wir sind ganz frisch geheiratet gewesen.
MA: Achso, und die wollten dann…?
TB: Sofort das Kind. Und ich so, ich verstehe sowieso… weil bei die Elternhaus erzählt man so was nicht. Mein Kind nur von der Schule her, wie man schwanger ist, und was man… und das ist auch kurzes Geschichte in der Schule, weil in der Familie, von der Mutter her…
MA: Also hatten Sie überhaupt keine Aufklärung?
TB: Nein, das bekommen wir nicht. Von der Mutter her bekommen wir so was nicht, weil sie hatte auch von der Mutter nicht bekommen. Es ist Schämheit, es ist verboten, das darf man nicht, das sollte man nicht erzählen. Auch die ganz intime Sachen durften wir auch mit der Mutter nicht reden. Und als Geschwister.
MA: Und ihr Mädchen untereinander?
TB: Geschwister untereinander haben wir gesprochen, genau.
MA: Unter Mädchen dann.. jaja.
TB: Ja, da haben wir… weil die älteste Schwester hat was erlebt, wir konnten von ihr was erlernen. Verstehst Du?
MA: Mhm.
TB: Von daher haben wir mehr von ihr das bekommen als… auch die Kleinigkeiten. Sie ist auch verheiratet gewesen, auch von zu Hause weggegangen, aber wir haben telefonisch von ihr was bekommen. Wie mache ich… weil ich habe sie gesehen, es ist mir leid, es wird nicht geschrieben glaube ich, das war wo ich mein erste Busen größer geworden, ich habe Angst bekommen, oder ich…
MA: Das ist das.. ja ja.
TB: Verstehst Du, weil du kannst nicht zu deiner Mutter gehen und was machst du? Du gehst zu deiner Schwester. Du erzählst ihr und dann erzählt sie mir, wie sie gemacht hat. Sie war auch so… hat gemacht. Weil sie wusste auch nicht, wie das geht. Sie hat aber alleine geschafft, und jetzt hat sie für mich was gegeben, und ich musste meine Schwester abgeben. Das war so gewesen. Auch bei der Schwiegereltern war das ganz schlimm und es war die Zeiten, wenn ich so überlege, weh, harte Zeiten gewesen.
MA: Ja und dann kam das Kind und dann waren Sie erst mal mit dem Kind beschäftigt...
TB: Genau, und da war Kind da und ich habe mich nur noch auf den Kind gekümmert. Ich habe mich auf ihn fixiert. Anziehen, essen, weil ich durfte nicht rausgehen, ich durfte keine Freunde bekomme, und ich durfte auch nicht Besuch gehen. Ich durfte auch alleine nicht zur Stadt gehen ohne ihn.
MA: Sie sind dann immer zusammen irgendwohin gegangen, wenn...
TB: Ja, einmal in der Woche Einkaufen zusammen, Aldi oder Lidl.
MA: Wirklich?
TB: Ja.
MA: Sonst auch nicht so zu Besuchen oder…?
TB: Besuch konnten wir nicht, weil er hat auch gar keine Freunde gehabt. Er ist auch Einzelgänger gewesen, auch von seiner Art her. Und bei uns in der Familie hatten wir jede Wochenende Besuch bekommen. Bei diesem Familie war die Besuch ganz anderes Tabu, oder wir haben keine richtigen Freunde bekommen, dass jemand bei denen Besuch kommt. Bei mir zu Hause war überhaupt gar keine Besuch da. Ich war froh, dass meine Geschwister kommen konnte.
MA: Die durften dann zumindest.
TB: Arm, arm[???].
MA: Auch nicht so wie sie wollten.
TB: Nein. Damals hat ja so ganze Zeit gedacht, wenn ich mit meiner Schwester denke, weil er ist richtig schlimme Mann gewesen. Er hat mich auch geschlagen. Dass meine Schwester mich so sieht, so von ihm weg zu nehmen, deswegen hat er nie erlaubt. Nie erlaubt, dass ich mit denen zusammen alleine werde. Er hat dann auch wo der Große gekommen ist, habe ich angefangen auf ihn nur aufpassen, also ich habe mich nur noch um ihn gekümmert. Kindergarten, und er ist auch ein bisschen mehr freizügig geworden, weil ich allein in den Kindergarten durfte.
MA: Eben. Ich wollte grad sagen, weil da muss man ja das Kind dann rausbringen, man muss es ja spazieren fahren.
TB: Er war faul gewesen. Wir waren nicht spazieren, aber ich musste den Kleinen zum Kindergarten bringen, und daher konnte ich alleine bringen. Und da hat er angefangen, mich so bisschen frei zu lassen. Ich durfte auch mit der Schwiegermutter Einkaufen gehen, auch mit der Schwiegermutter einkaufen, oder auch ganz kurz auch alleine rausgegangen hat er mich sofort angerufen: "Wo bist du, ich komme zu dir." Aber wenigstens für mich war auch so eine Art Freiheit.
MA: Verbesserung, ja.
TB: Okay, auch wenn ich ein paar Schritte hatte, dann hatte ich meine paar Schritte ohne ihn. Das war für mich da wie eine… das Kind Schritte lernt, das war draußen, du rennst von zu Hause weg und du bist mal in den Müller rein, und da darfst das nicht, alles das nicht, und jetzt bei den zu Hause in eigene Wohnung, konntest du gar nichts. Und für mich war das richtig schön gewesen die Zeit und wo der Große im Kindergarten angefangen hat, mit Schule angefangen hat. Und langsam mehr geworden. Aber sein Druck war immer bei mir gewesen. Ich war – wie soll ich sagen – okay, Schatz, du hast Recht, so Kleinigkeiten, Schritten so weiter gehen. Ich habe auch ein bisschen was gelernt, wie man mit dem Mann reden sollte, umgehen sollte. Ich war davor klein gewesen. Mit 19 geheiratet, du kennst gar nichts, und du kennst nicht mal deinen Mann und dann lernst du langsam, langsam. Ich bin auch mit meinem Großen gewachsen. Da musste ich sehr gut aufpassen, weil er hat nie erlaubt, dass ich Pille genommen, weil er wollte unbedingt ein paar Kinder von mir, und ich wollte es nicht. Wo ich damals meinen Großen hatte, habe ich mit dem Arzt gesprochen wie ich das machen könnte. Er hat mir nie… weil ich wollte mich binden lassen, ich wollte gar keine Kinder mehr. Ich durfte in diesem Alter nicht, ab 35 konnte man das, und er hat mir immer die Pille gegeben. Aber ich habe so… eine Pille habe ich, nicht vor seine Augen, aber es war in meine Schublade, okay er sieht, er hat gemeint, ich darf keine Pille nehmen. Okay ich nehme nicht, da steht sie, aber in der Ecke habe ich meine Pille genommen, weil ich wollte gar keine Kinder mehr. Letztendlich, mein 14 Jahre lang leben mit ihm zusammen war in dem 14. Leben mit ihm habe ich den Kleinen, schwanger gewesen. Ich habe ihn ganz spät erfahren, dass ich schwanger war. Eineinhalb später, eineinhalb Monat später habe ich erfahren, dass ich bei ihm schwanger war, und damals hat er so einen Druck gemacht mit mir, dass ich den Kind geboren sollte, weil das ganze 14 Jahre lang habe ich aufgepasst, habe ich ihm gesagt: "Geht nicht mehr. Weiß ich nicht warum, geht nicht mehr." Verstehen Sie? Und da hat er auch ein bisschen… auch wenn er so richtig Hölle gemacht hat, hat er andere Seite gesagt okay. Aber wo das Kleine – Gott sei Dank er ist gesund – aber ich wollte ihn auch abtreiben. Ich wollte ihn nicht haben. Ich habe versucht mit Verstecken, mit alles, das hat nicht geklappt. Weil ich durfte ja nicht. Dann habe ich gesagt okay, dann lasse ich. Dann habe ich ihn geboren im achten Monat, hat richtig angefangen wieder Hölle zu leben, weil das ganze achte Monat hat nichts gemacht, auch die Schwangerschaftszeit hat er nichts gemacht mit mir. Schläge, Streit, das hat er nicht mit mir gemacht. Den Schwangerschaft und den achten Monat. Ab dem achten Monat hat er angefangen wieder zu ihren Kopf, seinen Kopf so Film vorbereitet. Hat er angefangen zu streiten mit mir, richtig streiten, über mein Schwester, über meine Familie, die sollen nicht kommen, ich sag die sollen kommen, weil ich hab mein zweite Kind, sie sollen ja sehen, und ich habe meine Familie vermisst. Die Streit war ganz richtig schlimm gewesen, das hat in der Woche zwei Mal angefangen der Streit. Und mit Alican - der Kleinere – ist mit einem Jahr waren wir drüben bei ihm und ab dem zwölfte Monate habe ich da in diese zwei Tage waren wir Hölle streiten, richtig Hölle gestritten, und am Ende habe ich mir gedacht: Okay, nein. Mach das nicht mehr so und sag ihm einfach… weil ich, wenn ich mit ihm streite habe ich mir im Kopf gesagt: Sag ihm, du hast Recht Schatz, du hast immer Recht. Und dann habe ich an diesen Tag, wo wir richtig schlimm, blaue Augen, voll richtig ganz blau, überall Flecken, wo ich den Kinder gesehen habe, die schreien ganze Zeit, die weinen ganze Zeit, zwei Tage lang, miteinander. An diesem Tag, abends war das, vor morgens, bis um Acht haben wir gestritten, und die Polizei gekommen, ich musste sagen: Nein, wir haben kein Problem. Die Polizei ist gegangen.
