Inhalt_AV: | Maria Alexopoulou [i. F. MA]: Heute ist der 22. Oktober 2012. Wir befinden uns in der Wohnung der Familie Karaköçek in Der Weidenweg 31, in Mannheim-Käfertal. Mein Name ist Maria Alexopoulou und ich interviewe im Rahmen des Oral History Projekts „Alle Wege führen nach Mannheim“ Herrn Mehmet Karaköçek. Herr Karaköçek, sind Sie damit einverstanden, dass dieses Interview aufgenommen wird? Mehmet Karaköcek [i. F. MK]: Ja. MA: Vorab würde ich Sie gerne fragen, wie lange Sie schon in Mannheim leben, bzw. seit wann? MK: Ich lebe seit, also genau gesagt, Moment, 28. März 1973. MA: Sind Sie nach Mannheim und auch nach Deutschland direkt nach Mannheim gekommen? MK: Genau, genau. Auch hierher. In dieses Haus. MA: Ach in dieses Haus? MK: In dieses Haus, ja. MA: Okay. Dazu kommen wir noch, interessant [lachen]. Und Ihre jetzige Staatsbürgerschaft, oder Ihr jetziger Status, den Sie haben? MK: Deutsch. MA: Deutsch. Und Ihr Beruf? MK: Ich habe Schlosser gelernt, arbeite aber im Logistikbereich. MA: Bei Mercedes dann hier? MK: Bei Mercedes, ja. MA: Gut. Dann würden wir mal so in die Vergangenheit, also noch mehr in die Vergangenheit gehen, und ich würde Sie bitten mir so ein bisschen zu erzählen, wann und wo Sie geboren sind, über Ihren Herkunftsort, über Ihre Eltern, Ihre Familie. Soviel ich weiß sind Sie ja auch als Kind mit Ihren Eltern gekommen, mehr oder weniger? MK: Ja, mehr oder weniger, ja. MA: Dass Sie da vielleicht so ein bisschen… MK: Ja. Also geboren bin ich in Anatolien, Sivas, Diviri [?] ist ein Vorort, beziehungsweise Provinz, 1961. Bei uns ist ja so, damals die haben nett genau en Datum gehabt. Vielleicht wissen Sie das auch. Ja, so wie sie erzählen meine Eltern, ich bin 1959 Silvester zu [19]60 geboren. Also ein Jahr verliere ich mehr oder weniger jetzt in Deutschland sozusagen von der Rente. Ja, und ich war dann zwei Jahre in der Schule, glaub ich, in der Grundschule in irgend so ein Dorf – hatte das überhaupt eine Schule, kann das sein? Mit sieben Jahren dann nach Istanbul, da habe ich dann bis zwölftes Lebensjahr habe ich dann in Istanbul gelebt und dann, wie gesagt, [19]73 dann hierher. Mein Vater ist ja schon in den sechziger Jahren hierhergekommen und meine Mutter war mit meinem kleinen Bruder, jüngeren Bruder, ein, zwei Mal war sie da und ist dann wieder zurück, weil sie wollte uns eigentlich nicht alleine lassen, sag ich mal. Irgendwann hat… ich habe immer drauf gewartet, mein Vater ist ja ein Mal im Jahr ist er in Urlaub gekommen. Das hat mich wirklich sehr, sehr gefreut. Der hat uns schon viele Sachen mitgebracht. Damals als Kind, ich habe ein Fahrrad gekriegt zum Beispiel, das war für mich schon was Tolles, war anders. Die anderen Kinder hatten ja so was nicht, ich war der einzige, der bei uns in der Gegend mit dem Fahrrad rumgedüst hat. Ich habe extra noch, da war so ein älterer Herr damals, hat so ein paar Fahrräder gehabt, der hat sie geliehen. Da durfte man da ein paar Runden drehen für umgerechnet damals zehn Cent, glaube ich, oder Penning, Pfennige. Dann habe ich schon Fahrradfahren gelernt, weil ich gewusst hab, mein Vater bringt mir ein Fahrrad mit. Das war toll. Ja, irgendwann hat dann meine Mutter gesagt, „Also das ist ja nix, wir sind hier und Du bist dort, hin und her“, und dann haben wir uns entscheiden, dass wir dann mit vier Kindern, hochschwanger war sie, hierhergekommen sind. Eine Woche später ist dann mein jüngster Bruder hier in Mannheim auf die Welt gekommen. MA: Also Ihr Vater war in Mannheim schon? MK: Mein Vater ist gekommen nach Zündholz, glaub ich, in Heidelberg. Und irgendwann ist er dann in Mannheim gelandet und da ist er dann geblieben. MA: Wo hat er da gearbeitet dann? MK: Der hat bei der Firma Silbernagel gearbeitet, das sind die Autobahnabsperrungen machen die, Firma Silbernagel. Da hat er als Elektriker gearbeitet. Und irgendwann nach einem Herzinfarkt, ist er dann Frührentner geworden. Jetzt lebt er in der Heimat, dort, wo er geboren ist, und Sie werden es nicht glauben, dem geht es super. Ich habe gestern mit ihm telefoniert, die kommen, sind gestern nach Istanbul zurückgekehrt, weil Winter verbringen sie in Istanbul. Wenn es Frühjahr ist, dann fahren sie schon wieder nach Anatolien, da hat er auch noch ein Haus und da fühlt er sich wohl. MA: Also mit Ihrer Mutter dann auch? MK: Mit meiner Mutter, jaja. Meine Mutter hat nie gearbeitet. Die hat so viel zu tun gehabt mit fünf Kindern. MA: Fünf! MK: Jaja, fünf Kinder. Ich bin der älteste, ich habe noch ‘ne Schwester, die nach mir kommt, und dann noch drei Brüder. Der eine ist neben mir, mein Nachbar, der ist bei der MVV Meister, und vor ihm kommt noch einer, der wohnt in der Stadt, der hat so eine kleine, so einen Laden hat er, kleinen. Und unser Jüngster ist in Feudenheim, meine Schwester ist in Vogelstang. Also wir sind hier alle in der Nähe, nett so weit weg voneinander. Ab und zu sehen wir uns, aber meistens aber telefonieren. Von der Zeit her passt halt nett so. Ja. MA: Ja. Und der Vater war damals mit einem Anwerbevertrag gekommen oder? MK: Ja, ja. Der hat sich irgendwann in den Kopf gesetzt, bzw. vom Dorf ist er nach Istanbul, um arbeiten zu können, und dann irgendwann hat er gesagt, mit dem was er verdient kann er keine Familie ernähren, weil bei uns war so, er war der jüngere Bruder, der ältere Bruder ist geblieben, zusammen Haushalt, bzw. das Haushalt im Dorf gehabt und mein Vater musste dann nach Istanbul, um zu arbeiten, um die ganze Familie mehr oder weniger zu unterstützen. Und das hat ihm halt nicht gereicht irgendwo, hat er gesagt nein, das ist doch… Und dann hat er gehört, dass man nach Deutschland sich bewerben muss und gehen kann, und er hat sich dann in die Liste eingetragen, eintragen lassen, und irgendwann, ich weiß gar nicht, das habe ich gar nicht mitgekriegt [lacht]. MA: Aus Erzählungen dann. MK: Jaja. MA: Und als er gegangen ist, da waren Sie praktisch noch… oder da waren Sie schon geboren, aber ein kleines Kind? MK: Ja. Mein dritt-jüngster, ne der vierte