MA: Die Polizei hatte jemand anders gerufen?
TB: Ja, die Nachbarn.
MA: Nachbarn?
TB: Ja, ja. Die Polizei kann ja nichts machen, wenn ich sage nein. Und dann habe ich angefangen von meiner Seite innerlich gesagt habe: Tülay jetzt du musst aufstehen. Denke richtig, so geht nicht mehr. Du hast mit dem Großen so was erlebt und lass den Kleinen nicht, dass er so was erlebt. Und dann habe ich, nachdem Polizei fortgegangen ist, habe ich gesagt okay, ich wasche mein Gesicht, das und das, und dann habe ich gesagt: "Schatz, sollen wir frühstücken?" Der kuckt mich so, was ist jetzt mit ihm. Auf einmal war das Streit und das, das Hölle, der so: "Okay, machen wir." - "Gut, Schatz, ich vorbereite den Frühstück." Zehn Minuten später war ich im Wohnzimmer, ich habe aufgeräumt, Tisch, Stühle, alles gebrochen. Habe gesagt: "Ali, kannst du bitte Brot kaufen gehen und Zigaretten auch." Der kuckt mich an so, und dann habe ich nichts gesagt. Und dann bin ich sofort Küche gegangen, und habe angefangen Frühstück zu vorbereiten, den Kindern anziehen, das vorbereiten, Essen vorbereiten. Da hat er gesagt okay, wenn ich nach dem Streit anfange zu putzen dann sagt er okay, die ist jetzt beschäftigt, ich hab mein Ruhe. Und dann habe ich angefangen Frühstück vorbereiten, putzen, das, und dann komme ich in Wohnzimmer: "Bist du noch nicht gegangen, Schatzi, komm jetzt schnell, ich habe den Tee schon gekocht, geh mal." Der so: "Okay, ich gehe dann. Brauchst du noch was?" Ich so: "Nein, nein." Er ist rausgegangen. In dieser Sekunde habe ich telefoniert, den Taxi angerufen. Ich wusste nicht mal, ich habe in der Tasche nur damals 30 DM damals gewesen, was ich machen sollte, wie ich machen sollte, mein Herz klopft ganz schlimm. Ich habe den zwei Kinder gepackt und ich habe einfach Tasche genommen und dann Taxi war ich habe denen gesagt Notfall, ich muss schnell Notfall raus, bitte kommen sie in fünf Minuten hier. Die sind Gott sei Dank gekommen, bevor er gekommen ist waren wir Auto zu Bahnhof. Aber er ist sofort zu Bahnhof gekommen. Wir waren in den Zügen so, wir waren hier an diesem Haltestelle und er war vor dem Bahnhoftür, er kuckt uns ganze Zeit, wo wir sind. In diesem Sekunde war Schnellzug gekommen, ICE. Eigentlich mein Geld hat nicht gereicht für diese Zug, aber ich bin eingestiegen, sofort eingestiegen. Und dann, wo ich ihn gesehen habe, wo ist er so gegangen, er ist gegangen, ich sehe nichts mehr, und dann habe ich mich gesessen. Dann habe ich angefangen zu weinen, wirklich…
MA: Einfach in den ersten Zug gestiegen der da war, egal wohin?
TB: Genau, genau. Ich weiß dass ich Mannheim muss, weil der Vater in Mannheim ist.
MA: Ihre Eltern waren… oder Ihr Vater, oder was war…?
TB: Mein Vater noch, weil da…
MA: Hatten sich die Eltern getrennt?
TB: Getrennt gewesen. Mein Mutter ist mit vier Kinder nach Türkei für immer gegangen.
MA: Zurückgegangen. Also der Vater ist dann praktisch…?
TB: Ganz alleine geblieben.
MA: Auch nicht mit der Frau?
TB: Nein. Er ist auseinander, paar Jahre später sind sie auseinander gegangen, und dann ist er ganz alleine gelebt in Deutschland, in Mannheim.
MA: Ah, und er ist nach Mannheim zu seiner Schwester dann gekommen?
TB: Genau.
MA: Die noch da war.
TB: Genau. Dann hat er hier angefangen so hier Wurzeln. Mein Tante sind hier, meine Onkel sind hier, meine Cousine sind… unsere Wurzel ist hier in Mannheim eigentlich, weil die sind hier gewesen.
MA: Schon so lange da waren.
TB: Genau.
MA: Und er war dann hier und hatte auch schon ein Geschäft gemacht oder…?
TB: Nein. Er hat angefangen Schweißarbeiter, weil mein Cousin hat sein Firma, eigene Firma, und da hat er brauchte er nicht unbedingt den Sprache. Und deswegen hat er angefangen mit ihm zu arbeiten.
MA: Okay. Und der Vater war in Mannheim und Sie haben gesagt… und da kam der Zug nach Mannheim und Sie gleich da rein?
TB: Nein, eigentlich von Überlegen her habe ich gesagt okay, weil wo ich den Ticket gekauft, ich wollte nach Mannheim. Aber das Regionalticket habe ich das gekauft, das war ungefähr 25 DM, wenn ich mich erinnere. Ich habe nur ein paar Euro geblieben in der Tasche, die Kinder haben Hunger, ich habe kein Essen, ich habe nichts gepackt, weil ich eilen musste, habe ich im Automat zwei Schokolade gekauft und ich habe beide zwei Schokolade gegeben. Und wo das IC gekommen, bin ich eingestiegen, weil ich habe so Angst bekommen, dass er mich wiederfindet und dass er rausnimmt. So wo ich gesessen habe und angefangen zu weinen, der Schaffner kommt zu mir: "Ticket, Bitte." Ich so okay, ich habe mein Ticket rausgenommen mit meinen Augen, ich wische meine Augen. "Tut mir leid, aber diese Ticket nicht für diese IC." Ich so: "Tut mir leid, ich weiß, aber ich renne von meinem Mann weg und das war die erste Zug, wo gekommen ist da musste ich einsteigen." Er so: "Okay, aber sie müssen in Heidelberg aussteigen. Ich so: "Okay, kein Problem, ich steige aus." Ich kenne Heidelberg nicht, ich weiß es nicht…
MA: Ich wollte grad fragen, sind Sie vorher schon mal in Mannheim gewesen?
TB: Nein. Wo ich ganz klein war, wo wir...
MA: Zur Tante mal?
TB: Genau, Besuch gekommen, wir könnten…
MA: Aber bei Ihrem Vater durften Sie nicht mal zu Ihrem Vater?
TB: Nein, sag ich ja, in der Familie habe ich nur...
MA: So, so krass! Oh mein Gott.
TB: Genau, der Kontakt war gebrochen, ich durfte gar keine. Meine Familie…
MA: Nicht mal telefonieren oder… oder telefonieren wenigstens?
TB: Er hat das Haustelefon zu sich genommen, so Auto gepackt und vorher nach Hause gekommen hat er Haustelefon eingesteckt.
MA: Also der war aber richtig…
TB: Wenn ich so erzähle die 14 Jahre lang, was ich erlebt habe, ich erzähle nur den kurzen Geschichte von 14… er war nicht normal.
MA: Glaube ich.
TB: Er war krank, wirklich, er war richtig krank.
MA: Das ist psychisch...
TB: Richtig krank, er war von seinem Bruder eifersüchtig gewesen, weil sein Bruder ist kleiner als... zehn Jahre kleiner als ich oder 15 Jahre kleiner als ich, aber er war eifersüchtig auf seinen Bruder, dass er mir nah gekommen ist. Er war doch ganz klein.
MA: Auf ein Kind.
TB: Genau. Er war nicht normal, er war krank. Weil den 14 Jahre will ich ganz konkret nicht mehr erzählen, aber ich kann nur sagen, es war nicht normal.
MA: Das glaube ich sofort, das ist wirklich nicht normal.
TB: Es war schlimm gewesen.
MA: Fürchterlich, fürchterlich.
TB: Das war ganz schlimm gewesen. Haja, und dann bin ich nach Mannheim gekommen – nach dem Heidelberg, ausgestiegen, Regionalzug gesucht, hingegangen, den gefragt, das gefragt. Paar Stunde später war ich in Mannheim. Ich habe Vater angerufen im Bahnhof, habe ich gesagt, ich bin hier im Bahnhof, kannst du mich abholen. Der ist gekommen mit meinen blauen Augen, er kuckt mich so an. Er hat nichts gesagt und er sofort die Kinder gepackt und dann sind wir zu ihm nach Hause gegangen. Erst habe ich mich hingelegt und dann so halbe Stunde, eine Stunde ist er rausgegangen, dass ich mich hinlege, weil wir durften nicht bei der Fahrt hinlegen und so, er hat nur zwei gehabt, ein Wohnzimmer und ein Schlafzimmer. Aber in Zwischenzeit auch wo ich hingelegt habe, habe ich ganze Zeit geweint. Was mache ich, wie mache ich, was ist passiert jetzt und das. In einer Stunde ist er später nach Hause gekommen mit Brot hat er gekauft, was zum Essen gekauft, und wo ich am Abend den Kinder ins Bett gebracht habe, hat er gefragt, was ist passiert, und da habe ich angefangen zu erzählen. Kurze Geschichte habe ich ihm erzählt. Einen Monat lang war ich bei ihm gewesen.
MA: Der Mann hat der das gewusst dann?
TB: Das hat er. Er hat sofort meinen Vater angerufen, meine Familie angerufen, wo ich bin, Vater hat gesagt, sie ist bei mir.
MA: Ah, er hat dann, mhm.
TB: Und da hat er angefangen meinen Vater zu betteln: "Bitte, ich liebe meine Frau und ich wollte so was nicht tun, dies und das." Das hartes kommt noch, mein Vater hat gesagt: "Er hat einen Fehler gemacht, überleg dir richtig nochmal, für deine Kinder, dass du nochmal zu ihm gehst." Ich bin mit blauen Augen, überall blau, ich habe mich für dich zum Retten gekommen und du sagst mir einen Monat später dieses Wort! Nein. Wo er zur Arbeit gegangen, habe ich sofort meine Cousine angerufen, ich habe gesagt: "Hilf mir, ich muss von hier raus, weil er macht jetzt angefangen Druck zu machen“. Noch dazu mein Ex-Mann ist gekommen nach Mannheim, das ganze Familie hat eine Versammlung gemacht, meine Onkel, meine Tante, andere Tante-Mann, mein Tante, meine Vater, mein Ex-Mann. Ich sitze da vorne. "Warum habt ihr gestritten?", haben die angefangen so mit mir diesen Theater zu diskutieren. Alle. Wo wart ihr 14 Jahre lang? Warum habt ihr keine richtig die Tür zugemacht, aufgemacht und geklopft: "Was machst du mit unserer Tochter?“ Wo wart ihr? Ich habe gesagt, da fühle ich mich so mutig, weil normalerweise als türkische Kind durftest du nicht den Großen sprechen. Egal was die sagen, kannst du nicht mit denen zurücksprechen.
MA: Widersprechen.
TB: Nein, darfst du nicht. Ich sitze vorne und dann sage ich, und kucke ich meinen Vater an: "Tut mir leid, ich gehe nicht mehr." Dann bin ich aufgestanden und Küche gegangen. Und dann haben sie gesprochen, gesprochen, gesprochen. Und dann hat mein Vater gesagt: "Lasst ihr ein bisschen Zeit, bisschen beruhigt, und dann können wir nochmal kucken, gehst du nach Hause." Er hat – wie viel – ein Jahr versucht mich wieder zu ihm zu bringen. Er ist hier in Mannheim gekommen, er hat auf der Straße mich geschlagen, fünf Mal. Er wollte mich wieder zurückhaben. Er hat meine Große entführt, dass ich mit dem Kleinen kommen könnte. Weil er weiß, dass ich sehr auf meine Kinder fixiert habe, und er hat auch öfters mal meine Kinder, meinen Großen – wenn ich ehrlich bin – entführt hat, ein paar Stunden später hat er mich angerufen: "Ich habe den Kleinen." Aber davor war ich in Polizei, ich war Jugendamt, ich wusste nicht, wo das Kleine ist. Es war die Hölle-Zeiten. Das ganze zweieinhalb Jahre. Auch wo ich mit ihm auseinander war.
MA: Haben Sie dann gleich die Scheidung eingereicht?
TB: Ich habe selber, ja. Wo ich meine Cousine angerufen habe, Cousine hat mir geholfen, dass ich zu Jugendamt gehe. In diesem Jugendamt erinnere ich mich ganz genau, es war Vormittag, ich bin mit den Kindern hin und meine Cousine erzählt dem Jugendamt sie ist von zu Hause abgehauen und der Vater will wieder zurückschicken, was können wir machen? In dieser Zeit, wo ich jetzt arbeite, von Heckerstift, die Frauenhaus, die Frau Syren war da, sie hat Termin gehabt. Die Jugendamt hat gemeint: Ich habe von Frauenhaus die Frau Syren. Ich kann sie vorstellen, dass ihr miteinander sprecht. Ich so: Ja, gerne. Und dann habe ich mit der Frau Syren gesprochen und dann hat sie gesagt okay, an diesem Tag kannst du zu uns kommen, ich übernehme Sie. Und dann war ich im Frauenhaus, drei Monate, dreieinhalb Monate. Und dann habe ich meine Wohnung bekommen, 2-Zimmer-Wohnung, und dann habe ich angefangen leben so, wie soll ich sagen, klarkommen. Weil ich war in einem Hölle und ich war auch alleine, ich habe auch nicht gewusst, was ich machen sollte, wie ich… weil ich habe ganze Zeit nur noch geweint. Wie schaffe ich mit den Kindern? Weil du bist 14 Jahre lang ganz alleine, nur ganze Zeit Hölle auf den Mann da drauf und du darfst deine eigene Wille nicht bringen. Und jetzt hast du deine eigene Wort, eigene Wille, eigene Wohnung! Wie schaffe ich das, was mache ich dann? Wenn ich was sage, ist es falsch, wenn ich was mache, ist es falsch. Das ganze Jahr hat mich gequält. Und dann habe ich den Frau Mudersbach, Maura-Lucci, Beraterin in Caritas habe ich kennengelernt, sie hat mir sehr viel geholfen, wie ich jetzt bin. Wie ich so gesprächig bin, dass ich lachen kann, sie hat mir sehr viel geholfen. In der Woche einmal habe ich sie gesehen, jedes Mal habe ich ihr erzählt, erzählt, erzählt, erzählt. In Zwischenzeit war ich im Bewohnerverein zusammen, in Zwischenzeit habe ich gearbeitet, in Zwischenzeit habe ich mit meinen Kindern zusammen. In diese Zeit habe ich richtige Termin gehabt mit meinem Ex-Mann, noch dazu habe ich gekämpft, aber ich habe angefangen zu lernen zu kämpfen. Nicht unterdrücken lassen.
MA: Und hat er dann zugestimmt, oder wie ist das dann… oder haben Sie es durchgekriegt so ohne seine Zustimmung?
TB: Zweieinhalb Jahre hat er…
MA: Deshalb hat es so lange gedauert dann.
TB: Genau, zweieinhalb Jahre habe ich gekämpft, weil er war öfters Mal hier in Mannheim, er hat öfters Mal meinen Kleinen entführt.
MA: Ach so, das war auch in der Zeit, wo Sie schon im Frauenhaus dann waren?
TB: Genau, genau. Nach dem Frauenhaus hat angefangen. Nach dem Frauenhaus. Er wusste nicht, wo ich im Frauenhaus war.
MA: Ah und dann hatten Sie diese Wohnung schon hier oder haben Sie da noch wo… hier hatten Sie diese…?
TB: In Schwetzinger-Vorstadt. Meine erste Wohnung bekommen.
MA: Ah, okay.
TB: Genau. Von Frauenhaus her, GBG hat mir das gegeben. Und ich..
MA: Er hat dann gewusst, wo Sie sind und ist dann immer wieder gekommen und.. also jetzt dann später, als Sie die Wohnung dann…
TB: Genau, wo er… wie er das erfahren hat, habe ich jetzt total vergessen, aber das war von Kindern, ein Gerichtstermin, damals war das er.
MA: Dass er vielleicht so Ihnen gefolgt ist auch?
TB: Genau, weil ich habe ihn öfters Mal auf einmal vor meinem Auge gesehen. Ich laufe in der Stadt, ich sehe: Er ist vor mir. Einmal war er bei meiner Schwester.
MA: Da müssen Sie ja auch immer Angst gehabt haben, oder, dass er plötzlich auf…?
TB: Ich habe doch gesagt, zweieinhalb Jahre lang war Hölle bei mir, ich musste immer hinterher kucken, ist er jetzt da? Ist er da? Das ist auch von mir ein Tic geworden, ich kucke nur noch von Auto das Kennzeichen. Ich weiß jetzt was für eine Marke hat er den Auto, wenn ich den Automarke sehe kucke, ich sofort den Kennzeichen, VS, nein, Gott sei Dank, das ist er nicht. Es ist ein Tic geworden. Ich kann es nicht abstellen oder das kann ich nicht abmachen. Ich kuck jedes Mal, wenn ich diese Marke sehe, kucke ich sofort auf den Kennzeichen. Eigentlich habe ich nicht mehr so großes Angst von ihm, aber von innerlich, von unten, ist geblieben. Ich kuck immer noch: Ist er da oder nicht? Das ganz zweieinhalb Jahre, auch wo ich von ihm getrennt war, war richtig Hölle gewesen.
MA: Und wie kam es dann, dass er dann aufgehört hat, also was ist passiert? Hat er aufgehört überhaupt?