sogar war auch schon auf der Welt. Der kam ja, damals kam er, so hat meine Mutter erzählt, öfters. Wahrscheinlich von der Heimat so lange weg, am Anfang war‘s wahrscheinlich zu schwierig, denk ich mal. Weil die haben es ja ziemlich schwer gehabt, da die Sprache gefehlt hat bei dene. Gut bei mir hat es auch gefehlt, aber als Kinder ist es wahrscheinlich, war anders, denke ich mal, doch ich habe es ja erlebt, war anders. Wir waren in einer Klasse mit mehreren Nationen, also von Türken, Griechen, Italienern, Jugoslawen damals war voll die Klasse. Keiner hat den anderen nicht verstanden, aber wir waren in einer Klasse. Die Lehrerin war Türkin, die hat aber Deutsch unterrichtet. Das war so eine internationale Klasse, die hieß sogar internationale Klasse. Und da haben wir… MA: Das gab es eine Zeitlang, zu der Zeit. MK: Ja. Ich habe noch Kontakt zu meiner Lehrerin, die ist für mich wirklich Super-Lehrerin gewesen damals, die hat uns viel unterstützt. Die hat auch mit Zwang, sag ich mal, also mit Strafe, das heißt wenn wir Türkisch gesprochen haben, mussten wir eine Mark bezahlen. Das war ja damals für uns viel Geld, also haben wir‘s gelassen. So mehr oder weniger war gute Idee, fand ich. Irgendwo denke ich, wenn sie das nicht gemacht hätte, hätte ich heute ja nur Türkisch, also kein Deutsch gekonnt. Da es viele Türken waren, haben wir ja unter uns in der Pause doch wieder Türkisch geredet. Aber sie hat immer gesagt, „Jungs“ – oder Kinder – „versucht mal mit zu reden, auch wenn es falsch ist, egal, redet“. Und so war es auch. Irgendwann bin ich in eine deutsche Klasse gekommen, so ging es halt weiter. Ja. MA: Vielleicht nochmal zurück. Als Sie dann, also Sie haben gesagt, Sie gingen vom Dorf nach Istanbul erst mal, und dann von da nach Deutschland. Haben Sie damals, sicherlich hatten Sie ja schon eine Vorstellung irgendwie von Deutschland. Von den Sachen, die vielleicht Ihr Vater erzählt hat auch oder hatten Sie überhaupt eine Vorstellung? MK: Ich hatte überhaupt keine Vorstellung, weil, wie wir dann gekommen sind, das erste, was ich ihn gefragt habe, weiß ich heute noch, „Lebt hier überhaupt jemand?“ Weil, das werden Sie wahrscheinlich auch von Griechenland genauso kennen, unsere Mentalität ist ja mehr auf der Straße zu sein, also so ist es bei uns üblich. Dass man, egal wie, auf der Straße ist. Dass man den Nachbarn sieht, da ist halt Leben. Da war alles tot, da war nichts, da war gar nichts [lacht]. MA: Und Sie haben dann gleich hier gewohnt, also hier…? MK: Wir haben dann gleich hier gewohnt, oben. MA: Okay, also Ihr Vater hatte hier die Wohnung schon? MK: Die hat er gemietet gehabt hier oben. Wir haben Glück gehabt, dass hinten raus – Sie haben es gesehen, Garten – dass wir dann so einen großen Garten hatten und Obst, Obstbäume und grün. Wir waren, soweit ich mich erinnern kann, fast einen Monat nicht aus dem Haus, also nicht draußen. Wir waren nur im Garten, weil wir nicht gewusst haben, wohin. Vater ist fort zur Arbeit und irgendwann samstags wurde eingekauft und da bin ich meistens mit als ältester Sohn, das war‘s. Aber dann mussten wir ja Schule und so ging es dann… also war doch besser. Dann ist man raus gekommen, dann hat man Leute kennengelernt, dann hat man sich immer rumgedreht, wenn… Das werde ich nie vergessen, wenn ich mit meinem Vater in Mannheim in einem Geschäft drin war und irgendein türkisches Wort gehört, das war echt [lacht], das hat mir wirklich gut getan damals. Und heute ist bisschen doch anders geworden, weil keine Ahnung, wir haben von der Zeit her, von [19]73 bis jetzt hat sich viel geändert. Der Ruf, der Ruf der Türken ist – meiner Meinung nach – sehr schlecht geworden. MA: Das war damals anders, also…? MK: Das war damals anders, ja, also wenn wir jemand – Nachbarn z.B. - wir haben nette Nachbarn gehabt, die und noch eine, die war Kindergartenlehrerin, eine sehr, also wirklich tolle Frau. Die hat, wie soll ich sagen, ich habe sie kaum damals verstanden, aber später natürlich schon, die hat jahrelang hier gewohnt. Sie war sehr nett, sie hat uns richtig, richtig mit Armen so, empfangen, und erzählt, es war super. MA: Also eine Deutsch dann? MK: Das war eine Deutsche, jaja, jaja. Wir waren die einzigen Türken hier. Über die Straße war noch eine Nachbarin und dann kam noch eine Familie dazu, dann waren wir drei, vier türkische Familie waren wir dann da. Da haben sie dann schon wieder, ja mehr oder weniger so eine Clique gebildet, die waren nur dann unter Türken. Gut, die Nachbarn hat man eigentlich auch so gewunken oder eingeladen, wenn sie Fladenbrot gemacht haben, in der Richtung, wenn sie irgendwas gefeiert haben, haben sie immer die Nachbarn geholt, war überhaupt kein Problem hier. Wir hatten Glück gehabt, also sag ich, kann ich also behaupten, wir haben wirklich Glück gehabt, was die Nachbarn anging. Unser Vermieterin, ja, die war schon damals schon ein bisschen älter, und die wollte schon ein bisschen ihre Ruhe haben, da hat sie… MA: Hat die dann auch hier gewohnt im Haus? MK: Die hat hier unten gewohnt und dann hat sie immer gesagt zu meiner Mutter, ob sie die Kinder nicht ein bisschen ruhiger oder nach hinten schicken kann. Da hatte man schon mit derer ein bisschen Schwierigkeiten. Gut, ist alles vorbei. MA: Und dann, wann sind Sie dann in die Schule gekommen, als Sie dann hier waren? MK: Nach einem Monat sind wir dann in die Schule gekommen, hat uns der Vater mitgenommen, und da… MA: Wo war das dann…? MK: Die Käfertalschule. MA: Ah, da gab es dann diese Klasse auch? MK: Ja, Käfertalschule, ich weiß nicht ob Sie es kennen, Käfertalschule. MA: Vom Namen her, wo es genau ist weiß ich nicht. MK: Und da gab es eine internationale Klasse, wie gesagt, wie ich vorhin erwähnt habe, und da waren ja alle Nationen drin sozusagen. Und da habe ich…, ja. MA: Wie war das überhaupt für Sie, plötzlich mit so ganz vielen verschiedenen… MK: Jaja, aber irgendwann… Am Anfang war es schwierig, klar am Anfang ist man, ob man will oder nicht, unter die deutschen, äh, unter die türkischen