TB: Eigentlich nicht. Es ist aber die Zeit niedriger geworden, weil am Anfang war jede zweite Woche, jeden Monat, wie er schafft, das Geld geschafft hat. Wenn er Geld hatte, ist er sofort… weil 230 km ist es bis hierher. Und er musste sein Geld schaffen, weil er hat nicht gearbeitet. Er musste Geld finden, dass er hierher kommen kann, dass mir Terror machen könnte. Er hat einmal, habe ich gesehen, nachts vor meiner Haustürgang, im Auto gesessen und uns beobachtet hat, wo ich die Polizei angerufen habe, das war Hölle-Zeiten gewesen. Aber Jahre Zeiten, Jahre Zeiten. Er wollte von mir das Große zerreißen, und hat er geschafft. Weil er hat schon ungefähr acht, sechs-acht zwischen hat er den Kind entführt, wieder gekommen. Wir haben 12 Gerichtstermine gehabt, 12 Gerichtstermine. Am Ende habe ich – weil ich habe immer mehr gekämpft, den Großen immer bei mir zu behalten, weil es war kein normales Vater, er war krank. Weil er mit mir so gelebt hat, kann ich mir nicht vorstellen wie das Kleine erziehen sollte. In diesen zweieinhalb Jahre habe ich sehr viel oft mit ihm gekämpft habe, mit Gericht, mit Jugendamt, mit Beraterin, mit Anwalt, ich habe nur noch auf diesen Themen fixiert, dass ich den Großen bei mir haben kann. Am Ende.. weil er hat jedes Mal, wo das Kind mitgenommen hat, hat er Schulden gemacht, Playstation gekauft, Handys gekauft, Sachen gekauft.
MA: Um mit so Sachen ihn zu gewinnen für sich.
TB: Genau. Und Mert ist dort geboren, er konnte hier keinen kennen. Und so eine Hölle von Wohnung, so gestrittene Eltern. Jetzt kann ich erst verstehen, spät… früher habe ich, konnte ich nicht verstehen. Das ist eine Gewohnheit, das Kind, wo das Action ist, wo das Schrei ist, weil er hat immer gesehen, der Vater ist immer stärker. Wo lebe ich? Bei der Vater. Er ist auch nicht normal, der Kleine. Wie soll ich sagen, normal, z.B. in der Schule ist er nicht gut, er ist Einzelgänger.
MA: Wie alt ist er?
TB: Er ist jetzt 15 Jahre alt.
MA: Ah, jetzt ist er 15.
TB: Mhm. Er ist Einzelgänger, er geht von seinem Zimmer nicht raus, er spielt nur noch Playstation.
MA: Und er ist jetzt halt beim Vater.
TB: Bei der Vater. Auf einmal hat er angefangen mich zu Ruhe lassen, aber er hat nicht Ruhe lassen, er hat angefangen Telefonterror immer. Hat er angefangen den Kleinen zu sehen. Einer ist fertig und ich habe gesagt okay, ich mache dem Kleinen dieses Druck nicht mehr. Du nimmst ihn, du machst gar nichts mehr, ich werde auch den Kleinen über den kämpfen, nicht kämpfen, ich gebe dann auch Sorgerecht. Weil ich wollte dem Kleinen nicht mehr wehtun, weil der ist zerrissen worden, ganze Zeit. Einmal bei mir, einmal bei ihm, es hat ihm sehr geschadet. Als Mutter, wo ich das gesehen habe, habe gesagt: Nein, fertig. Wenn der Vater nicht sieht, dann muss ich das so akzeptieren und einfach dort lassen. Und bei der Gerichtstermin hatten wir entschieden, dass der Mert drüben bei der Vater bleibt. Wer der Mert wollte unbedingt bei der Vater bleiben. Damals war er 13 Jahre alt, richtig er hat für den Mert entschieden, dass er bei der Vater bleibt. Und hat er auch bisschen weniger geworden, in Zwischenzeit hat er geheiratet, auch in Zwischenzeit ist er zwei Kinder bekommen.
MA: Ach, so schnell dann?
TB: Jaja, das war so schnell.
MA: Zwei Kinder…
TB: Ja. Verstehen Sie?
MA: Okay. Und deshalb hat er dann abgelassen…
TB: So wenig, wenig. Aber er hat mit Telefonterror angefangen, er ist hier auf einmal vor der Tür getaucht er wollte den Alican sehen – der Kleinere – und ich wollte ihn nicht so zeigen, weil der Kind kennt dich nicht.
MA: Ich wollte grad sagen, was für ein Verhältnis hat der Kleine zum Vater?
TB: Das kennt nicht, er bekommt nicht, er versteckt hinter mir.
MA: Jaja, glaube ich.
TB: Weil er geht, zwei Monate später kommt er. Ich habe ihn geboten: "Bitte Ali, mach mal eine Abmachung. Jeden Monat an diesem Datum kommst du, ich vorbereite den Kleine, sage ich dass dein Vater kommt, und dann kannst du mit ihm zusammen ein paar Stunden spazieren gehen oder was ihr wollt. Aber bitte halte den Termin." - "Ja, ja, ich halte." Zwei Monate später kommt er nicht. Dritte Monat wann er Lust hat kommt er, ich will Alican sehen, erlaube ich es ihm. Am Anfang habe ich erlaubt, ich habe gesagt wenigstens soll Alican sehen. War auch blöd gewesen. Ich habe den Kleinen nicht geguckt und nicht gesehen, wie ich ihm denn schade, weil der Kleine versteckt sich die ganze Zeit. Er bekommt Angst, er will nur den Mert sehen, nicht den Vater.
MA: Und sehen sich die Geschwister ab und zu, also kommen die sich…?
TB: Mm-mm.
MA: Gar nicht. Also im Moment haben Sie mit Ihrem älteren Sohn auch Kontakt oder…?
TB: Letztes Sommer, erst zwei Jahre später, war er bei mir in Ferien das war auf ein Mal. Der Vater hat einfach so vor die Tür gebracht, hat er gesagt: "Der Mert will bei dir bleiben." Ich so: Ich habe – Entschuldigung – ich habe vor zwei Wochen bei der Schule angerufen, weil ich nehme die Auskunft von der Schule. Ich muss Auskunft nehmen über mein Kind, egal, auch wenn er mich nicht will momentan, aber ich will den Auskunft von seiner Seite wissen. Von Jugendamt her nehme ich mir Auskunft, weil ich will den Auskunft immer noch behalten, wie er lebt, was er macht, und ich habe dort drüben Freunde, ich rufe den Freunde an. Und geh und kucke die Leute den Kindern. Ich lass nicht einfach so, ich bin Mama. Verstehen Sie?
MA: Ja ja.
TB: Ich bin Mutter, weil ich kann nicht sagen okay, wenn er mein Kind nicht will, dann kann ich auch nicht so akzeptieren. Ich akzeptiere es nicht. Momentan lass ich Ruhe meinem Kleinen.
MA: Also er ist jetzt halt auch so, dass er sagt, er will eben zu seinem Vater, der ist ganz parteiisch jetzt.
TB: Genau. Er will beim Vater bleiben.
MA: Wahrscheinlich hat er so ein bisschen Gehirnwäsche bekommen.
TB: Genau. Er hat so ein Wort gesprochen, so zu mir: Er spricht nicht mit meine Mama, er sagt nicht mal Mama zu mir. Er so: Weißt du, mein Vater hat sehr viel gelitten. Warum denn? Ja, damals hatten wir in der Wohnung gar nichts, du hast in der Wohnung dein Sofa, dein Auto, dein Fernseher. Er hat nur ein Bett gehabt.
MA: Ja, ja, er hat macht ihm Gehirnwäsche, erzählt ihm…
TB: Ja, er zeigt dem Kleinen… das ist doch ein kleiner Junge, wie kannst du ihn deine Problem auf seinen Schultern legen? Du bist ein Vater. Er weint vor dem Kind. Okay soll er weinen, kein Problem, aber armselig weint er und sagt deine Mutter hat mich gelassen, ich bin so armselig. Ich habe auch geweint, ich habe Mitternacht geweint, wo meine Kinder nicht gesehen haben. Ich bin draußen gegangen, ich habe 2-3 Stunden gelaufen, wo meine Kinder in der Schule oder Kindergarten waren, dass sie nicht gesehen habe ich bin runtergefallen. Ich war immer mehr stark gewesen. Aber andererseits habe ich auch gezeigt, ich bin auch ein Mensch, Schatz, ich kann auch Zeiten kommen, dass ich runterfalle. Da war auch Zeiten gewesen. Aber wenn jemand krank ist, kennt die Sache nicht. Und wenn er auch mit den Kindern so behandelt, kennt die Kind gar nichts. Und die Worte spricht er mit mir: Du hast alles, mein Vater hat gar nichts. Das Wort reicht mir, was Mert erlebt bei ihm.
MA: Na ja, wenn er älter wird, wird er wahrscheinlich dann auch die Sachen dann anders sehen.
TB: Ja, er wird sicher auch was anderes kennen, über seinen Vater hören.
MA: Ja, ja. Oh Gott, da haben Sie ja echt einiges erlebt.
TB: Ja ja.
MA: Aber jetzt machen Sie ja… also irgendwie scheint sich aber doch jetzt was geändert zu haben, Sie scheinen jetzt…
TB: Sehr, sehr viel geändert. Jetzt mache ich auch bei der Lisa Massetti Theaterperformance, bei der Maura habe ich sieben Monate als Übersetzung gearbeitet und ich bin auch Bewohnerverein-Mitglied mit den Frauen. Ich habe auch sehr viele Sachen gemacht in zweieinhalb Jahre, diesen drei Jahre zwischen, ich habe mit den Frauen Sport gemacht, ich habe mit den Frauen zusammen was gemacht, ich war mit den anderen Kindern in einem Schullandheim zusammen gewesen, als Betreuung, ich habe…
MA: Dann doch ins Schullandheim mal gekommen.
TB: Genau [lachen], spät, spät. Und dann habe ich auch als Kinderbetreuung, Bildung fertig gemacht.
MA: Ach wirklich, super.
TB: Genau, und ich arbeite jetzt in einem Heckenstift Frauenhaus als Hauswirtschafterin seit jetzt bald einem Jahr, noch nicht. Bei mir Leben ich bin glücklich momentan. Ich habe meine – wie soll ich sagen – meinen Schatz, mein Chateau[???] oder mein Umgebung. Jetzt habe ich… ich bin sehr glücklich. Und wenn ich so selber denke, wie konnte ich das erleben oder wie konnte ich das ertragen? Das…
MA: Aber ich meine, das ist aber auch super, dass sie es einfach hinter sich gelassen haben. Vielleicht viele Frauen schaffen das gar nicht.
TB: Die schaffen es nicht. Viele Frauen schaffen es nicht. Von meine Seite ich bin eine kämpferische Frau, ich kämpfe sehr gerne bis Ende. Egal was. Ich habe zweieinhalb Jahre lang über mein Große gekämpft, ich habe trotzdem nicht gelassen. Von außen sieht man, dass ich nichts mache, aber von anderen Seite mache ich viel, ich kämpfe immer noch. Wie soll ich sagen, muss man sich bisschen Selbstvertrauen haben und richtige Freunde bekommen. Ich habe meine richtige Freunde bekommen, Maura, Lisa, Bewohnerverein, Umgebung. Meine erste, wichtigste in meine Leben ist Frau Mudersbach, Lucci Mudersbach. Sie hat mich so hier in diesem Leben vorbereitet. Am Anfang habe ich immer ganze Zeit, wo ich erst mal in einem Jahr hier war, habe ich ganze Zeit meinen Vater angerufen: "Papa ich geh einkaufen." Der hat so kuckt mich: "Ja und?" - "Ja ich wollte Bescheid geben" – ich habe meine eigene Wohnung! Ich lebe meine eigene Leben, aber trotzdem den ganzen Jahr lang…
MA: Das war einfach so im Kopf so drin?
TB: Ja, weil ich habe so erlebt habe. Der Vater letztendlich hat er gesagt "Tülay, ruf mich nicht mehr an!" Ich so: "Warum?" - "Sag mir nicht Bescheid wohin du gehst. Es ist schön und gut, aber du musst dein Leben. Ich brauche nicht wissen, wo du einkaufen gehst. Wenn es was schlimm ist, sag es mir, ruf mich an, aber ansonsten brauchst nicht." Und da habe ich mich angefangen so abgewöhnen. Alte Gewohnheit abzugewöhnen. Früher konnte ich nicht dunkel rausgehen. Und früher konnte ich nicht mit Freunde oder Mitmenschen Gesicht zu Gesicht so sprechen. Ich habe immer vorne geguckt, ich durfte Augen nicht.
MA: Dann ist es ja echt super, dass Sie jetzt mir auch sogar ein Interview geben [lachen], das ist ja dann…Welten dazwischen, oder?
TB: Genau.
MA: So von diesen… wow!
TB: Das selbstbewusste ist auch ganz langsam, langsam, wurde mit den Theater angefangen habe.
MA: Ich wollte grad sagen, ich meine auch Theater zu spielen, das ist ja ein riesen Schritt.
TB: Genau, hat angefangen, weil ich bin jetzt immer noch richtig aufgeregt, vor 100 Leute, alle gucken dich an und du redest. Davor konnte ich nicht mal mit persönlich mit einem Menschen reden. Jetzt über 100 Leute. Die Theater macht mir auch sehr viel selbstbewusster.
MA: Das glaube ich. Spielen Sie eigentlich in diesem Stück mit, wo es über Frauen geht?
TB: Ja, Gewalt gegen Frauen.
MA: Das habe ich nämlich im März auch gesehen.
TB: Ja?
MA: Sie kamen mir schon die ganze Zeit bek… wahrscheinlich da waren so viele Frauen, jetzt so im Einzelnen…
TB: In „Blumen sonst wohin“.
MA: Genau, Blumen.. ah ich fand das so toll, das hat mich so berührt.
TB: Es ist schöne Geschichte. Das ist die Hölle da von damals.
MA: Ja, genau.
TB: Das sind die Frauen. [Zeigt Fotos] Das ist meine Mama. Da sind wir alle, wo wir das Theater geübt haben. Das ist mein Chefin, jetzige Chefin, Frau Syren.
MA: Okay.
TB: Das ist die Frau Mudersbach, Lucia.
MA: Ah, sie macht da auch mit?
TB: Genau, sie macht das mit… und das sind die ganze Freunde und Kollegen. Ist ganz tolle Sache gewesen.
MA: Im März war doch mal oder im Februar letztes Jahr, entweder Februar oder März war es, vor einem Jahr. Das war die Erste, ich glaube das war die Premiere sogar.
TB: Genau, ganz genau bin ich auch nicht.
MA: Da war ich auch mit einer Freundin da und wir waren total... wir fanden es beide...
TB: Im Mai machen wir jetzt nochmal wieder, Gewalt gegen Frauen. Ist schön.
MA: Sie sind durch die, durch den Kontakt eben sind Sie dann mit Lisa sind Sie dann auch zusammen gekommen.
TB: Genau. Vor allem die Frau Mudersbach kennt Lisa, sie ist seit über 18 Jahre bei die Bewohnerverein Jungbusch, und von ihr seither bin ich im Jungbusch Bewohnerverein reingekommen und da habe ich Lisa kennengelernt und Lisa hat mich auf den Theater reingenommen. Da habe ich angefangen die Umgebung bisschen größer zu machen.
MA: Nein, aber ich meine das ist ja auch für Sie eine sehr gute Möglichkeit auch diese Dinge zu verarbeiten, weil da geht es ja…
TB: Sehr gut, sehr…
MA: ...auch darum, da geht es ja auch darum.
TB: Wo ich das erste Mal erzählen musste zu Lisa nochmal über meine Ex-Mann, Gewalt. Weil sie wollte am Anfang, erst bevor wir Theater anfangen, von Frauen die Gefühl bekommen, was wir erlebt haben, wie wir erlebt haben. Nach dem Tag, wo ich nach Hause gekommen bin, war ich wieder total fix und fertig gewesen, weil ich musste wieder bearbeiten, alles erinnern. Es war mir so richtig schlimm gewesen, ich habe mich total wie eine richtig… acht Stunden, neun Stunden richtig gearbeitet haben und so müde bin ich. Weil das seelisch… Sie sind richtig kaputt, am Ende, wenn Sie diese Sachen erzählen. Und werden Sie auch gemerkt haben, ich bin nicht so richtig in diese Ehe rein gegangen, ich habe kurzfristig erzählt. Weil das macht mich immer… ich bearbeite immer noch, aber das macht mich noch fertig.
MA: Das glaube ich. Das wird wahrscheinlich auch noch dauern.
TB: Man kann es nicht vergessen, man kann es nie vergessen.
MA: Vergessen kann man es wahrscheinlich auch nie.
TB: Nein, das kann man nie vergessen, man erinnert alles.
MA: Aber ich denke das ist eine tolle Möglichkeit…
TB: Sehr tolle.
MA: …das zu verarbeiten und eben auch zu sehen, es sind ja ganz viele. Oder wo man so diese Gemeinschaft findet mit den anderen Erfahrungen dann auch hat.
TB: Ist ganz tolle. Dieses… die Gemeinschaft, wo die Frauen miteinander helfen und kennen, miteinander reden. Man redet nicht gegenüber so: "Ah, die ist kleiner als ich oder sie ist so und die ist…" So eine Art habe ich nicht. Den Art sehe ich: Okay ich bin ein Wert, über den Frauen, oder über den Menschen ich habe einen Wert. Davor habe ich nicht gekannt, von Familie her habe ich nicht gekannt, von Ehe habe ich nicht gekannt, und jetzt habe ich alleine hier in diesem Bewohnerverein, von Umgebung, man schätzt mich. Es ist ein ganz tolles Gefühl. Glauben Sie mir, das ist wie eine Million Geld-Gefühl, das ist ganz tolles Gefühl, wenn jemand dich so schätzt. Wenn jemand dich so frägt: Was denkst du dafür?
MA: Ja.
TB: Das macht mich so glücklich und ich so okay, jetzt kann ich mein Wort sagen.
MA: Ja.
TB: Wenn man nicht diese Sachen kennt und wenn man solche Sachen erlebt, für sie, für mich ist es ganz tolle Sachen ist es. Deswegen bin ich sehr, sehr froh, dass ich Frau Mudersbach kennengelernt habe und von ihrer Seite, Lisa, und die Bewohnerverein bin und ich bin auch bei meinem Arbeitsstelle. Weil ich kenne auch Frauen, was ich erlebt habe, haben auch Frauen erlebt.
MA: Dass Sie denen jetzt eben auch helfen können wiederum, ja.
TB: Genau. Ich kann bisschen ihre Situation verstehen, wie sie ihre Art sind, weil sie sind so unglücklich momentan wie ich damals war.