Schüler, aber sobald man die Sprache ein bisschen verstanden hat oder so halbwegs, da hat man schon Kontakt gesucht zu denen anderen. Ich habe zum Beispiel sehr viele griechische Freunde gehabt. Die haben mir so ein bisschen ein paar türkische sag ich, Griechisch beigebracht. MA: Schimpfwörter wahrscheinlich [lacht]. MK: Eigentlich nicht, nein, ja mehr oder weniger doch… MA: Nicht? Das ist oft so [lacht]. MK: …aber auch gute Sachen. Da waren welche, die haben auch Türkisch gekonnt, das war natürlich noch besser. Griechisch, Türkisch, Deutsch gemischt, war schön, ja. Ich habe noch ein paar, zu manchen habe ich noch Kontakt. Es war schön da, die Zeiten. MA: Und wie lange waren Sie dann in dieser internationalen Klasse? MK: Da war ich eineinhalb, fast zwei Jahre war ich da. [19]73 bin ich reingekommen, Ende Anfang [19]75 bin ich dann zu einer deutschen Klasse, also Friedrich- Ebert-Schule bin ich dann gekommen. Die haben mich dann in eine Klasse reingesteckt, weil ich von der Sprache her war ich nicht fit, nicht so wie jetzt. Schon, aber nicht so fließend wie ich jetzt… Ich kann behaupten, ich kann jetzt, denke ich mal, schon etwas besser. Ja, da wurde ich schon ein bisschen gehänselt. Die Kinder, bzw. die Mitschüler, wenn sie gemerkt haben, „Aha, den kann man schon, weil er sich eben von der Sprache her nicht so gut wehren kann“, Mädels meistens, die Mädchen haben mich dann ein bisschen rumgeärgert. Ja, aber das ging dann schnell vorbei und dann war wieder okay, ja. MA: Waren Sie dann der einzige in der Klasse? MK: Ich war der einzige in der Klasse, ja. Damals war ja, war schon seltsam, war der einzige. In der Schule nicht, aber in der Klasse war ich der einzige. In den anderen Klassen waren auch meine Schwester, meine Brüder waren noch da, und da waren auch die Nachbarskinder noch da. Aber in meiner Klasse war ich der einzige. War schön, schöne Zeiten. MA: Wie war das, aber dass Sie auch Ihre Freunde in der Türkei… Aber da hatten Sie ja sowieso schon vom Dorf nach Istanbul gegangen, da denke da hatten Sie sowieso schon vorher Abschied gehabt so ein bisschen… MK: Abschied? MA: Oder war das gar nicht so? MK: Nee, es hat geheißen wir gehen nach Deutschland. MA: Das war gar nicht so bewusst? MK: Ne, ne gar nicht, gar nicht. Vielleicht hab ich gedacht, ich geh und komm wieder zurück, aber so war es nicht. Es hat ein Jahr gedauert, glaube ich, bis wir… ach, da habe ich mich gefreut. Da hab ich mich richtig gefreut. Ich denke mal als Kind hat man schon dieses Umfeld und Umgebung schon vermisst, in Istanbul. MA: Also in Istanbul haben Sie dann das Dorf vermisst oder Sie haben Istanbul dann vermisst? MK: Dorf habe ich überhaupt nicht vermisst. MA: Das überhaupt nicht, okay. MK: Nein. Weil Sie sind ja nicht irgendwo im fremden Land, sondern in einer Großstadt. Von Dorf, Provinz nach Großstadt. Da hatte ich überhaupt keine Probleme. Ab und zu mal sind wir auch nach Dorf gefahren, ja, aber war nicht so ein großer Unterschied zwischen Istanbul, bzw. Türkei nach Deutschland zu kommen. Das war schon anders, da fliegt man ja hin, ja. MA: Sind Sie damals geflogen, sind Sie mit dem Flugzeug gekommen? MK: Jaja, wir sind geflogen. Ich sag ja, meine Mutter war ja hochschwanger. Wir haben Glück gehabt, dass Sie mitfliegen durfte, weil nach einer Woche ist mein Bruder auf die Welt gekommen. Naja. MA: Das stimmt. Heutzutage, glaube ich, geht das nicht… MK: Nein, heutzutage wäre nicht gegangen, nein. Turkish Airlines, das war, ja. Ware schön die Zeiten, ja. MA: So in der Anfangszeit, was würden Sie sagen, war so, ja gut Ihr Vater, der war ja schon länger hier und kannte sich wahrscheinlich besser hier aus und was zu machen war und was zu tun war. Und für Ihre Mutter, können Sie das einschätzen wie das für sie so war in der Anfangszeit, oder hat sie da erzählt? MK: War schwierig, war schwierig, weil wir mussten immer auf meinen Vater warten, wenn irgendwas sein sollte. Einkaufen zum Beispiel, nichts, wir sind nicht mal aus der Tür raus da, weil wir nicht wussten, wohin. Bis irgendwann mein Vater gezeigt hat, dass da vorne so ein Coop hat es geheißen, dieser Lebensmittelmarkt. Da bin ich dann, da durfte ich dann mit so einem Fahrrad dann alleine hin radeln. Und irgendwann durfte ich noch mehr und mehr und mehr, so kommt man dann halt natürlich… ja, war dann okay. Irgendwann meine Schwester mit, die anderen noch mit. Irgendwann Führerschein und dann war es… ja. Berufsschule, dann war ich schon, ja. MA: Wie ging es dann weiter für Sie nach der Schule? MK: Nach der Schule bin ich, Sie werden es nicht glauben, für ein Jahr nach Istanbul zurück. Es hat geheißen, ich müsste in Istanbul bleiben. Mein Vater hat so einen Laden gehabt mit seinem Neffen und da sollte ich mithelfen. Da war ich ein Jahr in Istanbul. MA: Aus eigenem Willen? MK: Nein, gezwungenermaßen. MA: Also Sie wollten dann eigentlich gar nicht? MK: Ja, ich wollte gar nicht. Da haben wir alle nicht viel telefoniert, gab es ja eigentlich kein Telefon bei uns. MA: Wann war das dann, wo Sie dann in Istanbul waren das Jahr? MK: Ich war sechzehn. MA: So jung? MK: Jaja, sechzehn, das heißt [19]76 rum, oder [19]77 rum, [19]78 rum, glaube ich, bin ich wieder zurück. Und irgendwann habe ich meiner Mutter geschrieben, „Ich halte nicht mehr aus, entweder kommst Du oder holst Du mich“. Nicht zu meinem Vater, sondern meiner Mutter. Und dann kam der Brief, „Du fliegst an einem Tag wieder zurück nach Deutschland“. Da habe ich mich gefreut, wirklich, weil irgendwie ich hänge an meiner Familie. Auch heute noch. MA: Also das war, weil Sie mit Ihrer Familie zusammen sein wollten? MK: Jaja, klar. Und da war ich ja allein mit meinem Neffen, Cousin sozusagen, ja. MA: Und wie ging das damals? Da war ja schon der Anwerbestopp und ich glaube, da war es ja auch so problematisch mit der Familienzusammenführung oder war das? MK: Wäre ich ein Jahr länger geblieben, dann wäre es schwierig gewesen. MA: Ja, weil bis sechzehn glaube ich war das, gell? MK: Damals war es mit sechzehn. Da habe ich noch Glück gehabt, dass ich mich durchgesetzt habe, dass ich zurückfliegen durfte zu meinen Eltern. Und so bin ich dann wieder zurückgekommen. So, da habe ich ja verloren gehabt ein Jahr. Ohne Abschluss, ohne nichts. Was machst Du? Da bin ich zum Arbeitsamt, weiß ich noch, und die haben gesagt, ich muss entweder den Hauptschulabschluss nachmachen oder ich muss mir Arbeit suchen. Habe ich gedacht, „Ja, Arbeit suchen schön und gut, aber was mach ich dann später?