MA: Ja, ich denke oft wenn man dieses Verständnis dann einmal selber hat man ja ein ganz anderes Verständnis dann und kann dann auch…
TB: Miteinander kommunizieren.
MA: Oder auch… ja.
TB: Ja.
MA: Finde ich toll, das ist sehr schön, das ist ja so ein richtiges Happy End. Es ist ja noch nicht zu Ende, aber jetzt der Anfang irgendwie, schöner Anfang.
TB: Anfang, genau.
MA: Jetzt, und dann eben auch hier in Mannheim. Dann stelle ich mir vor, dass Sie jetzt natürlich mit Mannheim sehr positive Gefühle könnte ich mir vorstellen...
TB: Ja, ja.
MA: Also Ihr Leben hat sich ja dann auch sehr verändert.
TB: Sehr viel geändert und ich bin immer noch nicht satt, ich will noch mehr machen. Ich werde hier auch noch mehr Sachen, weil ich werde auch nicht so lassen bis ich...
MA: Steht Ihnen ja alles offen.
TB: Genau. Bis ich laufen kann, bis ich leben kann, oder bis ich schaffen kann, wenn mein Kraft noch da ist, will ich noch viele Sachen mitmachen. Gerne.
MA: Schön, schön.
TB: Ja.
MA: Und jetzt mal, um zu der Stadt hier zu kommen, wie leben Sie hier, oder wie finden Sie Mannheim, was für ein Verhältnis haben Sie?
TB: Mannheim ist richtig ausländische Stadt. Ich sehe hier sehr wenig Deutsche. Wo ich erste Mal nach Mannheim gekommen bin, habe ich nur noch Ausländer gesehen. Und wo ich dann Deutsche gesehen habe: "Kuck mal, da ist ein Deutscher! Da ist ein Deutscher! Hier gibt es auch Deutsche!" [lacht] Weil wo ich damals erlebt habe nur noch Deutsch gewesen, richtig. Wo wir in Feldberg gewohnt haben, habe alle gesprochen "Grüß Gott", den Wort kenne ich von dort, und hier die schubsen dich ganze Zeit. Wo die laufen, da gibt es keine Begrüßung. Und wo ich den Deutsche sehen, habe ich freue mich, weil das ist...
MA: Wo wohnt Ihr Vater, auch im Jungbusch?
TB: Im Jungbusch.
MA: Im Jungbusch dann, okay. Da ist ja richtig Multikulti.
TB: Ist ganz richtig. Mannheim ist ganz schöne Stadt, tolle Stadt, viele unmögliche Sachen gibt es, sehr mögliche Sachen. Wenn man sich richtig hier einfühlt, oder ein Bewohner reinkommt, kann es alles machen hier. Sie können hier ganz schön auf untere Stufe leben, auch obere Stufe leben. Mannheim ist ganz tolle Stadt, nur muss man wissen, wie man lebt. Ich finde, dass Mannheim Stadt so viel Ausländer und… weil ich kann immer noch nicht so richtig klarkommen, weil ich mit richtig Deutschen erlebt habe, gelebt habe, gewachsen geworden, und auf einmal voller Ausländer. Ich fühle mich, dass ich in der Türkei bin, wenn ich in die Stadt gehe, so richtig Kebap riecht es, es riecht… ich so: Nein, das schaffe ich das nicht mehr! Wo ich das erste Mal gesehen habe, ich so: Mein Gott, wo bin ich denn, in der Türkei? Die schreien auf Türkisch, die schimpfen auf Türkisch.
MA: War es Ihnen dann zu viel oder war es angenehm?
TB: War zu viel.
MA: Echt?
TB: War zu viel, es war wirklich zu viel. Seit letztem Jahr wollte ich sagen, ich will nicht in Mannheim bleiben, ich will wieder zurück in eine kleinen Dorf gehen, weil ich konnte mich nicht richtig gewöhnen, weil ich in Deutschland, nur in Deutsche erlebt habe, sehr wenige türkische Leute in der Umgebung gehabt habe, und hier, wo du dich drehst gibt es nur türkische Ausländer. Sehr wenig Deutsche. Und ich freue mich, wenn ich so Deutsche sehe. Können Sie mal vorstellen, wenn ich sie sehe da, ahh ist das toll, Deutsche! [lacht] Aber jetzt langsam, langsam habe ich mich abgewöhnt, ich bin auch jetzt langsam, langsam... ich kämpfe nicht mehr gegenüber dieses Große.
MA: Wahrscheinlich war es vielleicht auch so negativ wegen auch diesen Erfahrungen.
TB: Genau.
MA: Wo sie… einfach diese Kontrolle, die dann vielleicht eher da ist.
TB: Genau. Es sind so viele Menschen da. Weil ich lebe alleine zu Hause und deine Stadt ist auch so wenig, auch wenn du rausgehst du bist nicht so eng.
MA: Ach das war ja auch noch, dass…
TB: Und hier du hast voller Menschen Umgebung.
MA: Dass Sie so isoliert gelebt haben.
TB: Man kriegt Panik. Genau.
MA: Ah ja, okay.
TB: Man kriegt Panik hier, weil es sind so viele Menschen da. Du kannst nicht richtig bewegen, wo du läufst, dort habe ich mich ganz leicht bewegt, weil waren so wenig Menschen gewesen, und hier ist ganz voller…
MA: Einfach, weil es halt auch eine Großstadt ist…
TB: Genau. Aber ich kenne ja nicht die Großstadt, ich kenne nur den Dorf und meine Wohnung. Wenn ich ehrlich bin nur mein Wohnung, den Dorf auch nicht. Und denken Sie mal, du bist ein Vogel in einem Käfig, du kommst raus und ich so: "Wo soll ich fliegen? Ich flieg nur auf den Wand!" Und dann fliege ich raus und dann Wand. Wieder raus. Das war mein Leben gewesen am Anfang. Und jetzt habe ich mich gewöhnt, jetzt bin ich auch richtig da drin, richtig Mannheimisch geworden, sag ich mir. Auch wenn ich morgens von hier bis zur Schwetzinger Vorstadt zur Schule fahre meinen Kleinen, die Autos, wo sie sich hinfahren, wie die… weil jeden Tag gleich im Auto sitzt du, jeden Tag gleiche Uhrzeit, wie viel die Stunde kommt, wie viel die Lampe funktioniert, man gewöhnt sich auf den Stadt. Du hast jetzt den Stadtleben. Es ist ganz tolle Sache. Am Anfang habe ich den Geschmack nicht gefunden, jetzt finde ich den Geschmack, und das finde ich, sage ich, auch schön. Das finde ich schön. Mannheim ist schöne Stadt. Wenn man richtig mit denen umgeht.
MA: Und was finden Sie ganz typisch hier für Mannheim, wo Sie sagen das ist total...
TB: Typisch? ich höre nur noch ganz Zeit: Es gibt so viele türkische Laden.
MA: Okay.
TB: Ich finde von Mannheim, wie soll ich sagen, wie ich gesagt habe, sehr viel Ausländer. Es ist ganz toll, ist so schön, aber sehr wenig Deutsche. Ich seh wenig Deutsche.
MA: Wenn Sie mal in die Oststadt gehen oder so, da gibt es… [lachen]
TB: Wo ich in Schwetzingen Vorstadt..
MA: Ja, da gibt es sehr viele.
TB: Ich habe da drei Jahre gelebt, das hat mich… richtig schön gewesen. Obwohl ich hier in Neckarstadt, seit einem Jahr wohne ich in Neckarstadt, ich kucke überall Türken, und ich so: Wo bin ich gekommen, wo? Ich bin auch Türke. Es war kein Thema. Aber ich bin mitten in einem türkischen Straße reingekommen. Auf einmal ich so, okay. Ich kämpfe nicht mehr. Was mir in Mannheim gefällt, die ältere Wohnungen, das gefällt mir total.
MA: Altbau.
TB: Wenn ich so Altbauwohnung sehe, stehe ich so zehn Minuten kucke ich die, beobachte ich wie die Steine, manche haben die Figur so Drachen oder solche Sachen. Wenn ich solche Wohnungen sehe, dann stehe ich zehn Minuten da, kucke ich, beobachte es, ganz schöne Wohnung. Die gefällt mir in dem Mannheim so richtig schön. Bei uns damals gibt es das nicht. Hier in Mannheim gibt es das, solche Wohnungen. In Alte Feuerwache gibt es, in Ostadt gibt es sehr schöne so, ist ganz tolle Wohnungen, so alte Wohnungen.
MA: Können Sie ja als nächstes Projekt sich vornehmen, so eine Altbauwohnung für sich zu finden oder so.
TB: [lacht] Genau. Es ist schön.
MA: Ja. Gibt es einen Ort hier in Mannheim, wo Sie sagen, da bin ich allerliebsten, das gefällt mir am allerbesten?
TB: In Lindenhof, dieses Neckar, da gehe ich ganz… wenn ich sehr total am Ende bin oder nervlich richtig fertig bin, da ist gar keine Mensch da. Da fühle ich mich wohl. Ich setze mich da auf die Bank, kucke ich den See und überlege, wie ich mache, was ich machen kann.