“ Die haben gesagt, „Ja, Sie müssen sich entscheiden“. Und da habe ich notbedürftig arbeiten müssen. Da habe ich einen Job gekriegt, da habe ich gearbeitet als Maler. Und irgendwann habe ich gesagt, „Ne, das ist nicht der Beruf was ich, ich bin eher handwerklich, mehr am Metallbereich war ich interessiert und irgendwann bin ich wieder zum Arbeitsamt, habe ich gesagt, „Ja, das ist kein Job für mich, ich fühl mich da gar nicht wohl“. Und dann hat sie, okay, ob ich nicht so ein Jahr Praktikum mäßig, also im Metallbereich, und nebenbei mache ich dann meinen Hauptschulabschluss. Habe ich gesagt, okay. Da habe ich dann ein Jahr Praktikum, dann habe ich meinen Hauptschulabschluss nachgemacht, also gemacht, und danach habe ich Lehrstelle gesucht, war vergeblich, ich habe nichts gekriegt. Ob es an meinem Abschluss gelegen war, weiß ich nicht, ob daran, dass ich später gemacht hab, weiß ich auch nicht, ob es daran gelegen war, aber dann muss ich sagen, Arbeitsamt hat mir dann noch eine Chance gegeben, haben gesagt da ist eine Beruf-, BTC hat sich das genannt, das ist in der Gutenbergstraße, Wohlgelegen. Das waren zweijährige Berufe, also mit Abschluss, für die, die abgebrochen haben, die nichts machen konnten, mit denen war ich dann in einer Klasse, da habe ich zwei Jahre meinen Beruf gemacht, weil ein Jahr wurde anerkannt. Das heißt, ich habe dann meinen Gesellenbrief bekommen, ich habe sehr gute Ausbilder gehabt, muss ich wirklich sagen, was Schmieden angeht und Schlosserberuf, Aluminiumschweißen, was alles da zusammengehört. Ich habe aber viel mehr gezeigt gekriegt wie alle anderen. Ich habe Interesse gehabt am Schmieden, sehr große Interesse, der hat mir gesagt, „Ich bring Dir das bei“. Wenn ich Lust habe, immer wieder, war schön, war eine schöne Lehrzeit. Dann habe ich meinen Gesellenbrief gemacht, da ging es dann los. Da habe ich gleich Arbeit gefunden, wirklich, sobald ich ihn hatte, drei, vier Tage später habe ich eine Arbeit gehabt. Da war ich schon allerdings verheiratet. Ja. [lacht] MA: In der Zeit? MK: Da habe ich geheiratet gehabt, ja. Und das war eine sehr schwierige Zeit. Meine Frau ist aus Istanbul. Es war sehr, sehr schwer sie herzuholen. MA: Sie hatten Sie auch damals kennen gelernt, wo Sie dann in der Türkei waren? MK: Ja, ja. Und dann sie kam ja vorher hierher, und wo mein Sohn dann auf die Welt kam, mussten sie zurück, beide. Da muss ich sagen, Ordnungsamt Mannheim hat mir richtig, so richtig wehgetan. Haben sie mich… MA: Warum das? Wegen Wohnraum oder was haben sie damals? Weil damals war da so eine Diskussion mit dem Wohnraum und so. MK: Sie musste zwei Jahre warten oder drei Jahre sogar, wenn man verheiratet ist, muss man drei Jahre warten, um Familie zusammenzuführen. MA: Ja, okay. MK: Und ich habe alles versucht. Das einzige, was sie mir damals gemacht haben, hat er gesagt, „Ich mache Ihnen ein Weihnachtsgeschenk und lass Ihre Frau hierher fliegen“, wo sie noch schwanger war. Ja, dann habe ich – jetzt lache ich drüber, weil ich denke: Weihnachtsgeschenk. Und dann reden sie von Menschenrechte und was weiß ich was alles. Denke ich ne, das hätte ich mir nicht gefallen lassen müssen, hätte ich mir Anwalt nehmen sollen. Heute bin ich schlauer, heute würde ich mir so was nicht gefallen lassen. Auf jeden Fall musste sie zurück, und dann kam sie wieder und mein Sohn ist dann wieder hier auf die Welt gekommen, dann mussten sie wieder gehen. Das ist… [Handyton] Ich stelle es ab, Entschuldigung. MA: Soll ich kurz ausmachen? MK: Nein, ich hab… Ja, und dann habe ich eine Arbeit gekriegt, das war in Viernheim, das war so eine, Auspuffanlagen haben die hergestellt. Erst war ich bei der Produktion ein paar Wochen und dann hat mich der Meister gefragt, „Du hast doch Gesellenbrief, möchtest Du nicht bei dem Musterbau, zu Musterbau wechseln?“. So bin ich zum Musterbau gekommen und dann habe ich nicht lang gearbeitet eigentlich. Da kam ein Lehrling, war ein Türke, hat zu mir gesagt, „Ah, ich lern bald aus, werde aber nicht übernommen, ich gehe aber zum Benz“. Habe ich gesagt, „Okay, super. Vielleicht hast Du da mehr Glück“. Hat er gesagt, „Hast Du nicht Lust mitzugehen?“. Denke ich, „Was soll ich da? Da habe ich doch einen festen Vertrag, ich habe Frau und Kind, ich muss kucken, dass ich Geld verdiene“. Der hat mich wirklich überredet, dass ich bei Benz angerufen habe. Das werde ich nie vergessen, 1990. Ich habe am Donnerstag angerufen, hat der Personalchef zu mir gesagt, ob ich nicht morgen anfangen könnte. Habe ich gesagt, „Nein, kann ich nicht“. Und dann hat er gesagt, „Okay, Montag“. Habe ich gesagt, „Kann ich auch nicht“. Und dann hat er gesagt, „Wann können Sie?“. Habe ich gesagt, „Ich muss kucken, ich hab Arbeit, ich muss kucken, wann die mich freigeben können, und dann melde ich mich bei Ihnen“. Hat er gesagt, „Sobald Sie frei sind, kommen Sie“. Dann hat mich die Firma nicht gehen lassen. Ich weiß nicht warum, die haben mich nicht gehen lassen wollen. Und dann bin ich zum Betriebsrat, hab ich gesagt, „Hört zu, ich möchte nicht mehr bleiben, ich will auch nichts haben, wenn‘s geht, möchte ich ab morgen nicht mehr hier arbeiten“. Und dann habe ich ihnen natürlichen alles erzählt gehabt vorher wieso, weshalb, warum. Hat er gesagt, „Okay, wenn Du nichts haben willst, dann wird es leichter sein“. Habe ich gesagt, „Ne, ich möchte nichts“. Eine Woche später war ich schon beim Benz. Obwohl es ein Jahresvertrag war, habe ich riskiert. MA: Ah, das war erst mal nur ein Jahresvertrag? MK: Jaja. Weil ich ihm gesagt habe, „Okay, ich geh mit dir, ich komm“. Dann war seit [19]90, Februar, 12. Februar 1990, habe ich dann beim Benz angefangen und seitdem bin ich dort. Der musste leider gehen. Ja, hat er Pech gehabt, er musste wieder gehen nach einem Jahr. Ich durfte dann bleiben. Ja, ich habe am Anfang schon ein bisschen schwierig gehabt, auch von den Kollegen her, die… Ich habe das Gefühl gehabt, die waren dran gewöhnt, die Kollegen die vor mir, also die ältere, ja, dass sie für alles mit ja oder mit Nicken geantwortet haben, egal was es war. MA: Also die alten Gastarbeiter sozusagen? MK: Sozusagen, genau. Aber ich kann nicht für irgendwas mit dem Kopf nicken, wenn es mir nett gefällt oder wenn es mir nett passt. Und das hat dene nicht gefallen. Dass der eine da gekommen ist, die Sprache beherrscht, und sagt, Nein. Das hat ihnen nicht gepasst, die haben mich nie leiden können sozusagen. Nett alle, aber manche schon. Ja. Ich habe mich mit Meistern sehr gut verstanden, ich habe nie Probleme gehabt. Ich meine des war mein Job, ich bin da acht Stunden rein, habe gearbeitet, und ich habe getan was sie oder die Arbeit getan, was der mir Meister gesagt hot. Des war‘s. Irgendwie gut, mit der Zeit lernt man die Leute kennen. Da kommt man sich doch ein bisschen näher, erzählt halt von privat und dann ging‘s, ging‘s, ja. Und dann irgendwann habe ich dann gewechselt zu Logistik, seitdem bin ich dann, seit sieben, acht Jahren bin ich bei Logistikbereich. Ich habe einen sehr guten Meister. MA: Und sind Sie da auch als Schlosser in der Logistik? MK: Nein, nein, nein, Logistik ist ganz was anderes. Hat mit meinem Beruf überhaupt nichts zu tun. Bin ich dann mehr oder weniger angelernt worden, läuft gut. MA: Da haben Sie jetzt in ein paar Jahren Jubiläum, 25-jähriges, oder? MK: In drei Jahren, ja. MA: Toll. Ja, Sie haben es ja schon angedeutet, so auch die Probleme ab und zu oder bzw. nein, ich wollte jetzt nochmal nachfragen, wann Ihre Frau dann letztlich dann kam. Nach diesen drei Jahren erst, oder haben Sie es dann geschafft sie vorher…? MK: Nein, ich habe dann schon ein bisschen Druck gemacht. Die ist dann – moment – [19]87 ist sie wieder zurück, nachdem Sohn geboren ist, [19]88 ist sie wieder glaube ich zurück. Ist sie dann wieder zurück, ja? Und da hatte ich ja schon, ich habe ja damals schon eigenes Geld verdient. Bloß ich hatte keine eigene Wohnung. Ich habe dann hier oben in einem Zimmer, da waren ja die ganzen Geschwister waren ja weg, nur der jüngere Bruder war noch da. Und irgendwann habe ich dann meinen Eltern gesagt, „Also Ihr müsst verstehen, ich muss jetzt ausziehen“. Da bin ich dann ausgezogen. Und da habe ich das erste Mal das Problem mit der Wohnung gehabt. Habe ich vorher nicht gekannt, wirklich nicht. Ich habe gesagt, „Was mache ich jetzt, ich kriege keine Wohnung!“ Die haben mir irgendwelche Wohnungen angeboten, zum Beispiel im Alzenweg, ich weiß nicht, ob der Name Ihnen… Das sind wirklich, gut, ich will jetzt niemanden schlecht machen, asoziale, ja, die herabgekommen sind, die halt, ja. Habe ich gesagt, „Da kann ich nicht mit meiner Frau hin!“ Wir haben Dusche gehabt, also die Wohnungen haben Duschen im Keller, das heißt wenn Sie duschen wollen, müssen sie mit Ihren Sachen in den Keller. MA: Was? MK: Jaja! Nicht gelogen, ja. Habe ich gesagt, „Ne, da bleibe ich lieber bei meinen Eltern“. Und der Ausländerbeauftragte der Stadt Mannheim, Helmut Schmidt damals, wir waren sehr gut befreundet. Ja. MA: Wie kam das? MK: Ja. Das kam weil ich beim Kanber Altıntaș, sagt Ihnen das was? MA: Mhm. MK: Der hat ja damals diese türkischen Volkshaus war er da im Vorstand sozusagen der Leiter. Und die haben sich auch gut gekannt. Und beim Kanber habe ich immer, bei irgendwelchen Veranstaltungen habe ich geholfen und dann beim türkischen Filmfestival habe ich dann immer wieder mitgewirkt sozusagen, mehr oder weniger die Leute geholt und hin- und hergefahren. Mache ich ja heute noch. Dadurch habe ich dann Helmut Schmidt kennengelernt, und irgendwann hat er gesagt, „Wir duzen uns, fertig aus“. Und dann kam mir die Idee, ich habe gesagt, „Warum frage ich mal nicht den Helmut, ob er mir bei der Sache helfen kann“. Ich habe einen… das ist irgendwie komisch, donnerstags oder freitags habe ich ihn angerufen, dann hat er gesagt, „Mehmet, ich ruf Dich zurück“. Und dann kam ein Anruf, oben, dann hat er gesagt, „Mehmet, hast Du Zeit am Montag Dir eine Wohnung anzukucken?“ Meine Frau die war, ach Gott. Die war happy! Hat er gesagt, „Egal was ist, bitte, bitte, bitte, lass uns diese Wohnung angucken“. So sind wir dann hin, mit einem Anruf habe ich die Wohnung gehabt. Ich habe, ich bin sehr dankbar dem Helmut Schmidt, wirklich, sehr dankbar. Das war ein Freund. MA: Und wo sind Sie dann hingezogen? MK: Da bin ich in K2. MA: Ah, in die Stadt dann. MK: In die Stadt, neben Karstadt. Da war zwar ganz, also im vierten Stock, aber war uns egal. Wir haben unsere Wohnung eingerichtet, war super. Und irgendwann sind wir dann – ich muss sagen, ja gut, ich habe zwar gut, damals gut verdient, aber die Wohnung war schon teuer. Da sind wir dann zurück nach kleine …. [???], hier in der Nähe gewohnt. Da kam der zweite Sohn auf die Welt, da war es wieder zu eng vom Wohnraum her. Und in der Zeit wollten meine Eltern zurück. Da habe ich gesagt, „Weißt du was, Frau? Wir nehmen die Wohnung. Da ist Garten, die Kinder können sich austoben, wir haben Platz, nebendran ist mein Bruder“, der hat das schon gehabt. Habe ich gesagt, „Ist doch nicht verkehrt. Die Kinder sind dann zusammen, können zusammen aufwachsen, und da hast Du auch jemand, wenn was sein sollte und so“. Und dann hat sie gesagt, „Ja, aber die Wohnung ist ja…“, war sie ja ohne Heizung. Habe ich gesagt, „Kann ich doch mit dem Vermieter reden, wenn wir da einziehen, ob da was zu machen ist. Und wir wissen nett e mol, ob wir die Wohnung kriegen, wir müssen den erst fragen“. Da habe ich ihn gefragt hat er gesagt, „Kein Thema, wenn die Eltern gehen, könnt Ihr alles übernehmen“. So war es auch und dann hat er