MA: Ich hätte noch eine Frage zum Thema, wie man sich als Migrantin überhaupt fühlt. Sie haben ja so viel erlebt bislang, aber gab es auch Situationen, wo Sie sich als Migrantin diskriminiert gefühlt haben, also dass Sie schlechter behandelt wurden als jemand… wo Sie gedacht haben: Ah, wenn ich jetzt Deutsche gewesen wäre…
TB: Das erlebe ich ab und zu mal. Es gibt solche Deutschen. Es ist heute passiert, ich habe heute um elf Uhr Arzttermin gehabt und es ist in Rosengarten und ich wusste ganz genau die Adresse nicht. Ich habe welche Leute gefragt, die haben erzählt, und ich habe sie nicht verstanden. Es war eine deutsche Frau. Ich gehe zu ihr: "Tut mir leid, können sie mir helfen?" - "Nein." Die war nicht Beeilung, das merkt man wenn es Beeilung ist sagt man okay, ich habe jetzt im Moment keine Zeit, es war nicht Beeilung gewesen. Man hat richtig gesehen, dass sie diesen Grenze, dieses Abstand gelassen hat mit mir, sie wollte nicht mit mir zu tun haben. Es gibt, ich habe auch so paar welche Sachen erlebt. Ich sage nicht ich erlebe jeden Tag, aber in Mannheim weniger, man erlebt weniger, weil du hast so viele Umgebung Ausländer. Von Zehn Eins kannst du so was finden. Damals, wo ich dort wohnte, da habe ich sehr viel erlebt.
MA: Damals als Kind dann vor allem…
TB: Genau. Auch da als Mädchen geworden war auch sehr viel stark erlebt habe. In diesem Dorf, in den Kleinstädten, gibt es immer noch ganz starke. Bei diesem Aus... z.B. dass ich beobachtet habe, ich gehe manchmal spazieren bei diesem Stadt… wenn man unter dem Paradeplatz runtergeht zu Richtung teuren Geschäften.
MA: Planken?
TB: Wo diese ganz teuren Geschäfte-traße ist, wissen Sie wo das ist? Immer kommt das Weihnachtsmarkt immer.
MA: Ah, von Engelhorn und Sturm,diese...
TB: Genau, genau. Da beobachte ich Menschen, ich beobachte gerne Menschen. Da laufen nur Deutsche…
MA: Ja, Kapuzinerplanken ist das, ja gell? Da wo jetzt auch der Kaufhof der Andere ist, der…
TB: Genau, genau. Und die Leute beobachten z.B. ich sehe dort sehr wenig Ausländer, und wenn ich dann Ausländer sehe, sind schick angezogen Ausländer, laufen dort. Und wo die Ausländer so bisschen unten angezogen, so nicht richtig angezogen, wie die beobachten, die kucken so seitlich. Das gibt es noch. Vielleicht arm reicht, das kann ich nicht sagen, oder vielleicht Ausländerdeutsch, weiß ich nicht, aber ich habe mehr meistens bei der Ausländern, Deutsche oder Ausländer und über dieses Leuten gesehen habe.
MA: Also eher die halt so höher gestellt oder so sozial eben besser gestellt sind, dass sie eben so herabblicken so auf die Leute ein bisschen?
TB: Genau. Es gibt auch Deutsche, die richtig… ich sage nicht, das ist arbeitslos oder so, ALG-Leute, Deutsche, da haben auch die türkische Leute so ganz schlimm. Ich habe einmal mit Straßenbahn von Stadt nach Hause gegangen, habe ich da Streit gehört, dass die Frau sieht man, dass es Arbeitslosgeldhilfe bekommt, von Kleidung, von Umgebung her, von Aldi-Tüten, alles voll sie schleppt sich die Straßenbahn, sie wollte schnell zur Straßenbahn laufen, und die türkische Frau, ältere, mit Kopftuch, wollte auch reinkommen. Dann hat sie angefangen zu schreien: "Hey, es reicht, wir sind hier in Deutschland, ihr lebt hier alle…", ich war still, ich habe gar nichts gesagt. Verstehen sie, die ältere Frau konnte nicht auch nicht so wenig richtig Deutsch und sie konnte sich auch nicht…
MA: Nicht wehren, mhm.
TB: Weil Straßenbahn fahren ja so schnell, die machen ja auch so schnell zu. Ich weiß es nicht, fahren Sie mit der Straßenbahn?
MA: Ja.
TB: Die gehen so schnell.
TB: Ich fahre ständig mit der Straßenbahn, ja.
MA: Und die Leute bewegen sich so schnell, die wollen alle sofort auf einmal reinkommen, und das war in diesen… beide haben keine Fehler gehabt, aber dieses Frau wie sie sich mit anderen Frau kommuniziert war, verstehen Sie? Es ist nicht nur höheren, reichen Leute so mit den Ausländer, es gibt auch… ich sag nicht, von Zehn Zwei oder Eins. Aber bei [unverständlich] sind es von Zehn Acht kann ich mir so richtig sagen, wie die beobachten, kucken, wie die reden. Das sieht man schon. Auch bei der Behörden merke ich das. Wie die Behörden mit den Ausländern umgehen. Weil die haben keine Sprache, die verstehen uns nicht, ich habe keine Lust mit denen zu kommunizieren. Die sollen Sprache lernen. Es ist gut, schön, wir wollen alle das die Sprache lernen, aber wenn sie nicht können, bitte behandelt die Leute nicht so. Ich habe so viel Freunde gehört, dass sie mit Weinen nach Hause gekommen, mich mitgenommen hat als Übersetzen. Sie wollen irgendwas erzählen, aber weniger Sprache. Sie wollen was erzählen, aber langsam, Zeiten. Die Behörde verstehen das nicht. Die wollen, dass die Frau sofort, oder dass Mann, sofort alles erzählt, wenn sie was will. Das können sie nicht. Die sind hier nicht gewachsen, hier nicht geboren, noch dazu wo die von Türkei geheiratet hier gekommen sind.
MA: Ja.
TB: Verstehen Sie? Das ist Hölle für denen. Ich habe sehr oft telefonisch weinende Freundin gehört: "Tülay, hilf mir, ich schaffe das nicht mehr, die Frau versteht mich nicht, komm bitte, helf mir." Ich bin so oft gegangen für die Frauen Übersetzen. Krankenhaus. Ich war in einem Geburt, eine türkische Frau war von der Türkei, sie hat sehr wenig Sprache gehabt, ich war bei der Geburt.
MA: Zusammen dann?
TB: Genau.
MA: Haben Sie unterstützt.
TB: Genau. Weil es ist gut, schön, dass sie den Sprachkurs mitmachen, aber für denen ist auch sehr hart. Zu Hause Familie, Kinder, der Mann macht Druck, und sie muss zur Schule gehen und die Schule macht so Druck. Sie können nicht was bekommen von dem Unterricht. Weil die erleben auch zu Hause, nicht wie die anderen türkischen Frauen sind wirklich sehr stark leben die. Nicht jeder ist kräftig, nicht jeder schafft es, ich kann es, kann das nicht sagen. Überhaupt sehr schwer.
MA: Besonders gegen türkische oder muslimische Frauen herrschen ja dann oft... weil oft wird es ja oft jetzt zusammen gesagt. Ob es so diese Vorstellung Frau mit Kopftuch, die dann irgendwie ja… und da gibt es ja auch nochmal so besondere Vorurteile, sag ich mal, gegen türkische Frauen, jetzt konkret denke ich dann auch bei Behörden, wie man mit denen umgeht usw., kann ich mir vorstellen.
TB: Man kuckt auch, z.B. auch wenn die Kopftücher tragen, das ist ihre Religion, es ist islamisch.
MA: Aber, dass sie gleich so betrachtet werden wie sie sind sowieso irgendwie…
TB: Nein, nein das will ich nicht. Das Augenrollen, das macht mich richtig fertig. Wenn du was zu sagen hast, sag einfach auf den Gesicht, gib dem Mensch die Chance, dass sie sich für dich erklären können. Aber die Leute geben den Chance nicht. Auch wenn sie wenig Sprache hat, gib dem einfach bitte. Ich weiß du hast kein Geduld, du hast so viel zu tun, du hast so viele Kunden, dass du arbeiten musst, ist kein Problem, aber wenn du denen fünf Minuten gibst, bitte den fünf Minuten richtig geben. Nicht einfach den Zettel hinschmeißen, ausfüllen, und wieder zurückgeben. Verstehen Sie was ich meine?
MA: Absolut, ja.
TB: Sie haben so schwere Sachen zu erleben. Auch wenn sie in Mannheim sind, auch wenn sie alle türkisch sprechen, alles gut läuft, der haben nicht gut. Wenn sie ein Arbeitsamt Problem haben, wenn sie ein Ausländerbehörde Problem haben, wenn sie zu einem Arzt gehen, wir haben sehr starke Probleme. Die sollen Sprachkurs lernen, die wollen ja auch gerne, aber denken sie mal bitte, Frauen was erleben müsste, Mann, Kind, Haus vorbereiten, alles, Hausaufgaben, wie schaffe ich das. Es kommt nicht in den Kopf. Wie mache ich das, die gehen in Sprachkurs, die Frau erzählt, erzählt, erzählt, die verstehen gar nichts, und wenn sie was fragen wollen, dann schämen sie sich. Verstehen Sie?
MA: Ja.