gesagt, „Ja, lasse ma Heizung einbauen“. Und so haben wir Heizung reingekriegt oben in die Wohnung, bisschen renoviert. Wir haben schöne Zeit gehabt. Und irgendwann, vor zwei Jahren, ist seine Mutter, die unten gewohnt hat, verstorben. Und wir haben aber schon vorher Interesse gehabt, vor fünfzehn Jahren etwa, die Wohnung zu kaufen, also das Haus zu kaufen. Und dann habe ich den Vorschlag gemacht, dass die Mutter drin bleiben kann, solange sie lebt und das wollte er nicht. Und irgendwann, wie sie dann verstorben war, habe ich gesagt, okay. War schwierig, war sehr schwierig, weil er gewusst hat, wir wollen das Haus haben und dann ist er mit dem Preis ziemlich hoch. Hin und her, hin und her, bis ich ihm bewiesen habe, dass es also von der Umgebung her das Geld nicht wert ist, was er da verlangt, dann hab ich gesagt, „Ja, Pech gehabt“. Mit so viel hin und her haben wir es doch geschafft. Ja, bisschen renoviert. Ist noch viel Arbeit, haben Sie ja gesehen. MA: Aber innen, sehr, sehr schön. MK: Ja, Danke. MA: Und Sie wohnen mit Ihren Kindern dann jetzt auch hier? MK: Und dann habe ich gesagt meinen Kindern, das war, da ich Wohnung gesucht hab und nichts gefunden hatte damals, ich habe wirklich, bis ich auf den Helmut Schmidt kam. MA: Worauf führen Sie das zurück, also schon irgendwie…? MK: Dass meine Kinder das nicht durchmachen müssen, habe ich gesagt, „Ne, die untere Wohnung kriegen meine Kinder und oben wohnen wir, so soll es sein“. Und die Kinder haben gesagt, natürlich, gerne. Wie gesagt, mein älterer Sohn ist fünfundzwanzig, die haben ein gemeinsames Wohnzimmer, gemeinsame Küche und jeder hat sein eigenes Zimmer. Ja, der Jüngere, den haben Sie ja gesehen, der ist noch in der Schule, ja. MA: Und der Ältere ist auch schon berufstätig oder…? MK: Nach dem Abi wollte er einfach nicht, der wollte einfach nicht studieren. Und er hat dann Ausbildung gemacht und er ist jetzt bei der BASF und er ist zufrieden. Okay habe ich gesagt gut. Der Jüngere ist noch auf dem Gymnasium, nächste Jahr muss er sein Abi machen, ich bin mal gespannt. MA: Und worauf führen Sie das zurück, dass Sie damals keine Wohnung gefunden haben, oder auch dass Sie ausgehen, dass Ihre Söhne dann Probleme hätten? MK: Ich denke mal, damals wo ich genau, in der Zeit, wo ich Wohnung gesucht habe, dass es so schwierig war als Türke eine Wohnung zu kriegen. Ja, ich weiß nich, wem seine Schuld es war, dass die Türken so schlechten Ruf gehabt haben. Mittlerweile wird es ein bisschen besser oder weniger, ja. Nach dem Sarrazin ist wieder schlechter geworden [lacht]. Aber ich muss sagen, das stimmt nicht, dass die Türken nur Obst und Gold verkaufen oder Dönerladen haben, die haben schon andere Branchen, wo sie ihre Tätigkeiten oder ihre Arbeit machen. Es sind noch vielleicht wenige, deshalb denkt man nur Dönerladen und Obstladen, mehr nicht. Das stimmt halt nicht so ganz. Das erste, was man sieht, das ist vielleicht das. Aber die haben auch andere Bereiche, wo sie studiert haben, Ärzte und Anwälte und mittlerweile, ja wirklich andere Berufe. Jeder, der sich in Deutschland wohl fühlt, der kuckt schon weiter. Bleibt nicht irgendwo stehen, der kuckt schon weiter. Bei mir war es halt nicht der Fall. Ich wollte schon, ja? Was mein Wunsch war, ein schönes Restaurant, aber wirklich türkisches Restaurant, wo man ohne irgendwas da reingehen kann. Gibt es hier leider nicht, weil ist mehr Fastfood. Aber so richtig ein Restaurant leider nicht. Aber, wie gesagt, das ist nur Wunsch geblieben, ich konnte es nie verwirklichen. Ja. MA: Aber es war ja tatsächlich so, dass so vor allem in den Achtziger, so seit Mitte der Achtziger und dann in den Neunzigern, da wurde das ja auch sehr stark so in der Öffentlichkeit wirklich, ja, dass es da so diskriminierende Diskurse gab über Ausländer, und dann im speziellen eben auch über Türken. MK: Ja, jaja. MA: Und in der Folge von dem, kann man ja auch sagen, dass es zu diesen ganzen rassistischen Morden auch in Mölln und in Solingen kam dann in den Neunzigern. Wie haben Sie das damals so erlebt? Sie haben das ja bestimmt auch mitverfolgt oder gelesen. MK: Jaja, auf jeden Fall. Ich muss wirklich zugeben, man kriegt schon Angst. Wenn man Familie hat sowieso. Aber ich habe immer gesagt, dort wo wir leben, weil wir auch schon lange da sind und die Umgebung und Nachbarn die kennen uns – die kennen uns ja auch – hatten wir nie Probleme. Wirklich nicht. Dass ich im Geschäft abends mal mit Kollegen mich da, was heißt gestritten, ja, über Ausländer, die Aussagen von denen mich aufgeregt hab, aber das war‘s dann. Vergessen, wie ich dann, ja, wieder zu Hause war oder auf der Straße war. Aber ich muss wirklich sagen, ich bin jetzt achtunddreißig sind das glaube ich jetzt, geht auf die neununddreißig Jahre zu so große Probleme als Ausländer nie gehabt, komischerweise. Ich weiß nicht, woran es liegt, aber ich habe auch viele deutsche Freunde, auch Familien, wo wir auch zusammen kommen, daran kann es eigentlich nicht liegen, aber ich bin ein offener Mensch, wenn mir irgendwas nicht gefällt sage ich schon, aber ich bin keiner wo direkt Streit sucht, wenn einer… Ja, wenn mich einer blöd anmacht, gehe ich meinen Weg. Wie heißt es so schön „Der Klügere gibt nach“ – da bin ich kein Feigling oder so, nein. Da denke ich lieber, ich hab Familie und ich will hier leben, ich muss mich integrieren, ja. Ich muss nichts aufgeben, aber leben kann ich hier. Das war‘s eigentlich, das war eigentlich diese, dass wir mehr genommen haben wie, ja wie die alle anderen, sag ich mal, die meisten. Das wird es sein, ja. Wir haben uns, ja, mehr oder weniger angepasst. Wir haben von unseren Werten nichts verloren, unsere Sprache können wir sprechen. Die Kinder reden eh gemischt mit mir oder mit Mama reden sie auch jetzt mittlerweile gemischt. Die haben am Anfang nur Türkisch geredet, das war auch nicht schlecht. Meine Frau hat darauf bestanden, ja, die haben die Sprache, so richtig die Muttersprache gelernt. Ich denke mal, die können es jetzt schon fließend, beide Sprachen. Obwohl sie… der Kleine war gar nicht, der Große war eins oder zwei Jahre in türkische Schule, wo sie in den Schulen haben in den freien Stunden. Und da kam er eines Tages zu mir und sagte, „Papa, ich gehe nie mehr in die Schule!“. Sage ich, „Warum nicht?“ „Naja Papa, keiner hört auf den Lehrer, die tanzen auf den Tischen rum, wir machen gar nichts, weil der Lehrer sie nicht im Griff hat“. Und seitdem wollte er nicht mehr, das war‘s dann [lacht], ja. MA: Sie haben es ja schon angedeutet ein paar Mal, auch mit der Wohnungssuche, dass es so schwer war. Hatten Sie auch andere Situationen, oder eben am Arbeitsplatz, wo Sie sich so als Migrant diskriminiert gefühlt haben, also wo Sie das Gefühl hatten ja, das ist jetzt weil ich ein, ja, weil ich eben nicht auf Anhieb als Deutscher jetzt anerkannt werde? Als Sie auch dann die Staatsbürgerschaft auch schon hatten? MK: Ich muss schon zugeben, manchmal hab, ob es richtig war weiß ich nicht, kann ich jetzt nicht entscheiden – vielleicht war es gar nicht richtig – manchmal schämt man sich, ja? Du bist jetzt Türke oder Ausländer da und du wirst da gehänselt oder blöd angemacht, warum? Aus welchem Grund? Ich habe keine andere Hautfarbe, nicht einmal, wenn ich jetzt eine andere Hautfarbe hätte, muss ja nicht schlimm sein. Man sollte Mensch bleiben. Wir sind Menschen! Fertig aus, ob ich schwarz bin oder weiß oder grün, wie auch immer. Normalerweise dürfte keine Rolle spielen. Ich weiß es nicht, ob das jetzt die Interesse oder wollten sie noch mehr wissen von mir, als Türke, weil sie nicht zu nah gekommen sind, weil sie nicht ein normales Gespräch geführt haben, sondern mich gehänselt haben. Wollten halt gleich sehen, wie ich darauf reagiere? Keine Ahnung! Aber manche waren in der Hinsicht ganz anders. Haben gesagt, „Mehmet, mach dir nichts draus, lass die dumm babbeln, Du weißt doch wie das ist, wir sind nicht alle so“. Und das hat mir dann Mut gemacht. Dann merkt man: „Aha, da sind ja auch noch andere Menschen, die ganz normal sind“, sag ich mal. Und so war es dann auch, wirklich. Und heute, wenn ich an die Gisela denke, ja… Ich meine, sie kennen Sie ja, deswegen habe ich jetzt die Gisela erwähnt. Ich habe viele Freunde. Ich habe sogar einen Freund, der kommt aus dem Osten. Der hat mich – uns – mitgenommen zu sich nach Hause, zu seiner Mutter, seinen Geschwister, hat er uns bekannt gemacht. Also ich – super, überhaupt kein Problem. Wenn sie jetzt erzählen, wenn sie jetzt immer sagen, naja, im Osten ist es schlimmer mit den Ausländern, ich denke mal, naja, das sind mehr oder weniger Mitläufer, und die wo keine Ahnung haben, vielleicht Arbeitslose. Ich will jetzt niemanden beschuldigen irgendwie in der Richtung, aber wenn man denen Menschen richtig, wie soll ich sagen, zugeht, offen ist, dann kommt schon auch ein bisschen was rüber. So denke ich, so denke ich, ja. MA: Vielleicht nochmal direkt zu Mannheim jetzt an sich. Ja, das hatte ich ja vorhin schon gefragt, also in Mannheim haben ja damals schon Migranten gelebt, und inzwischen ja, denke ich mal, im Laufe der Jahrzehnte hat sich das ja das Bild auch noch verändert oder haben dann auch noch mehr Migranten hier gelebt. Also ich weiß es nicht, haben Sie das so beobachtet und wie war das so, oder wie ist das so für Sie? Die Tatsache, dass es…? MK: Ja, schon, klar. Ich habe Ihnen ja am Anfang gesagt gehabt, man war schon irgendwo froh, wenn man was Türkisches gehört hat. Aber mittlerweile muss ich leider, leider das Gegenteil behaupten, weil es gibt sehr viele Familie, wo ich auch kenne, die sich – wie soll ich sagen – nichts draus gemacht haben, weder von Arbeit noch soziales Leben, Integration, was auch immer. Die sind immer noch so wie vor zwanzig Jahren oder dreißig Jahren, wo ich sie kennengelernt habe. Ich weiß nicht aus welchem Grund auch immer, ich denke immer die meisten damals noch, die erste Generation, wie sie gekommen sind, haben zehn Jahre oder zwanzig Jahre hier gelebt, die haben immer gedacht, ihr Dorf oder ihr Ding ist so geblieben, wie sie es verlassen haben, und sie müssen auch so bleiben, sie dürfen sich nicht ändern. Aber wenn ich überlege, ich bin irgendwo in Europa, in einem ganz anderen Land, da müsste ich mich nur ein bisschen… Ich muss ja nichts aufgeben, um Gottes Willen, weder Glaube oder sonst irgendwas, Tradition oder sonst irgendwas, muss ja nicht, das verlangt auch keiner. Aber ich muss auch zu diesem sozialen Leben hinein, ich muss schon mitmachen, mit-leben. Nicht irgendwo Ghettos bilden und es war ja so. Jungbusch und Neckarstadt, die haben ja richtig Ghettos gebildet, da waren nur die Türken. Aber irgendwann haben sie gesagt, das sind dann wieder die so wie ich, so denke wie ich, sind dann raus auch zu den deutschen Familien, gute Freundschaften angeschlossen, die mit nach Türkei mitgenommen, Urlaub. Und so ist es natürlich dann hat sich dann das ganze entwickelt. Aber um zurückzukommen zu denen, die sich eingekapselt haben, die sind immer noch so. Aus welchem Grund auch immer. Die Kinder wollen gleich raus, auch von der Bildung her, sind schon etwas weiter, aber die Eltern oder die Älteren, sind immer noch so geblieben. Zweite Generation auch noch bisschen. Ich weiß nicht, ob das mit dem Glauben was zu tun hat, aber ich meine irgendwo… MA: Vielleicht auch mit Erfahrungen, die die auch gemacht haben. MK: Denke ich mal. Ich bin auch Moslem, aber ich mache mir da keine – weil ich in Deutschland lebe und Moslem bin – ich muss jetzt nur noch zur Moschee oder zu meinen Landsleuten. Nein, ich kann auch woanders hin. Ich habe damit keine Probleme. MA: Nein, ich meinte vielleicht, dass sie dann eben so schlechte Erfahrungen gemacht haben, keine Wohnung gefunden haben und dann eben nicht das Glück vielleicht hatten, dass sie jemanden dann… ja, kann ja.. sage ich.. manchmal, dass einfach.. oft ist es ja auch ein bisschen so das Schicksal spielt da auch ein bisschen mit. MK: Ja [lacht]. Irgendwo habe ich Glück gehabt. Mit der Arbeit, mit der Wohnung. MA: Ja, man erarbeitet sich das ja auch. Ich meine Sie sind ja auch aktiv geworden, das ist ja dann auch… MK: Ja. Ich habe ja in Jugendzeit hatte wir mal so eine Gruppe. Bzw. eine Dame, eine deutsche Dame, die hat uns, wir waren in so einem Jugendhaus und da hat sie gesagt, irgendwann zusammengerufen, „Wollen wir nicht irgendwas gemeinsam machen, tun?