TB: Da gibt es auch andere Thema. Die Frauen haben kein Selbstbewusst, die müssen zu Sprachkurs gehen, die verstehen es nicht, und wenn sie fragen wollen, dann schämen sie sich. Ist auch andere Thema.
MA: Also inzwischen glaube ich, es müssten, so Frauen wie Sie müssten die Lehrerinnen werden von diesen Frauen, damit Sie sie wirklich stärken können.
TB: Sie stärken und von…
MA: Ja wirklich, das denke ich wirklich. Weil das sind ja so bekannte Probleme und ich denke, das kann sich nur lösen, wenn wirklich auch die Person, mit denen die dann zu tun haben, auch ihre Problem kennen und auch...
TB: Kennen, genau.
MA: Damit eher sie dann stärken können.
TB: Richtig.
MA: Und nicht eher noch mehr verunsichern.
TB: Bei uns gibt es ein Sprichwort: Ein Mann ist vom Dach runtergefallen, die Leute kommen "Was ist passiert? Was ist passiert?", der Mann liegt halb tot, sagt er: "Bring mir eine von den Dach gesprungene Mann, dann kann er mir erzählen, was ich habe." Weil er kennt meine Probleme. Was soll ich da erzählen, ich bin von Dach gesprungen und ich liege tot, halb, hier, und ihr kommt und fragt mich "Was ist los?" - da kann ich nur sagen bring mir eine vom Dach runtergefallene Mann, dann kann ich das sagen. Verstehen Sie, das ist ein schönes Sprichwort von den türkische. Ich benutze sehr gerne dieses Sprichwort. Man kann sich gegenüber den Leuten nicht verstehen, wenn sie dieses Problem nicht kennen.
MA: Ja.
TB: Wenn du den Problem kennst, dann kannst du leichter akzeptieren. Auch wenn du nicht akzeptieren willst, auch nicht verstehen kannst, kannst du ein bisschen weniger, auch zu Kleinen, weniger. Immerhin. Wenn ich meinen Namen sagen will, kannst du mich nicht so blöd anschauen, dann verstehst du mein Name. Verstehen Sie? Weil es gibt auch z.B. Schwierigkeiten, es gibt so Sprache, türkische Sprache so schwer den Nachnamen zu sagen, auch gegenüber den Deutschen. Man fragt dich tausendmal. In diesem Moment könntest du sagen: "Können sie bitte auf den Zettel schreiben, ich kann sehr wenig verstehen." Wenn die Frau nicht denkt, können sie das dann denken? Verstehen Sie. Gegen, miteinander verstehen sich die Leute nicht. Die Frau erzählt immer seinen Nachnamen, die Beamte versteht sie nicht, und da ist eine Grenze, sie nerven sich. Das ist ein kleines Problem, aber ein großes Problem geworden, weil die sich miteinander nicht verstehen. Ein Schritt muss jemand machen. Wer macht es? Weiß ich nicht, aber jemand muss den Schritt machen. Wenn ich ehrlich bin, die ausländische Leute Selbstbewusstsein haben sie sehr wenig und deswegen wäre sehr toll – ich sage nicht, dass sie machen sollten, die Beamte oder den anderen Deutschen, nein, ich kann denen nicht auch zu viel Mühe geben und dass die so viel alles machen für uns, nein, das sage ich nicht – aber bisschen Schritt abgeben. Dass die Leute zeigen können: Okay, wir sind bei euch. Wir helfen gerne, aber ihr müsst mitmachen. Aber den Geschmack einfach den Leuten gegenüber geben, dass die Leute Selbstvertrauen bekommen können und einfach mitmachen könnten. Aber wenn sie einfach so einen Druck… die Leute reden nicht mal mit ihrem Gesichtsausdruck. Sie schreiben okay, dein Name, Pass, des und des. Sie kucken nicht mal, das ist unhöflich. Egal wer ist es… egal wer. Ich bin in eine Behörde und ich hätte gern, dass die persönlich Leute mich beobachtet, auch wo ich die Sprache habe, beobachten mich nicht. Kucken mich nicht. Ich sage nicht jede Mensch das machen sollte, aber wo in die Behörde arbeiten, sollten es eigentlich bisschen kontaktfähig sein.
MA: Wo sie doch mit so vielen Menschen zu tun haben.
TB: Genau. Ich meine nicht, dass jeden Tag mehr lächeln sollen, nein, um Gottes Willen, ich arbeite auch und ich verstehe auch wie man arbeitet. In diesem momentan wie man arbeiten sollte, das verstehe ich auch, ich bin nicht die ganze Zeit zu Hause und ich kenne den Menschen nicht. Nein, seit dreieinhalb Jahre habe ich tausend Menschen kennengelernt. Aber wenigstens so einen kleinen… ich will nicht, dass sie mehr lacht oder mit mir spricht, ein Blick reicht mir. Was ich nicht fühle hier, wenn ich… wo bin ich? Bin ich Ausländer, gell, ja. Verstehen Sie was ich meine?
MA: Jaja, absolut. Ich kenne auch die Ausländerbehörden, ich kenne das selber alles…
TB: Ich sage nicht nur in der Ausländerbehörde, aber...
MA: Ja, aber da ist es besonders…
TB: Genau, besonders.
MA: Da ist eine besondere Atmosphäre sag ich mal [lachen].
TB: Genau.
MA: Ja, wir sind auch bald fertig. Ich habe noch eine Frage noch oder ist es schon zu spät?
TB: 12 Uhr, äh 16:12. Ich werde den Kleinen abholen dann später.
MA: Ja, weil Sie haben ja..
TB: Genau.
MA: Noch eine kurze Frage.
TB: Ja.
MA: Haben Sie es jemals bedauert, dass Ihre Eltern die Entscheidung getroffen haben herzukommen und dass Sie deshalb jetzt auch hier sind, also…
TB: Ja.
MA: Bedauern Sie das? Oder haben Sie das bedauert und bedauern Sie es jetzt oder ist es jetzt anders?
TB: Am Anfang habe ich sehr bedauert, dass ich in Deutschland bin, warum wir nicht dort gelebt haben. Wo sind wir, hier ist nicht schön, ich will es nicht mehr hier leben, was soll ich hier machen. Ich habe sehr stark bedauert, wo ich klein war. Ich wollte unbedingt wieder nach Hause gehen. Nach Hause! Denken Sie. Ich bin bei meine Eltern, aber ich sage nicht bei meine Eltern nach Hause, sondern in die Türkei nach Hause. Aber später, später, wo ich daran gewöhnt habe Umgebung, neue Freunde, Schule, dann fühle ich mich jetzt hier Heimat, in der Türkei bin ich Ausländer. Das ist auch andere Thema. Wenn ich nach Türkei gehe dann: Ah, die Deutsche ist da. Oder Deutsche ist da. Die akzeptieren mich nicht wie ihre eigene türkische Leute. Die kucken mich auch wie eine Ausländer. Ich bin Ausländer für die. Andererseits bin ich hier meine Heimatland, auch in der Türkei Heimatland, aber hier hätte ich gern weitergelebt. Ich will mir jetzt eine deutsche Pass, Antrag stellen, das will ich gerne machen, aber ich habe andere Seite wieder Frage: Wie mache ich das, was mache das, wird es funktionieren, wird es nicht funktionieren, werde ich wenn ich älter bin nach Türkei gehen würde, was passiert? Dann habe ich auch tausend Fragen. Ich bin in einem, bestimmt bei vielen Ausländern ist es so, in einem Kreis, wissen selber nicht, wohin sie gehören. Die wollen eigentlich irgendwo gehören, aber die können nicht. Die geben sich sehr viel Mühe, aber klappt es nicht. Egal wo sie sind, auch in der Türkei auch in Deutschland. Aber es gibt auch sehr tolles Türken, Nasan Eckes, wo sie sich hier sich als Bürgerin gemeldet hat, wo sie im Mädchentreff arbeitet und es gibt so viele ausländische Leute, wo es ganz höheren Leute arbeiten, Anwälte, bei der Polizei, bei der Ausländerbehörde, bei der Arzt. Es gibt so viele türkische Leute, wo sie ganz höher gearbeitet haben. Das finde ich auch ganz toll. Ich freue mich, ich fühle mich dann… okay, ich kann mich auch noch mehr höher machen. Ich kann mich auch mehr tun. Weil, es gibt meine Generation da oben… verstehen Sie?
Es gibt mir dann Mut.
MA: Und das werden Sie bestimmt. Also wenn Sie jetzt in der kurzen Zeit hier so viel auf die Beine gestellt haben.
TB: [lacht]. Ich wünsche mir. Wenn ich auch nicht so große Sachen machen werde, aber für mich sind die Sachen, die ich gemacht habe, groß. Ich fühle mich auch gut.
MA: Super, also ich danke Ihnen sehr.
TB: Gerne.
MA: Dass Sie sich die Zeit genommen haben.
TB: Gerne.
MA: Und ich fand es sehr interessant und vielen Dank.
TB: Ich freue mich, wenn ich helfen kann.
Produktionsbeteiligte:Interviewerin: Maria Alexopoulou
Playing time:1:33:34
Ton:nur
Angaben zum Erwerb:D 51
Alte Signatur:Zugang 9/2014 Nr. 5
 

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Permission required:Keine
Physical Usability:Uneingeschränkt
Accessibility:Öffentlich
 

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