“. Und dann hat sie Theater, Folklore, in der Richtung. Und dann war ich mit einem Kollegen, vielleicht kennen Sie ihn, Said […..???], der macht immer noch weiter mit Jugendarbeit, so Sozialarbeit gemacht. Wir waren zu zweit, da haben wir mit den Jugendlichen Theater gespielt, hübsche Volksmusik haben wir gemacht, Volkstänze haben wir gemacht oder Ausflüge haben wir gemacht. Und die war aber die Gründerin, das war eine Dame, die war wirklich toll. Renate hieß sie, aber mehr weiß ich nicht. Und die hat uns dann in dieses Sozialleben reingezogen, das fand ich sehr gut, doch, ja. Jahrelang haben wir das gemacht. Irgendwann wurde Familie, Kinder, dann sagt man den Jugendlichen, „Ihr macht jetzt weiter“, und haben uns zurückgezogen. War schön, schöne Zeit, ja. MA: Hätten Sie die Möglichkeit gehabt eigentlich auch an einem anderen Ort zu leben, woanders hin zu ziehen so im Laufe der Jahre? MK: Uff, nein. Also ich bin viel weit bin ich in Deutschland eigentlich nicht gekommen. So ein paar Städte habe ich mir mal angekuckt, aber wenn man so sieht auch im Fernsehen oder so Urlaubsland, nein. Irgendwo bin ich froh, dass ich in Mannheim lebe. Mannheim gefällt mir. MA: Was finden Sie so typisch so für Mannheim? MK: Keine Ahnung, weiß nicht. MA: Wenn Sie jetzt so...? MK: Gut, Heidelberg gefällt mir auch, aber ich bin doch irgendwo froh in Mannheim zu leben. Weil ich vielleicht hier aufgewachsen bin, weiß ich nicht. Es kann sein, dass es daran liegt. Weil wenn man sich gut auskennt, ja. Gemütlich hier, ja. MA: Und gibt es irgendeinen Ort in Mannheim, wo Sie sagen würden, das ist so mein Mannheim, das ist so der Ort wo… Wenn Sie jetzt irgendwo ganz woanders wären, dann…? MK: Waldhof. Weil ich hier aufgewachsen bin, ja. In diesem Dreieck Waldhof, Gartenstadt, Käfertal bin ich aufgewachsen. Gut, wir haben uns ja in diesen drei Ecken haben wir unsere Wohnung gesucht, ein Haus gesucht oder was zu kaufen, was mit dem Haushalt nicht ganz in Ordnung war, hat nicht geklappt gehabt am Anfang. Haben wir uns auf Walldorf, Käfertal und Gartenstadt da was gesucht. Gartenstadt wäre auch nicht schlimm gewesen oder Käfertal, ja. MA: Also das ist hier schon so Ihr, Ihr… Also so was Ihnen liegt und…? MK: Ich…es hat mir, also wie soll ich sagen, so leicht wollte ich das hier nicht aufgeben, weil ich jede Ecke, alles hier kenne und hier groß geworden bin. Und meine Eltern haben auch hier gelebt, meine Geschwister. Da sind schon Erinnerungen da, wo man denkt „Ah, kuck mal, damals war es so“, das ist schon... Wenn mein Neffe kommt, der jüngste Neffe, sage ich, „Pass auf, von diesem Baum ist Dein Vater ein paar Mal runtergefallen, von diesem Kirschbaum. Also nicht rauf gehen“. Sehen Sie, da kommen noch Erinnerungen zurück als Kind, was wir da schon erlebt haben. Ja. MA: Und was gefällt Ihnen hier besonders und was gefällt Ihnen nicht, also jetzt an Mannheim überhaupt? MK: An Mannheim, was gefällt mir nicht? Dass, ja, Straßen sind halt nicht mehr wie früher. Wird halt wenig investiert, viele Schlaglöcher. Ja, ansonsten halt… gut, die Verbindungen geht eigentlich, wir sind halt nicht so arg angewiesen auf Straßenbahn oder Bus. Aber mittlerweile wollen sie ja da eine Straßenbahnlinie ziehen. Ja, was gefällt mir nicht? Vielleicht so viele Arbeitslose, leider, obwohl es genug Arbeitsplätze gibt. Ja. Aber nichts Negatives eigentlich so. Mannheim ist schöne Stadt. MA: Haben Sie jemals bedauert, dass Ihre Eltern damals so diese Entscheidung getroffen haben herzukommen? Also dass Ihr Vater.. also haben Sie jemals so gedacht, „Ach“ oder? MK: Nee. Oder manchmal doch. Ich glaube dass, ja, wenn Probleme auftauchen denkt man: „Vater, warum hast Du das getan, wären wir doch in der Heimat geblieben“. Aber ich denke doch, da muss ich ehrlich sein, das kommt dann immer, wenn irgendwelche Probleme aufgetaucht haben. MA: Zum Beispiel? MK: Ja, mit Ausländerfeindlichkeit, das ist eigentlich… Ja, das war das größte Problem. Also wir waren zwar nicht betroffen, aber wenn man so hört von der Umgebung her, von den Nachbarn her, Bekannten, also Landsleuten, da macht man sich schon Gedanken oder Sorgen, ja. Obwohl ich es noch nie so richtig intensiv erlebt habe, Gott sei Dank. Da kommen diese Gedanken, ja. MA: War das jetzt auch wieder mit diesen ganzen NSU-Morden und so Sachen, war das dann auch nochmal ein Thema, dass man so sich so Gedanken mit Leuten, mit denen man sich unterhält? MK: Klar, jaja, man unterhält sich ja. Man liest in der Zeitung, hört im Fernsehen, Medien, und schiebt das nicht weg. Ist klar, man unterhält sich schon, ernsthaft auch unter den Landsleuten, unter den Bekannten, Freunden. Ja, so ist es jetzt die ganzen Jahre geschehen. Das waren wirklich Morde, weil sie eben Ausländer oder Türke oder Grieche waren. Das war ja so richtig gezielt. Da macht man sich schon Sorgen. Ich sag ja, wenn man Familie hat, passt man schon mehr auf. Aber dann, wenn Du dann wieder die Freunde triffst, die deutschen Familien, die Du kennst, sagst Du, das kann es doch nicht sein. Es gibt mal halt Ausnahmen, aber die hätten nicht sein müssen, aber passiert. Aber so kriegt man das Gefühl wieder, Du bist doch irgendwo willkommen, bist doch zu Hause. Ja, da fühlt man sich doch ein bisschen besser. MA: An sich sind wir auch schon durch. MK: Ehrlich? MA: Ja. Wollen Sie noch mehr? [lachen] Wenn Sie wollen, wenn Sie noch mehr zu erzählen haben, sehr gerne, aber ich habe meine… MK: Ich wollte Ihnen einen Tee anbieten, sind wir gar nicht dazu gekommen. MA: [lacht] Ja, ich kann ja noch einen kleinen trinken. MK: Natürlich, gerne. MA: Jedenfalls danke ich Ihnen sehr, dass Sie sich die Zeit genommen haben. MK: Ja, gerne. MA: Danke schön! |